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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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Worte: denen die Begriffe einer schwerfälligen
Theologie, und ein dickes, träges Blut diese
Verbindung tragisch machen, die doch einen
großen Zusatz sinnlicher Freuden verlangt, wenn
sie ihren eigentlichen Zweck erreichen soll. So
pedantisch sind die Schlesier (darum doch gute
Christen) bey weitem nicht, und es giebt auf
dem Lande und unter dem Volke selten einen
Bräutigam, der nicht, eine längere oder kür-
zere Zeit vorher, in einer verliebten Verbin-
dung mit seiner Braut gestanden hätte.

Der gesellschaftliche Ton des Adels und der
höhern Staatsbeamten vom Civile und Mili-
tare, die zusammen halten, unterscheidet sich
in Breslau von dem Ton eben dieser Klassen
in allen übrigen beträchtlichen preußischen Pro-
vinzialstädten, z. B. in Königsberg, Stettin,
Magdeburg, nur durch fast unmerkliche Schat-
tierungen. Thee, Spiel und Tanz sind auch
hier ihre Erholung. Eine gewisse Steifigkeit
und Breite in den Manieren fällt hier einiger-
maßen auf, wenn man an die Berliner Ge-

Worte: denen die Begriffe einer ſchwerfaͤlligen
Theologie, und ein dickes, traͤges Blut dieſe
Verbindung tragiſch machen, die doch einen
großen Zuſatz ſinnlicher Freuden verlangt, wenn
ſie ihren eigentlichen Zweck erreichen ſoll. So
pedantiſch ſind die Schleſier (darum doch gute
Chriſten) bey weitem nicht, und es giebt auf
dem Lande und unter dem Volke ſelten einen
Braͤutigam, der nicht, eine laͤngere oder kuͤr-
zere Zeit vorher, in einer verliebten Verbin-
dung mit ſeiner Braut geſtanden haͤtte.

Der geſellſchaftliche Ton des Adels und der
hoͤhern Staatsbeamten vom Civile und Mili-
tare, die zuſammen halten, unterſcheidet ſich
in Breslau von dem Ton eben dieſer Klaſſen
in allen uͤbrigen betraͤchtlichen preußiſchen Pro-
vinzialſtaͤdten, z. B. in Koͤnigsberg, Stettin,
Magdeburg, nur durch faſt unmerkliche Schat-
tierungen. Thee, Spiel und Tanz ſind auch
hier ihre Erholung. Eine gewiſſe Steifigkeit
und Breite in den Manieren faͤllt hier einiger-
maßen auf, wenn man an die Berliner Ge-

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[220/0230] Worte: denen die Begriffe einer ſchwerfaͤlligen Theologie, und ein dickes, traͤges Blut dieſe Verbindung tragiſch machen, die doch einen großen Zuſatz ſinnlicher Freuden verlangt, wenn ſie ihren eigentlichen Zweck erreichen ſoll. So pedantiſch ſind die Schleſier (darum doch gute Chriſten) bey weitem nicht, und es giebt auf dem Lande und unter dem Volke ſelten einen Braͤutigam, der nicht, eine laͤngere oder kuͤr- zere Zeit vorher, in einer verliebten Verbin- dung mit ſeiner Braut geſtanden haͤtte. Der geſellſchaftliche Ton des Adels und der hoͤhern Staatsbeamten vom Civile und Mili- tare, die zuſammen halten, unterſcheidet ſich in Breslau von dem Ton eben dieſer Klaſſen in allen uͤbrigen betraͤchtlichen preußiſchen Pro- vinzialſtaͤdten, z. B. in Koͤnigsberg, Stettin, Magdeburg, nur durch faſt unmerkliche Schat- tierungen. Thee, Spiel und Tanz ſind auch hier ihre Erholung. Eine gewiſſe Steifigkeit und Breite in den Manieren faͤllt hier einiger- maßen auf, wenn man an die Berliner Ge-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/230>, abgerufen am 22.12.2024.