aber nicht beschwerlich. Zu Bielsk, der Hauptstadt von Podlachien, wo ich den 5ten May des Morgens ankam, stand eine Ab- theilung von der Polnischen National Reite- rey, die gerade aufzog, um ihren General zu einem Namenstage soldatisch Glück zu wün- schen. Vielleicht ist es hier nicht am unrech- ten Orte, einige Bemerkungen über diese Truppen mitzutheilen.
Die Polen sind geborne Reiter. Daß sie zugleich gute Reiter seyn müssen, macht die Natur ihrer Pferde. Jhr Feuer, ihre Schnel- ligkeit, ihre Hartnäckigkeit erfordern Reitkunst, Muth und Kraft; ihre Dauerhaftigkeit und Genügsamkeit machen sie zu den Beschwerlich- keiten des Krieges ausgezeichnet geschickt, so wie die letztre Eigenschaft erlaubt, sie in Men- ge zu ziehen und solchergestalt fast das ganze Volk beritten zu machen. Da dieses überdies aus dem Ackerbau seine Hauptbeschäftigung macht, da zwey Drittel desselben auf dem plat- ten Lande zerstreut und getrennt wohnen, so
aber nicht beſchwerlich. Zu Bielsk, der Hauptſtadt von Podlachien, wo ich den 5ten May des Morgens ankam, ſtand eine Ab- theilung von der Polniſchen National Reite- rey, die gerade aufzog, um ihren General zu einem Namenstage ſoldatiſch Gluͤck zu wuͤn- ſchen. Vielleicht iſt es hier nicht am unrech- ten Orte, einige Bemerkungen uͤber dieſe Truppen mitzutheilen.
Die Polen ſind geborne Reiter. Daß ſie zugleich gute Reiter ſeyn muͤſſen, macht die Natur ihrer Pferde. Jhr Feuer, ihre Schnel- ligkeit, ihre Hartnaͤckigkeit erfordern Reitkunſt, Muth und Kraft; ihre Dauerhaftigkeit und Genuͤgſamkeit machen ſie zu den Beſchwerlich- keiten des Krieges ausgezeichnet geſchickt, ſo wie die letztre Eigenſchaft erlaubt, ſie in Men- ge zu ziehen und ſolchergeſtalt faſt das ganze Volk beritten zu machen. Da dieſes uͤberdies aus dem Ackerbau ſeine Hauptbeſchaͤftigung macht, da zwey Drittel deſſelben auf dem plat- ten Lande zerſtreut und getrennt wohnen, ſo
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aber nicht beſchwerlich. Zu Bielsk, der
Hauptſtadt von Podlachien, wo ich den 5ten
May des Morgens ankam, ſtand eine Ab-
theilung von der Polniſchen National Reite-
rey, die gerade aufzog, um ihren General zu
einem Namenstage ſoldatiſch Gluͤck zu wuͤn-
ſchen. Vielleicht iſt es hier nicht am unrech-
ten Orte, einige Bemerkungen uͤber dieſe
Truppen mitzutheilen.
Die Polen ſind geborne Reiter. Daß ſie
zugleich gute Reiter ſeyn muͤſſen, macht die
Natur ihrer Pferde. Jhr Feuer, ihre Schnel-
ligkeit, ihre Hartnaͤckigkeit erfordern Reitkunſt,
Muth und Kraft; ihre Dauerhaftigkeit und
Genuͤgſamkeit machen ſie zu den Beſchwerlich-
keiten des Krieges ausgezeichnet geſchickt, ſo
wie die letztre Eigenſchaft erlaubt, ſie in Men-
ge zu ziehen und ſolchergeſtalt faſt das ganze
Volk beritten zu machen. Da dieſes uͤberdies
aus dem Ackerbau ſeine Hauptbeſchaͤftigung
macht, da zwey Drittel deſſelben auf dem plat-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/68>, abgerufen am 17.07.2024.
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