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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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Jm erstern sah ich zuerst die unbeschreibliche
Nachläßigkeit im Forstwesen, oder vielmehr ich
sah, daß gar keine Waldaufsicht da war. Wei-
ter unten werde ich einige Bemerkungen darü-
ber machen, die vielleicht den Einwohnern in
Frankfurt am Mayn, Dresden und Leipzig
Thränen auspressen dürften. Der Weg ist
zwar nicht eigentlich gemacht, aber doch findet
man an beyden Seiten Graben gezogen. Ue-
brigens ist Szadow eine Stadt, wie ungefähr
alle, durch die ich bisher gekommen war. Der
Hauptstock der Einwohner sind abermahls Ju-
den, und durch ihre Hände gehen auch hier
die Kaufmannsgeschäfte aller Art. Auf den
meisten Häusern sind keine Schornsteine; die
Steuereinnehmer müssen also wohl diese Häu-
ser selbst für Rauchfänge nehmen.

Von Szadow nach Beysagoly
(2 Meilen) wird der Weg Sand, der aber
nicht die Tiefe und Feinheit hat, wie der
Potsdammer und Berliner. Abwechselnd fuhr
ich über Hügel und durch Wald. Die Bäume,

Jm erſtern ſah ich zuerſt die unbeſchreibliche
Nachlaͤßigkeit im Forſtweſen, oder vielmehr ich
ſah, daß gar keine Waldaufſicht da war. Wei-
ter unten werde ich einige Bemerkungen daruͤ-
ber machen, die vielleicht den Einwohnern in
Frankfurt am Mayn, Dresden und Leipzig
Thraͤnen auspreſſen duͤrften. Der Weg iſt
zwar nicht eigentlich gemacht, aber doch findet
man an beyden Seiten Graben gezogen. Ue-
brigens iſt Szadow eine Stadt, wie ungefaͤhr
alle, durch die ich bisher gekommen war. Der
Hauptſtock der Einwohner ſind abermahls Ju-
den, und durch ihre Haͤnde gehen auch hier
die Kaufmannsgeſchaͤfte aller Art. Auf den
meiſten Haͤuſern ſind keine Schornſteine; die
Steuereinnehmer muͤſſen alſo wohl dieſe Haͤu-
ſer ſelbſt fuͤr Rauchfaͤnge nehmen.

Von Szadow nach Beyſagoly
(2 Meilen) wird der Weg Sand, der aber
nicht die Tiefe und Feinheit hat, wie der
Potsdammer und Berliner. Abwechſelnd fuhr
ich uͤber Huͤgel und durch Wald. Die Baͤume,

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[15/0033] Jm erſtern ſah ich zuerſt die unbeſchreibliche Nachlaͤßigkeit im Forſtweſen, oder vielmehr ich ſah, daß gar keine Waldaufſicht da war. Wei- ter unten werde ich einige Bemerkungen daruͤ- ber machen, die vielleicht den Einwohnern in Frankfurt am Mayn, Dresden und Leipzig Thraͤnen auspreſſen duͤrften. Der Weg iſt zwar nicht eigentlich gemacht, aber doch findet man an beyden Seiten Graben gezogen. Ue- brigens iſt Szadow eine Stadt, wie ungefaͤhr alle, durch die ich bisher gekommen war. Der Hauptſtock der Einwohner ſind abermahls Ju- den, und durch ihre Haͤnde gehen auch hier die Kaufmannsgeſchaͤfte aller Art. Auf den meiſten Haͤuſern ſind keine Schornſteine; die Steuereinnehmer muͤſſen alſo wohl dieſe Haͤu- ſer ſelbſt fuͤr Rauchfaͤnge nehmen. Von Szadow nach Beyſagoly (2 Meilen) wird der Weg Sand, der aber nicht die Tiefe und Feinheit hat, wie der Potsdammer und Berliner. Abwechſelnd fuhr ich uͤber Huͤgel und durch Wald. Die Baͤume,

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/33>, abgerufen am 21.11.2024.