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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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   Troppach bis Streitberg, der nächsten
Post, (2 M.) wird der Weg an sich eine
wahre Hölle. Er fängt mit Steinen an und
endigt mit Steinen. Man erhebt sich auf
Felsentrümmer bergan, und muß fürchten,
von Felsenstücken, die zur Seite kahl hervor-
ragen, überstürzt zu werden. Gegen die Hälfte
des Postlaufs fährt man über solch einen rau-
hen Berg selbst hinab, und nirgends ist die
mindeste Spur, daß man auch nur daran ge-
dacht hätte, diesen gefährlichen Weg zu ver-
bessern. Man muß an, neben und über Ber-
ge hin, deren verwitterte Gerippe, theils zer-
borsten, theils zerbröckelt, theils in zerrissenen
Massen, theils konisch, theils pyramidalisch
auf schreckenden Grundlagen da stehen, und,
durch den nächsten Windstoß erschüttert, her-
ab zu stürzen drohen. Man behält eine alte
Burg zur Seite und fühlt sich auf einmal auf
den Schauplatz des Faustrechts versetzt; aber
diese ängstliche Täuschung dauert nicht lange,
weil man glücklicherweise durch die umliegen-

Fünftes Heft. H

   Troppach bis Streitberg, der naͤchſten
Poſt, (2 M.) wird der Weg an ſich eine
wahre Hoͤlle. Er faͤngt mit Steinen an und
endigt mit Steinen. Man erhebt ſich auf
Felſentruͤmmer bergan, und muß fuͤrchten,
von Felſenſtuͤcken, die zur Seite kahl hervor-
ragen, uͤberſtuͤrzt zu werden. Gegen die Haͤlfte
des Poſtlaufs faͤhrt man uͤber ſolch einen rau-
hen Berg ſelbſt hinab, und nirgends iſt die
mindeſte Spur, daß man auch nur daran ge-
dacht haͤtte, dieſen gefaͤhrlichen Weg zu ver-
beſſern. Man muß an, neben und uͤber Ber-
ge hin, deren verwitterte Gerippe, theils zer-
borſten, theils zerbroͤckelt, theils in zerriſſenen
Maſſen, theils koniſch, theils pyramidaliſch
auf ſchreckenden Grundlagen da ſtehen, und,
durch den naͤchſten Windſtoß erſchuͤttert, her-
ab zu ſtuͤrzen drohen. Man behaͤlt eine alte
Burg zur Seite und fuͤhlt ſich auf einmal auf
den Schauplatz des Fauſtrechts verſetzt; aber
dieſe aͤngſtliche Taͤuſchung dauert nicht lange,
weil man gluͤcklicherweiſe durch die umliegen-

Fuͤnftes Heft. H
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[113/0121] Troppach bis Streitberg, der naͤchſten Poſt, (2 M.) wird der Weg an ſich eine wahre Hoͤlle. Er faͤngt mit Steinen an und endigt mit Steinen. Man erhebt ſich auf Felſentruͤmmer bergan, und muß fuͤrchten, von Felſenſtuͤcken, die zur Seite kahl hervor- ragen, uͤberſtuͤrzt zu werden. Gegen die Haͤlfte des Poſtlaufs faͤhrt man uͤber ſolch einen rau- hen Berg ſelbſt hinab, und nirgends iſt die mindeſte Spur, daß man auch nur daran ge- dacht haͤtte, dieſen gefaͤhrlichen Weg zu ver- beſſern. Man muß an, neben und uͤber Ber- ge hin, deren verwitterte Gerippe, theils zer- borſten, theils zerbroͤckelt, theils in zerriſſenen Maſſen, theils koniſch, theils pyramidaliſch auf ſchreckenden Grundlagen da ſtehen, und, durch den naͤchſten Windſtoß erſchuͤttert, her- ab zu ſtuͤrzen drohen. Man behaͤlt eine alte Burg zur Seite und fuͤhlt ſich auf einmal auf den Schauplatz des Fauſtrechts verſetzt; aber dieſe aͤngſtliche Taͤuſchung dauert nicht lange, weil man gluͤcklicherweiſe durch die umliegen- Fuͤnftes Heft. H

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/121>, abgerufen am 21.11.2024.