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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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unter den Luftörtern um Warschau bey wei-
tem der glänzendste und besuchteste. Bey gu-
tem Wetter vergeht kein Mittag oder Abend,
wo nicht kleinere und größere Gesellschaften
hier speisten, und die zahlreichsten Pickenicke
werden hier sehr häufig gegeben. Als Teppers
Haus noch stand, wurden alle Luftpartieen und
Pickenicke, die man außerhalb der Stadt ma-
chen wollte, und an denen er selbst und seine
Bekanntschaft Antheil nahm, hieher geleitet
und verlegt, um dem Unternehmer der Wirth-
schaft Einnahme, mithin seinem Schwieger-
sohne Schultz die sichere Zahlung des Pacht-
zinses zu verschaffen. Man übersah diese kauf-
männische Kleinlichkeit, weil sie in diesem Falle
ihren Vortheil mit dem Vergnügen der Ge-
nießer verband, die in der That in Wola eine
bessere Aufnahme, sorgfältigere Bedienung,
aussgesuchtere Speisen und Getränke und ein
angenehmeres Lokale fanden, als sonst irgend-
wo. Es war nicht selten, hier Mittags- und
Nacht-Essen von funfzig bis sechszig Gedecken,

Drittes Heft G

unter den Luftoͤrtern um Warſchau bey wei-
tem der glaͤnzendſte und beſuchteſte. Bey gu-
tem Wetter vergeht kein Mittag oder Abend,
wo nicht kleinere und groͤßere Geſellſchaften
hier ſpeiſten, und die zahlreichſten Pickenicke
werden hier ſehr haͤufig gegeben. Als Teppers
Haus noch ſtand, wurden alle Luftpartieen und
Pickenicke, die man außerhalb der Stadt ma-
chen wollte, und an denen er ſelbſt und ſeine
Bekanntſchaft Antheil nahm, hieher geleitet
und verlegt, um dem Unternehmer der Wirth-
ſchaft Einnahme, mithin ſeinem Schwieger-
ſohne Schultz die ſichere Zahlung des Pacht-
zinſes zu verſchaffen. Man uͤberſah dieſe kauf-
maͤnniſche Kleinlichkeit, weil ſie in dieſem Falle
ihren Vortheil mit dem Vergnuͤgen der Ge-
nießer verband, die in der That in Wola eine
beſſere Aufnahme, ſorgfaͤltigere Bedienung,
auſsgeſuchtere Speiſen und Getraͤnke und ein
angenehmeres Lokale fanden, als ſonſt irgend-
wo. Es war nicht ſelten, hier Mittags- und
Nacht-Eſſen von funfzig bis ſechszig Gedecken,

Drittes Heft G
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[97/0107] unter den Luftoͤrtern um Warſchau bey wei- tem der glaͤnzendſte und beſuchteſte. Bey gu- tem Wetter vergeht kein Mittag oder Abend, wo nicht kleinere und groͤßere Geſellſchaften hier ſpeiſten, und die zahlreichſten Pickenicke werden hier ſehr haͤufig gegeben. Als Teppers Haus noch ſtand, wurden alle Luftpartieen und Pickenicke, die man außerhalb der Stadt ma- chen wollte, und an denen er ſelbſt und ſeine Bekanntſchaft Antheil nahm, hieher geleitet und verlegt, um dem Unternehmer der Wirth- ſchaft Einnahme, mithin ſeinem Schwieger- ſohne Schultz die ſichere Zahlung des Pacht- zinſes zu verſchaffen. Man uͤberſah dieſe kauf- maͤnniſche Kleinlichkeit, weil ſie in dieſem Falle ihren Vortheil mit dem Vergnuͤgen der Ge- nießer verband, die in der That in Wola eine beſſere Aufnahme, ſorgfaͤltigere Bedienung, auſsgeſuchtere Speiſen und Getraͤnke und ein angenehmeres Lokale fanden, als ſonſt irgend- wo. Es war nicht ſelten, hier Mittags- und Nacht-Eſſen von funfzig bis ſechszig Gedecken, Drittes Heft G

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/107>, abgerufen am 21.11.2024.