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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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mal, nach der eingeführten Ordnung, mit ei-
nem Geistlichen besetzt werden mußte. Kollon-
tay, als bloßer Referendar, wurde einem Bi-
schofe vorgezogen, und erhielt diese Würde.
Da, bey Vergebung der aufgegangenen Bis-
thümer, besonders Rücksicht auf die Kanzler
vom geistlichen Stande genommen wird, so
konnte ihm ein solches nicht entgehen und er
sahe nun die baldige Erreichung seines Ziels
vor sich. Seine Thätigkeit für die potriotische
Partey wuchs dadurch, seine Grundsätze wur-
den bekannter und stürmischer, er schonte Ruß-
land weniger und er versperrte sich dadurch auf
immer den Weg zu einer Aussöhnung. Von
dem Augenblick an, war sein Schicksal an das
Schicksal der Patrioten gebunden, und er
dürfte deshalb einer der letzten seyn, die ihre
Versuche, sich von Rußland unabhängig zu
machen, aufgeben werden.

Sein Charakter und die Natur seiner Va-
terlandsliebe spiegeln sich in diesen Angaben
deutlich genug. Es ist kaum nöthig, hinzu zu

Viertes Heft. M

mal, nach der eingefuͤhrten Ordnung, mit ei-
nem Geiſtlichen beſetzt werden mußte. Kollon-
tay, als bloßer Referendar, wurde einem Bi-
ſchofe vorgezogen, und erhielt dieſe Wuͤrde.
Da, bey Vergebung der aufgegangenen Bis-
thuͤmer, beſonders Ruͤckſicht auf die Kanzler
vom geiſtlichen Stande genommen wird, ſo
konnte ihm ein ſolches nicht entgehen und er
ſahe nun die baldige Erreichung ſeines Ziels
vor ſich. Seine Thaͤtigkeit fuͤr die potriotiſche
Partey wuchs dadurch, ſeine Grundſaͤtze wur-
den bekannter und ſtuͤrmiſcher, er ſchonte Ruß-
land weniger und er verſperrte ſich dadurch auf
immer den Weg zu einer Ausſoͤhnung. Von
dem Augenblick an, war ſein Schickſal an das
Schickſal der Patrioten gebunden, und er
duͤrfte deshalb einer der letzten ſeyn, die ihre
Verſuche, ſich von Rußland unabhaͤngig zu
machen, aufgeben werden.

Sein Charakter und die Natur ſeiner Va-
terlandsliebe ſpiegeln ſich in dieſen Angaben
deutlich genug. Es iſt kaum noͤthig, hinzu zu

Viertes Heft. M
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[177/0187] mal, nach der eingefuͤhrten Ordnung, mit ei- nem Geiſtlichen beſetzt werden mußte. Kollon- tay, als bloßer Referendar, wurde einem Bi- ſchofe vorgezogen, und erhielt dieſe Wuͤrde. Da, bey Vergebung der aufgegangenen Bis- thuͤmer, beſonders Ruͤckſicht auf die Kanzler vom geiſtlichen Stande genommen wird, ſo konnte ihm ein ſolches nicht entgehen und er ſahe nun die baldige Erreichung ſeines Ziels vor ſich. Seine Thaͤtigkeit fuͤr die potriotiſche Partey wuchs dadurch, ſeine Grundſaͤtze wur- den bekannter und ſtuͤrmiſcher, er ſchonte Ruß- land weniger und er verſperrte ſich dadurch auf immer den Weg zu einer Ausſoͤhnung. Von dem Augenblick an, war ſein Schickſal an das Schickſal der Patrioten gebunden, und er duͤrfte deshalb einer der letzten ſeyn, die ihre Verſuche, ſich von Rußland unabhaͤngig zu machen, aufgeben werden. Sein Charakter und die Natur ſeiner Va- terlandsliebe ſpiegeln ſich in dieſen Angaben deutlich genug. Es iſt kaum noͤthig, hinzu zu Viertes Heft. M

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/187>, abgerufen am 09.11.2024.