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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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chen ließ. Es zeigten sich mehrere Wege für
Fußgänger und Fahrende, die, nach allen Sei-
ten, den Wald durchschnitten. Ich wählte
den, der nach dem Gipfel führte, und auf
diesem ward ich für meine etwas beschwerliche
Reise abermals durch eine Aussicht belohnt, die
zwar keine ganz neuen Gegenstände, aber doch
die vorigen, mit einer veränderten Ordnung
und Mannigfaltigkeit, darbot. Eine Strecke
abwärts von dem Gipfel fand ich, an dem
steilen, felsigten Abhange des Berges, ein
Ueberbleibsel von der ältern Kriegsbaukunst. Es
ist eine Art von fester Burg, zu der, über ei-
nen Graben, eine Zugbrücke führt. Sie heißt
das Franciskus-Schlößchen, hat aber
längst aufgehört, oder vielmehr nie angefangen,
ihre Bestimmung zu erfüllen. Diese sollte,
nach einer Inschrift über dem Thore, seyn:
nicht nur die Stadt, sondern auch die ganze
Nachbarschaft, vor Gefahr zu sichern und sie
durch einen ewigern Frieden (pace aeterni-
ore
) zu decken. Ihre ganze gegenwärtige Be-

chen ließ. Es zeigten ſich mehrere Wege fuͤr
Fußgaͤnger und Fahrende, die, nach allen Sei-
ten, den Wald durchſchnitten. Ich waͤhlte
den, der nach dem Gipfel fuͤhrte, und auf
dieſem ward ich fuͤr meine etwas beſchwerliche
Reiſe abermals durch eine Ausſicht belohnt, die
zwar keine ganz neuen Gegenſtaͤnde, aber doch
die vorigen, mit einer veraͤnderten Ordnung
und Mannigfaltigkeit, darbot. Eine Strecke
abwaͤrts von dem Gipfel fand ich, an dem
ſteilen, felſigten Abhange des Berges, ein
Ueberbleibſel von der aͤltern Kriegsbaukunſt. Es
iſt eine Art von feſter Burg, zu der, uͤber ei-
nen Graben, eine Zugbruͤcke fuͤhrt. Sie heißt
das Franciskus-Schloͤßchen, hat aber
laͤngſt aufgehoͤrt, oder vielmehr nie angefangen,
ihre Beſtimmung zu erfuͤllen. Dieſe ſollte,
nach einer Inſchrift uͤber dem Thore, ſeyn:
nicht nur die Stadt, ſondern auch die ganze
Nachbarſchaft, vor Gefahr zu ſichern und ſie
durch einen ewigern Frieden (pace aeterni-
ore
) zu decken. Ihre ganze gegenwaͤrtige Be-

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[22/0294] chen ließ. Es zeigten ſich mehrere Wege fuͤr Fußgaͤnger und Fahrende, die, nach allen Sei- ten, den Wald durchſchnitten. Ich waͤhlte den, der nach dem Gipfel fuͤhrte, und auf dieſem ward ich fuͤr meine etwas beſchwerliche Reiſe abermals durch eine Ausſicht belohnt, die zwar keine ganz neuen Gegenſtaͤnde, aber doch die vorigen, mit einer veraͤnderten Ordnung und Mannigfaltigkeit, darbot. Eine Strecke abwaͤrts von dem Gipfel fand ich, an dem ſteilen, felſigten Abhange des Berges, ein Ueberbleibſel von der aͤltern Kriegsbaukunſt. Es iſt eine Art von feſter Burg, zu der, uͤber ei- nen Graben, eine Zugbruͤcke fuͤhrt. Sie heißt das Franciskus-Schloͤßchen, hat aber laͤngſt aufgehoͤrt, oder vielmehr nie angefangen, ihre Beſtimmung zu erfuͤllen. Dieſe ſollte, nach einer Inſchrift uͤber dem Thore, ſeyn: nicht nur die Stadt, ſondern auch die ganze Nachbarſchaft, vor Gefahr zu ſichern und ſie durch einen ewigern Frieden (pace aeterni- ore) zu decken. Ihre ganze gegenwaͤrtige Be-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/294>, abgerufen am 21.11.2024.