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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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bey Magdeburg unterhalb der Strombrücke
die Elbe bedecken und einen mannigfaltigern
Anblick gewähren.

Was an Pallästen und Häusern in War-
schau neu ist, zeigt großentheils von Geschmack,
Dauer und Wohlhabenheit; was alt ist, hat
alle Vorzüge und Fehler der ältern Bauart.
Wenn jene einen geräumigen Vorhof mit ei-
nem geschmackvollen Korps-de-Logis, zwey
leicht daran gelehnten Seitenflügeln und einem
zierlich gearbeiteten Gitter zur Einfahrt, ein-
schließen: so zeigen die Werke dieser den Cha-
rakter ihrer Zeit: Einfalt, Festigkeit und Hö-
he, aber auch Düsterkeit, Engigkeit und Mi-
schung von Burg und Kloster. Die Bauart
der Häuser ist, wo sie steinern sind, wie die
Berlinische, wo sie hölzern sind, wie die Bau-
art in den böhmischen Dörfern, oder den al-
tenburgischen Wäldern. Backsteine und Kalk
bilden die erstern; über einander gelegte, mit
Moos und Lehm verklebte, Balken, die letz-
tern. Die warschauer Palläste, samt ihrem

bey Magdeburg unterhalb der Strombruͤcke
die Elbe bedecken und einen mannigfaltigern
Anblick gewaͤhren.

Was an Pallaͤſten und Haͤuſern in War-
ſchau neu iſt, zeigt großentheils von Geſchmack,
Dauer und Wohlhabenheit; was alt iſt, hat
alle Vorzuͤge und Fehler der aͤltern Bauart.
Wenn jene einen geraͤumigen Vorhof mit ei-
nem geſchmackvollen Korps-de-Logis, zwey
leicht daran gelehnten Seitenfluͤgeln und einem
zierlich gearbeiteten Gitter zur Einfahrt, ein-
ſchließen: ſo zeigen die Werke dieſer den Cha-
rakter ihrer Zeit: Einfalt, Feſtigkeit und Hoͤ-
he, aber auch Duͤſterkeit, Engigkeit und Mi-
ſchung von Burg und Kloſter. Die Bauart
der Haͤuſer iſt, wo ſie ſteinern ſind, wie die
Berliniſche, wo ſie hoͤlzern ſind, wie die Bau-
art in den boͤhmiſchen Doͤrfern, oder den al-
tenburgiſchen Waͤldern. Backſteine und Kalk
bilden die erſtern; uͤber einander gelegte, mit
Moos und Lehm verklebte, Balken, die letz-
tern. Die warſchauer Pallaͤſte, ſamt ihrem

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[79/0097] bey Magdeburg unterhalb der Strombruͤcke die Elbe bedecken und einen mannigfaltigern Anblick gewaͤhren. Was an Pallaͤſten und Haͤuſern in War- ſchau neu iſt, zeigt großentheils von Geſchmack, Dauer und Wohlhabenheit; was alt iſt, hat alle Vorzuͤge und Fehler der aͤltern Bauart. Wenn jene einen geraͤumigen Vorhof mit ei- nem geſchmackvollen Korps-de-Logis, zwey leicht daran gelehnten Seitenfluͤgeln und einem zierlich gearbeiteten Gitter zur Einfahrt, ein- ſchließen: ſo zeigen die Werke dieſer den Cha- rakter ihrer Zeit: Einfalt, Feſtigkeit und Hoͤ- he, aber auch Duͤſterkeit, Engigkeit und Mi- ſchung von Burg und Kloſter. Die Bauart der Haͤuſer iſt, wo ſie ſteinern ſind, wie die Berliniſche, wo ſie hoͤlzern ſind, wie die Bau- art in den boͤhmiſchen Doͤrfern, oder den al- tenburgiſchen Waͤldern. Backſteine und Kalk bilden die erſtern; uͤber einander gelegte, mit Moos und Lehm verklebte, Balken, die letz- tern. Die warſchauer Pallaͤſte, ſamt ihrem

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/97>, abgerufen am 30.11.2024.