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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Stadt gesehen zu haben. In gleichem trauri-
gen Zustande fand ich den zur Stadt gehöri-
gen Galgen, was den Einwohnern weit rühm-
licher ist, als der armselige Zustand ihrer
Stadt. Bald nachher erblickt man auf einer
Anhöhe Schambach, die letzte Post vor Re-
gensburg. Der Weg bis zur letztern Stadt
(3 M.) ist sehr angenehm, besonders um und
hinter dem Dorfe Teutlingen, das zwischen
Anhöhen und Felsen, und zum Theil von letz-
tern wie erdrückt, da liegt. Die Dämmerung
war im Anbruche, als ich hier durchkam, und
sie vermehrte das schauerlich-romantische der
Gegend in einem hohen Grade. Man fährt
endlich über die Nab in das Thal hinab, wo-
rin Regensburg liegt, und ich übersah noch
den Spiegel der Donau, an dessen entfernte-
stem Rande der letzte Schimmer des Tages
zitternd flimmerte. Man kömmt durch Stadt-
am-Hof
, einen kurbayer'schen Ort, der auf
dem disseitigen Ufer der Donau liegt, und der
armen Reichsstadt gleichsam auf den Nacken

Stadt geſehen zu haben. In gleichem trauri-
gen Zuſtande fand ich den zur Stadt gehoͤri-
gen Galgen, was den Einwohnern weit ruͤhm-
licher iſt, als der armſelige Zuſtand ihrer
Stadt. Bald nachher erblickt man auf einer
Anhoͤhe Schambach, die letzte Poſt vor Re-
gensburg. Der Weg bis zur letztern Stadt
(3 M.) iſt ſehr angenehm, beſonders um und
hinter dem Dorfe Teutlingen, das zwiſchen
Anhoͤhen und Felſen, und zum Theil von letz-
tern wie erdruͤckt, da liegt. Die Daͤmmerung
war im Anbruche, als ich hier durchkam, und
ſie vermehrte das ſchauerlich-romantiſche der
Gegend in einem hohen Grade. Man faͤhrt
endlich uͤber die Nab in das Thal hinab, wo-
rin Regensburg liegt, und ich uͤberſah noch
den Spiegel der Donau, an deſſen entfernte-
ſtem Rande der letzte Schimmer des Tages
zitternd flimmerte. Man koͤmmt durch Stadt-
am-Hof
, einen kurbayer'ſchen Ort, der auf
dem diſſeitigen Ufer der Donau liegt, und der
armen Reichsſtadt gleichſam auf den Nacken

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[185/0193] Stadt geſehen zu haben. In gleichem trauri- gen Zuſtande fand ich den zur Stadt gehoͤri- gen Galgen, was den Einwohnern weit ruͤhm- licher iſt, als der armſelige Zuſtand ihrer Stadt. Bald nachher erblickt man auf einer Anhoͤhe Schambach, die letzte Poſt vor Re- gensburg. Der Weg bis zur letztern Stadt (3 M.) iſt ſehr angenehm, beſonders um und hinter dem Dorfe Teutlingen, das zwiſchen Anhoͤhen und Felſen, und zum Theil von letz- tern wie erdruͤckt, da liegt. Die Daͤmmerung war im Anbruche, als ich hier durchkam, und ſie vermehrte das ſchauerlich-romantiſche der Gegend in einem hohen Grade. Man faͤhrt endlich uͤber die Nab in das Thal hinab, wo- rin Regensburg liegt, und ich uͤberſah noch den Spiegel der Donau, an deſſen entfernte- ſtem Rande der letzte Schimmer des Tages zitternd flimmerte. Man koͤmmt durch Stadt- am-Hof, einen kurbayer'ſchen Ort, der auf dem diſſeitigen Ufer der Donau liegt, und der armen Reichsſtadt gleichſam auf den Nacken

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/193>, abgerufen am 04.12.2024.