beyde Hälften der Stadt und die angränzen- den bunten Gegenden umspannen kann. Zu meinen Füßen erblickte ich einen Garten, des- sen Lage und Aufputz mir auffielen und den ich zu sehen wünschte. Ich erfuhr von meinem Begleiter, daß er mit zu Eigen gehöre, weil ihn der Besitzer des letztern vor kurzem dazu gekauft habe; und er führte mich den Berg hinunter, über eine Brücke, in denselben. Es ist wahr, man hätte diesen nicht großen Platz kaum artiger und mannichfacher benutzen kön- nen. Sein Lokal ist uneben und man muß häufig hinauf und herabsteigen, aber jeder Punkt bietet eine neue kleine Anlage dar. Bald stößt man auf eine Einsiedlerklause, bald auf ein Lustwäldchen, bald auf eine Erhöhung mit Weinstöcken besetzt, bald auf einen Was- serfall, bald auf ein Bauerhäuschen, das mit Geschmack ausgeziert ist, bald wiederum auf ein Blumenbeet, auf künstliche Trümmer, Lau- ben, Treibhäuser, auf einen Thurm und einen Grabhügel -- mit einem Worte, die Kunst
beyde Haͤlften der Stadt und die angraͤnzen- den bunten Gegenden umſpannen kann. Zu meinen Fuͤßen erblickte ich einen Garten, deſ- ſen Lage und Aufputz mir auffielen und den ich zu ſehen wuͤnſchte. Ich erfuhr von meinem Begleiter, daß er mit zu Eigen gehoͤre, weil ihn der Beſitzer des letztern vor kurzem dazu gekauft habe; und er fuͤhrte mich den Berg hinunter, uͤber eine Bruͤcke, in denſelben. Es iſt wahr, man haͤtte dieſen nicht großen Platz kaum artiger und mannichfacher benutzen koͤn- nen. Sein Lokal iſt uneben und man muß haͤufig hinauf und herabſteigen, aber jeder Punkt bietet eine neue kleine Anlage dar. Bald ſtoͤßt man auf eine Einſiedlerklauſe, bald auf ein Luſtwaͤldchen, bald auf eine Erhoͤhung mit Weinſtoͤcken beſetzt, bald auf einen Waſ- ſerfall, bald auf ein Bauerhaͤuschen, das mit Geſchmack ausgeziert iſt, bald wiederum auf ein Blumenbeet, auf kuͤnſtliche Truͤmmer, Lau- ben, Treibhaͤuſer, auf einen Thurm und einen Grabhuͤgel — mit einem Worte, die Kunſt
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0376"n="104"/>
beyde Haͤlften der Stadt und die angraͤnzen-<lb/>
den bunten Gegenden umſpannen kann. Zu<lb/>
meinen Fuͤßen erblickte ich einen Garten, deſ-<lb/>ſen Lage und Aufputz mir auffielen und den<lb/>
ich zu ſehen wuͤnſchte. Ich erfuhr von meinem<lb/>
Begleiter, daß er mit zu <hirendition="#g">Eigen</hi> gehoͤre, weil<lb/>
ihn der Beſitzer des letztern vor kurzem dazu<lb/>
gekauft habe; und er fuͤhrte mich den Berg<lb/>
hinunter, uͤber eine Bruͤcke, in denſelben. Es<lb/>
iſt wahr, man haͤtte dieſen nicht großen Platz<lb/>
kaum artiger und mannichfacher benutzen koͤn-<lb/>
nen. Sein Lokal iſt uneben und man muß<lb/>
haͤufig hinauf und herabſteigen, aber jeder<lb/>
Punkt bietet eine neue kleine Anlage dar.<lb/>
Bald ſtoͤßt man auf eine Einſiedlerklauſe, bald<lb/>
auf ein Luſtwaͤldchen, bald auf eine Erhoͤhung<lb/>
mit Weinſtoͤcken beſetzt, bald auf einen Waſ-<lb/>ſerfall, bald auf ein Bauerhaͤuschen, das mit<lb/>
Geſchmack ausgeziert iſt, bald wiederum auf<lb/>
ein Blumenbeet, auf kuͤnſtliche Truͤmmer, Lau-<lb/>
ben, Treibhaͤuſer, auf einen Thurm und einen<lb/>
Grabhuͤgel — mit einem Worte, die Kunſt<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[104/0376]
beyde Haͤlften der Stadt und die angraͤnzen-
den bunten Gegenden umſpannen kann. Zu
meinen Fuͤßen erblickte ich einen Garten, deſ-
ſen Lage und Aufputz mir auffielen und den
ich zu ſehen wuͤnſchte. Ich erfuhr von meinem
Begleiter, daß er mit zu Eigen gehoͤre, weil
ihn der Beſitzer des letztern vor kurzem dazu
gekauft habe; und er fuͤhrte mich den Berg
hinunter, uͤber eine Bruͤcke, in denſelben. Es
iſt wahr, man haͤtte dieſen nicht großen Platz
kaum artiger und mannichfacher benutzen koͤn-
nen. Sein Lokal iſt uneben und man muß
haͤufig hinauf und herabſteigen, aber jeder
Punkt bietet eine neue kleine Anlage dar.
Bald ſtoͤßt man auf eine Einſiedlerklauſe, bald
auf ein Luſtwaͤldchen, bald auf eine Erhoͤhung
mit Weinſtoͤcken beſetzt, bald auf einen Waſ-
ſerfall, bald auf ein Bauerhaͤuschen, das mit
Geſchmack ausgeziert iſt, bald wiederum auf
ein Blumenbeet, auf kuͤnſtliche Truͤmmer, Lau-
ben, Treibhaͤuſer, auf einen Thurm und einen
Grabhuͤgel — mit einem Worte, die Kunſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/376>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.