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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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alles aber schon weiter hervor, als ich es in
Liefland und Kurland hinterlassen hatte. Sza-
wel ist unter den Lithauischen Städten ein
ausgezeichneter Ort, der aus der Ferne sogar
eine Art von Ansicht gewährt, weil er eine
steinerne Kirche mit einem Thurm, und ein
paar große steinerne Amts- und herrschaftliche
Gebäude hat. Man fährt durch eine regelmä-
ßige Straße, die sogar gepflastert ist, hinein,
und hat auf beyden Seiten artige Koloni-
stenhäuser, die theils von Handwerkern,
theils von Juden bewohnt werden. Da
aber in Polen nie etwas ganz ordentlich ist,
so zeigen diese Häuser, nach der Straße zu
einen Giebel von Backsteinen, aber die hin-
teren Theile sind ganz von Holz. Die übri-
gen Häuser in der Stadt sind ebenfalls ganz
von Holz und stehen unregelmäßig umher.
Der Marktplatz ist nach Verhältniß sehr groß,
und faßt auf der einen Seite die vorhin er-
wähnten steinernen Häuser, die Kirche und
die Hauptwache. Linker Hand steht eine dop-

alles aber ſchon weiter hervor, als ich es in
Liefland und Kurland hinterlaſſen hatte. Sza-
wel iſt unter den Lithauiſchen Staͤdten ein
ausgezeichneter Ort, der aus der Ferne ſogar
eine Art von Anſicht gewaͤhrt, weil er eine
ſteinerne Kirche mit einem Thurm, und ein
paar große ſteinerne Amts- und herrſchaftliche
Gebaͤude hat. Man faͤhrt durch eine regelmaͤ-
ßige Straße, die ſogar gepflaſtert iſt, hinein,
und hat auf beyden Seiten artige Koloni-
ſtenhaͤuſer, die theils von Handwerkern,
theils von Juden bewohnt werden. Da
aber in Polen nie etwas ganz ordentlich iſt,
ſo zeigen dieſe Haͤuſer, nach der Straße zu
einen Giebel von Backſteinen, aber die hin-
teren Theile ſind ganz von Holz. Die uͤbri-
gen Haͤuſer in der Stadt ſind ebenfalls ganz
von Holz und ſtehen unregelmaͤßig umher.
Der Marktplatz iſt nach Verhaͤltniß ſehr groß,
und faßt auf der einen Seite die vorhin er-
waͤhnten ſteinernen Haͤuſer, die Kirche und
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[11/0029] alles aber ſchon weiter hervor, als ich es in Liefland und Kurland hinterlaſſen hatte. Sza- wel iſt unter den Lithauiſchen Staͤdten ein ausgezeichneter Ort, der aus der Ferne ſogar eine Art von Anſicht gewaͤhrt, weil er eine ſteinerne Kirche mit einem Thurm, und ein paar große ſteinerne Amts- und herrſchaftliche Gebaͤude hat. Man faͤhrt durch eine regelmaͤ- ßige Straße, die ſogar gepflaſtert iſt, hinein, und hat auf beyden Seiten artige Koloni- ſtenhaͤuſer, die theils von Handwerkern, theils von Juden bewohnt werden. Da aber in Polen nie etwas ganz ordentlich iſt, ſo zeigen dieſe Haͤuſer, nach der Straße zu einen Giebel von Backſteinen, aber die hin- teren Theile ſind ganz von Holz. Die uͤbri- gen Haͤuſer in der Stadt ſind ebenfalls ganz von Holz und ſtehen unregelmaͤßig umher. Der Marktplatz iſt nach Verhaͤltniß ſehr groß, und faßt auf der einen Seite die vorhin er- waͤhnten ſteinernen Haͤuſer, die Kirche und die Hauptwache. Linker Hand ſteht eine dop-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/29>, abgerufen am 23.11.2024.