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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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rung man besonders durch die Feder wirken
ließ. Der theatralischen Arbeiten des Nimcze-
wicz, die ihm, bey seiner emphatischen Nation,
den Beynamen des polnischen Shakespears ver-
schaften, habe ich oben erwähnt. Jhre große
Wirkung lag nicht in ihrer innern Vorzüglich-
keit, sondern in der Lokalität, in der damali-
gen Stimmung der Nation, in den Anspie-
lungen, und in den Anwendungen, die man
machen konnte. Weissenhof arbeitete
sehr viel als Mitglied des Konstitutions-Aus-
schusses, und als Mitherausgeber der Natio-
nalzeitung. Eben so Mostowski. Alle drey
waren als Redner so beliebt, daß ihre Lands-
leute allgemein behaupteten, sie hätten die Kür-
ze, den Nachdruck und die Eleganz Cicero's
in die polnische Sprache übergetragen.

Matuczewicz, auch noch ein junger
Mann, glänzte bey seinen Landsleuten durch
ungefähr eben die Talente.

Wibicki, Stellvertreter der großpolnischen
Städte am Reichstage, war älter (schon in

rung man beſonders durch die Feder wirken
ließ. Der theatraliſchen Arbeiten des Nimcze-
wicz, die ihm, bey ſeiner emphatiſchen Nation,
den Beynamen des polniſchen Shakeſpears ver-
ſchaften, habe ich oben erwaͤhnt. Jhre große
Wirkung lag nicht in ihrer innern Vorzuͤglich-
keit, ſondern in der Lokalitaͤt, in der damali-
gen Stimmung der Nation, in den Anſpie-
lungen, und in den Anwendungen, die man
machen konnte. Weiſſenhof arbeitete
ſehr viel als Mitglied des Konſtitutions-Aus-
ſchuſſes, und als Mitherausgeber der Natio-
nalzeitung. Eben ſo Moſtowski. Alle drey
waren als Redner ſo beliebt, daß ihre Lands-
leute allgemein behaupteten, ſie haͤtten die Kuͤr-
ze, den Nachdruck und die Eleganz Cicero's
in die polniſche Sprache uͤbergetragen.

Matuczewicz, auch noch ein junger
Mann, glaͤnzte bey ſeinen Landsleuten durch
ungefaͤhr eben die Talente.

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Staͤdte am Reichstage, war aͤlter (ſchon in

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[187/0197] rung man beſonders durch die Feder wirken ließ. Der theatraliſchen Arbeiten des Nimcze- wicz, die ihm, bey ſeiner emphatiſchen Nation, den Beynamen des polniſchen Shakeſpears ver- ſchaften, habe ich oben erwaͤhnt. Jhre große Wirkung lag nicht in ihrer innern Vorzuͤglich- keit, ſondern in der Lokalitaͤt, in der damali- gen Stimmung der Nation, in den Anſpie- lungen, und in den Anwendungen, die man machen konnte. Weiſſenhof arbeitete ſehr viel als Mitglied des Konſtitutions-Aus- ſchuſſes, und als Mitherausgeber der Natio- nalzeitung. Eben ſo Moſtowski. Alle drey waren als Redner ſo beliebt, daß ihre Lands- leute allgemein behaupteten, ſie haͤtten die Kuͤr- ze, den Nachdruck und die Eleganz Cicero's in die polniſche Sprache uͤbergetragen. Matuczewicz, auch noch ein junger Mann, glaͤnzte bey ſeinen Landsleuten durch ungefaͤhr eben die Talente. Wibicki, Stellvertreter der großpolniſchen Staͤdte am Reichstage, war aͤlter (ſchon in

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/197>, abgerufen am 22.12.2024.