Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

mers in Lustschiffen, und des Winters Schlitt-
schuh. Auf jenem Tanzsaale machte ich eine
Bemerkung, die auf den Ton in Nürnberg
einen hellen Blick thun läßt: die Musikanten,
die zum Tanz aufspielten, hatten dabey große
Tabackspfeifen im Munde. -- Und doch tanz-
ten ein paar Gerichtsfähige, und an dem
einen Ende des Saals saß eine ganze Gesell-
schaft von Herren und Damen aus den al-
ten Geschlechtern
.

Die Johannesfelder und der Irr-
hayn
bey Krafthof werden auch oft besucht.
Letzterer ist ein geräumiger Platz, der dem
Pegnitzischen Blumenorden gehört und mit
Alleen, Lauben, Pavillons, Berceaus und ei-
nem Labyrinth verziert ist. Ein in der That
sehr angenehmer Aufenthalt, der für jeder-
mann offen steht, wenn jene Gesellschaft nicht
gerade selbst sich dort befindet.

Zum Lobe der öffentlichen Sittlichkeit
der Nürnberger bemerke ich noch, daß es in
ihrer Stadt keine liederlichen Häuser giebt.

mers in Luſtſchiffen, und des Winters Schlitt-
ſchuh. Auf jenem Tanzſaale machte ich eine
Bemerkung, die auf den Ton in Nuͤrnberg
einen hellen Blick thun laͤßt: die Muſikanten,
die zum Tanz aufſpielten, hatten dabey große
Tabackspfeifen im Munde. — Und doch tanz-
ten ein paar Gerichtsfaͤhige, und an dem
einen Ende des Saals ſaß eine ganze Geſell-
ſchaft von Herren und Damen aus den al-
ten Geſchlechtern
.

Die Johannesfelder und der Irr-
hayn
bey Krafthof werden auch oft beſucht.
Letzterer iſt ein geraͤumiger Platz, der dem
Pegnitziſchen Blumenorden gehoͤrt und mit
Alleen, Lauben, Pavillons, Berceaus und ei-
nem Labyrinth verziert iſt. Ein in der That
ſehr angenehmer Aufenthalt, der fuͤr jeder-
mann offen ſteht, wenn jene Geſellſchaft nicht
gerade ſelbſt ſich dort befindet.

Zum Lobe der oͤffentlichen Sittlichkeit
der Nuͤrnberger bemerke ich noch, daß es in
ihrer Stadt keine liederlichen Haͤuſer giebt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0182" n="174"/>
mers in Lu&#x017F;t&#x017F;chiffen, und des Winters Schlitt-<lb/>
&#x017F;chuh. Auf jenem Tanz&#x017F;aale machte ich eine<lb/>
Bemerkung, die auf den Ton in Nu&#x0364;rnberg<lb/>
einen hellen Blick thun la&#x0364;ßt: die Mu&#x017F;ikanten,<lb/>
die zum Tanz auf&#x017F;pielten, hatten dabey große<lb/>
Tabackspfeifen im Munde. &#x2014; Und doch tanz-<lb/>
ten ein paar <hi rendition="#g">Gerichtsfa&#x0364;hige</hi>, und an dem<lb/>
einen Ende des Saals &#x017F;aß eine ganze Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft von Herren und Damen aus den <hi rendition="#g">al-<lb/>
ten Ge&#x017F;chlechtern</hi>.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Johannesfelder</hi> und der <hi rendition="#g">Irr-<lb/>
hayn</hi> bey Krafthof werden auch oft be&#x017F;ucht.<lb/>
Letzterer i&#x017F;t ein gera&#x0364;umiger Platz, der dem<lb/>
Pegnitzi&#x017F;chen Blumenorden geho&#x0364;rt und mit<lb/>
Alleen, Lauben, Pavillons, Berceaus und ei-<lb/>
nem Labyrinth verziert i&#x017F;t. Ein in der That<lb/>
&#x017F;ehr angenehmer Aufenthalt, der fu&#x0364;r jeder-<lb/>
mann offen &#x017F;teht, wenn jene Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft nicht<lb/>
gerade &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich dort befindet.</p><lb/>
              <p>Zum Lobe der <hi rendition="#g">o&#x0364;ffentlichen</hi> Sittlichkeit<lb/>
der Nu&#x0364;rnberger bemerke ich noch, daß es in<lb/>
ihrer Stadt keine liederlichen Ha&#x0364;u&#x017F;er giebt.</p><lb/>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0182] mers in Luſtſchiffen, und des Winters Schlitt- ſchuh. Auf jenem Tanzſaale machte ich eine Bemerkung, die auf den Ton in Nuͤrnberg einen hellen Blick thun laͤßt: die Muſikanten, die zum Tanz aufſpielten, hatten dabey große Tabackspfeifen im Munde. — Und doch tanz- ten ein paar Gerichtsfaͤhige, und an dem einen Ende des Saals ſaß eine ganze Geſell- ſchaft von Herren und Damen aus den al- ten Geſchlechtern. Die Johannesfelder und der Irr- hayn bey Krafthof werden auch oft beſucht. Letzterer iſt ein geraͤumiger Platz, der dem Pegnitziſchen Blumenorden gehoͤrt und mit Alleen, Lauben, Pavillons, Berceaus und ei- nem Labyrinth verziert iſt. Ein in der That ſehr angenehmer Aufenthalt, der fuͤr jeder- mann offen ſteht, wenn jene Geſellſchaft nicht gerade ſelbſt ſich dort befindet. Zum Lobe der oͤffentlichen Sittlichkeit der Nuͤrnberger bemerke ich noch, daß es in ihrer Stadt keine liederlichen Haͤuſer giebt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/182
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/182>, abgerufen am 04.12.2024.