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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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che die kleinern und allerkleinsten in den Vor-
städten sich anschließen; Warschau hingegen
hat solch einen Kern nicht, sondern erscheint
als eine allgemeine Mischung von höchsten und
niedrigsten Häusern, die, weiß, grau und
schwarz, unter einander durch stehen, und wo
nur wenig Straßen, oder vielmehr Theile von
Straßen, in gleicher Höhe hervorragen und
einen lichtern und anständigern Anblick geben.
Bloß die Altstadt zeigt sich als ein Haufen
gleich hoher, aber so zusammen gedrängter,
Häuser, daß man keine Straße darzwischen
wahrnehmen kann.

Um die Stadt her zieht sich an beyden
Seiten bis an die Weichsel eine unübersehli-
che, durch keinen Hügel und kein Gehölz un-
terbrochene, sandige, Fläche, die nur, in den
nächsten Gegenden an der Stadt, durch ange-
pflanzte Alleen etwas bunt gemacht wird.
Diese Alleen sind größestentheils noch jung
und fassen die Wege nach der Stadt ein. Der
Sand ist so tief, als um Berlin, und eben so

che die kleinern und allerkleinſten in den Vor-
ſtaͤdten ſich anſchließen; Warſchau hingegen
hat ſolch einen Kern nicht, ſondern erſcheint
als eine allgemeine Miſchung von hoͤchſten und
niedrigſten Haͤuſern, die, weiß, grau und
ſchwarz, unter einander durch ſtehen, und wo
nur wenig Straßen, oder vielmehr Theile von
Straßen, in gleicher Hoͤhe hervorragen und
einen lichtern und anſtaͤndigern Anblick geben.
Bloß die Altſtadt zeigt ſich als ein Haufen
gleich hoher, aber ſo zuſammen gedraͤngter,
Haͤuſer, daß man keine Straße darzwiſchen
wahrnehmen kann.

Um die Stadt her zieht ſich an beyden
Seiten bis an die Weichſel eine unuͤberſehli-
che, durch keinen Huͤgel und kein Gehoͤlz un-
terbrochene, ſandige, Flaͤche, die nur, in den
naͤchſten Gegenden an der Stadt, durch ange-
pflanzte Alleen etwas bunt gemacht wird.
Dieſe Alleen ſind groͤßeſtentheils noch jung
und faſſen die Wege nach der Stadt ein. Der
Sand iſt ſo tief, als um Berlin, und eben ſo

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[77/0095] che die kleinern und allerkleinſten in den Vor- ſtaͤdten ſich anſchließen; Warſchau hingegen hat ſolch einen Kern nicht, ſondern erſcheint als eine allgemeine Miſchung von hoͤchſten und niedrigſten Haͤuſern, die, weiß, grau und ſchwarz, unter einander durch ſtehen, und wo nur wenig Straßen, oder vielmehr Theile von Straßen, in gleicher Hoͤhe hervorragen und einen lichtern und anſtaͤndigern Anblick geben. Bloß die Altſtadt zeigt ſich als ein Haufen gleich hoher, aber ſo zuſammen gedraͤngter, Haͤuſer, daß man keine Straße darzwiſchen wahrnehmen kann. Um die Stadt her zieht ſich an beyden Seiten bis an die Weichſel eine unuͤberſehli- che, durch keinen Huͤgel und kein Gehoͤlz un- terbrochene, ſandige, Flaͤche, die nur, in den naͤchſten Gegenden an der Stadt, durch ange- pflanzte Alleen etwas bunt gemacht wird. Dieſe Alleen ſind groͤßeſtentheils noch jung und faſſen die Wege nach der Stadt ein. Der Sand iſt ſo tief, als um Berlin, und eben ſo

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/95>, abgerufen am 30.11.2024.