Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.Warschau fünf und neunzig Kirchen, Kapellen Wenn in Jtalien und Deutschland nichts Warſchau fuͤnf und neunzig Kirchen, Kapellen Wenn in Jtalien und Deutſchland nichts <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0116" n="106"/> Warſchau fuͤnf und neunzig Kirchen, Kapellen<lb/> und Pallaͤſte einſchließt, als daß Rom drey-<lb/> hundert und fuͤnf und vierzig Kirchen und Ka-<lb/> pellen und hundert und ſechs und vierzig Pal-<lb/> laͤſte zaͤhlt.</p><lb/> <p>Wenn in Jtalien und Deutſchland nichts<lb/> wohlfeiler iſt, als Erziehung und Aufſicht uͤber<lb/> die Kinder, ſo iſt in Polen nichts theurer.<lb/> Dort wimmelt es auf allen Straßen von Ab-<lb/> baten und Kandidaten, die fuͤr einen Spott-<lb/> preis das muͤhſamſte aller Geſchaͤfte uͤberneh-<lb/> men, und Geſchicklichkeit und Kenntniſſe aller<lb/> Art, oft in einem ausgezeichneten Grade, da-<lb/> zu beſitzen; hier ſind dergleichen Subjekte,<lb/> ſelbſt von der gemeinen Art, ſelten, und man<lb/> iſt auf die Welt- und Ordensgeiſtlichen einge-<lb/> ſchraͤnkt, die ſich mit Unterricht abgeben. For-<lb/> dert man Sitten, ſogenannte galante Kennt-<lb/> niſſe und Sprachen, ſo leiſten ſie keine Genuͤ-<lb/> ge; man iſt gezwungen, Hofmeiſter aus Deutſch-<lb/> land, Frankreich und Jtalien, mit großen Ko-<lb/> ſten, kommen zu laſſen, und ſie ſo zu beſolden,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0116]
Warſchau fuͤnf und neunzig Kirchen, Kapellen
und Pallaͤſte einſchließt, als daß Rom drey-
hundert und fuͤnf und vierzig Kirchen und Ka-
pellen und hundert und ſechs und vierzig Pal-
laͤſte zaͤhlt.
Wenn in Jtalien und Deutſchland nichts
wohlfeiler iſt, als Erziehung und Aufſicht uͤber
die Kinder, ſo iſt in Polen nichts theurer.
Dort wimmelt es auf allen Straßen von Ab-
baten und Kandidaten, die fuͤr einen Spott-
preis das muͤhſamſte aller Geſchaͤfte uͤberneh-
men, und Geſchicklichkeit und Kenntniſſe aller
Art, oft in einem ausgezeichneten Grade, da-
zu beſitzen; hier ſind dergleichen Subjekte,
ſelbſt von der gemeinen Art, ſelten, und man
iſt auf die Welt- und Ordensgeiſtlichen einge-
ſchraͤnkt, die ſich mit Unterricht abgeben. For-
dert man Sitten, ſogenannte galante Kennt-
niſſe und Sprachen, ſo leiſten ſie keine Genuͤ-
ge; man iſt gezwungen, Hofmeiſter aus Deutſch-
land, Frankreich und Jtalien, mit großen Ko-
ſten, kommen zu laſſen, und ſie ſo zu beſolden,
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