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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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dischen Haarputz und einem spanischen Rohre;
aber dieses veralteten Glanzes ungeachtet schä-
men sie sich nicht, ihren Ehehälften, die ganz
altbürgerlich gekleidet sind, und in einem kur-
zen Kamisol von Seide oder Zitz, mit drey
kurzen Röcken über einander, die gewöhnliche
Salzburgische gehörnte Haube von schwarzen
Flor, oder was es sonst seyn mag, auf dem
Kopf einherschreiten, den Arm zu geben und
mit ihnen spatzieren zu gehen. Das Aeußere
dieser Klassen ist übrigens gutmüthig, beschei-
den, ernsthaft, ruhig und bedächtig; und diese
Züge scheinen mir in der That den Charakter
des eigentlichen Salzburgers zu bilden.

Die Salzburger, die vor nicht langer Zeit
wegen ihrer Unduldsamkeit in übelem Rufe
standen, verdienen nun ganz davon losgespro-
chen zu werden. Sie verdanken auch dies, wie
so vieles andre, dem jetzt regierenden Fürsten.
Er selbst gab die Losung zu einer bessern Ein-
sicht in das Wesentliche der Religion, indem
er eine Menge abergläubischer Gebräuche ab-

diſchen Haarputz und einem ſpaniſchen Rohre;
aber dieſes veralteten Glanzes ungeachtet ſchaͤ-
men ſie ſich nicht, ihren Ehehaͤlften, die ganz
altbuͤrgerlich gekleidet ſind, und in einem kur-
zen Kamiſol von Seide oder Zitz, mit drey
kurzen Roͤcken uͤber einander, die gewoͤhnliche
Salzburgiſche gehoͤrnte Haube von ſchwarzen
Flor, oder was es ſonſt ſeyn mag, auf dem
Kopf einherſchreiten, den Arm zu geben und
mit ihnen ſpatzieren zu gehen. Das Aeußere
dieſer Klaſſen iſt uͤbrigens gutmuͤthig, beſchei-
den, ernſthaft, ruhig und bedaͤchtig; und dieſe
Zuͤge ſcheinen mir in der That den Charakter
des eigentlichen Salzburgers zu bilden.

Die Salzburger, die vor nicht langer Zeit
wegen ihrer Unduldſamkeit in uͤbelem Rufe
ſtanden, verdienen nun ganz davon losgeſpro-
chen zu werden. Sie verdanken auch dies, wie
ſo vieles andre, dem jetzt regierenden Fuͤrſten.
Er ſelbſt gab die Loſung zu einer beſſern Ein-
ſicht in das Weſentliche der Religion, indem
er eine Menge aberglaͤubiſcher Gebraͤuche ab-

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[98/0370] diſchen Haarputz und einem ſpaniſchen Rohre; aber dieſes veralteten Glanzes ungeachtet ſchaͤ- men ſie ſich nicht, ihren Ehehaͤlften, die ganz altbuͤrgerlich gekleidet ſind, und in einem kur- zen Kamiſol von Seide oder Zitz, mit drey kurzen Roͤcken uͤber einander, die gewoͤhnliche Salzburgiſche gehoͤrnte Haube von ſchwarzen Flor, oder was es ſonſt ſeyn mag, auf dem Kopf einherſchreiten, den Arm zu geben und mit ihnen ſpatzieren zu gehen. Das Aeußere dieſer Klaſſen iſt uͤbrigens gutmuͤthig, beſchei- den, ernſthaft, ruhig und bedaͤchtig; und dieſe Zuͤge ſcheinen mir in der That den Charakter des eigentlichen Salzburgers zu bilden. Die Salzburger, die vor nicht langer Zeit wegen ihrer Unduldſamkeit in uͤbelem Rufe ſtanden, verdienen nun ganz davon losgeſpro- chen zu werden. Sie verdanken auch dies, wie ſo vieles andre, dem jetzt regierenden Fuͤrſten. Er ſelbſt gab die Loſung zu einer beſſern Ein- ſicht in das Weſentliche der Religion, indem er eine Menge aberglaͤubiſcher Gebraͤuche ab-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/370>, abgerufen am 24.11.2024.