der verheyrathet, kein Polnisches Blut ein- läßt, (so weit dies zu vermeiden ist) und übri- gens ächt Sächsische Sitte und Mundart bey- behalten hat, wenn auch die Männer sich zum Theil Polnisch kleiden. Nettigkeit und Sau- berkeit zeichnen die Posthäuser, worin sich dies Völkchen befindet, vor allen übrigen in Lithauen sehr vortheilhaft aus.
Bialystok, wo ich Abends um 7 Uhr, nach zurückgelegten 16 Meilen, schon ankam, ist das neueste und artigste Städtchen, das ich bisher angetroffen habe. Es liegt schon in Podlachien. Die Straßen sind gerade und in der Mitte sehr gut gepflastert; die Häuser fast alle regelmäßig, von Backsteinen aufgeführt; in gewissen Entfernungen von einander ab- stehend, und fast alle nach einerley Geschmack erbauet, nämlich den Giebel nach der Straße und Einen Stock hoch. Der Marktplatz ist geräumig und wird durch eine Halle, die ein Thurm ziert, recht artig aufgeputzt. Es war sehr lebhaft. Fast in allen Häusern war Mu-
der verheyrathet, kein Polniſches Blut ein- laͤßt, (ſo weit dies zu vermeiden iſt) und uͤbri- gens aͤcht Saͤchſiſche Sitte und Mundart bey- behalten hat, wenn auch die Maͤnner ſich zum Theil Polniſch kleiden. Nettigkeit und Sau- berkeit zeichnen die Poſthaͤuſer, worin ſich dies Voͤlkchen befindet, vor allen uͤbrigen in Lithauen ſehr vortheilhaft aus.
Bialyſtok, wo ich Abends um 7 Uhr, nach zuruͤckgelegten 16 Meilen, ſchon ankam, iſt das neueſte und artigſte Staͤdtchen, das ich bisher angetroffen habe. Es liegt ſchon in Podlachien. Die Straßen ſind gerade und in der Mitte ſehr gut gepflaſtert; die Haͤuſer faſt alle regelmaͤßig, von Backſteinen aufgefuͤhrt; in gewiſſen Entfernungen von einander ab- ſtehend, und faſt alle nach einerley Geſchmack erbauet, naͤmlich den Giebel nach der Straße und Einen Stock hoch. Der Marktplatz iſt geraͤumig und wird durch eine Halle, die ein Thurm ziert, recht artig aufgeputzt. Es war ſehr lebhaft. Faſt in allen Haͤuſern war Mu-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0064"n="46"/>
der verheyrathet, kein Polniſches Blut ein-<lb/>
laͤßt, (ſo weit dies zu vermeiden iſt) und uͤbri-<lb/>
gens aͤcht Saͤchſiſche Sitte und Mundart bey-<lb/>
behalten hat, wenn auch die Maͤnner ſich zum<lb/>
Theil Polniſch kleiden. Nettigkeit und Sau-<lb/>
berkeit zeichnen die Poſthaͤuſer, worin ſich dies<lb/>
Voͤlkchen befindet, vor allen uͤbrigen in Lithauen<lb/>ſehr vortheilhaft aus.</p><lb/><p><hirendition="#g">Bialyſtok</hi>, wo ich Abends um 7 Uhr,<lb/>
nach zuruͤckgelegten 16 Meilen, ſchon ankam,<lb/>
iſt das neueſte und artigſte Staͤdtchen, das ich<lb/>
bisher angetroffen habe. Es liegt ſchon in<lb/><hirendition="#g">Podlachien</hi>. Die Straßen ſind gerade und<lb/>
in der Mitte ſehr gut gepflaſtert; die Haͤuſer faſt<lb/>
alle regelmaͤßig, von Backſteinen aufgefuͤhrt;<lb/>
in gewiſſen Entfernungen von einander ab-<lb/>ſtehend, und faſt alle nach einerley Geſchmack<lb/>
erbauet, naͤmlich den Giebel nach der Straße<lb/>
und Einen Stock hoch. Der Marktplatz iſt<lb/>
geraͤumig und wird durch eine Halle, die ein<lb/>
Thurm ziert, recht artig aufgeputzt. Es war<lb/>ſehr lebhaft. Faſt in allen Haͤuſern war Mu-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[46/0064]
der verheyrathet, kein Polniſches Blut ein-
laͤßt, (ſo weit dies zu vermeiden iſt) und uͤbri-
gens aͤcht Saͤchſiſche Sitte und Mundart bey-
behalten hat, wenn auch die Maͤnner ſich zum
Theil Polniſch kleiden. Nettigkeit und Sau-
berkeit zeichnen die Poſthaͤuſer, worin ſich dies
Voͤlkchen befindet, vor allen uͤbrigen in Lithauen
ſehr vortheilhaft aus.
Bialyſtok, wo ich Abends um 7 Uhr,
nach zuruͤckgelegten 16 Meilen, ſchon ankam,
iſt das neueſte und artigſte Staͤdtchen, das ich
bisher angetroffen habe. Es liegt ſchon in
Podlachien. Die Straßen ſind gerade und
in der Mitte ſehr gut gepflaſtert; die Haͤuſer faſt
alle regelmaͤßig, von Backſteinen aufgefuͤhrt;
in gewiſſen Entfernungen von einander ab-
ſtehend, und faſt alle nach einerley Geſchmack
erbauet, naͤmlich den Giebel nach der Straße
und Einen Stock hoch. Der Marktplatz iſt
geraͤumig und wird durch eine Halle, die ein
Thurm ziert, recht artig aufgeputzt. Es war
ſehr lebhaft. Faſt in allen Haͤuſern war Mu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/64>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.