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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Hälfte meiner Baarschaft abzufinden mir im-
mer getraue, so fuhr ich sehr ruhig weiter;
da ferner meine gegenwärtige Lage und Stim-
mung, jugendlicher Eindrücke wegen, einen
gewissen Reiz für mich hatten, den ich als
Mann noch nicht ganz unstatthaft fand, so
konnte ich noch während dreyer Posten dieses
Vergnügens genießen. Denn die Gegenden mit
ihren Schatten dauerten so fort bis über Fran-
kenmarkt
und Vöcklabrück (2 M.) zwey
unbeträchtliche Flecken, beyde mit Postwechsel,
hinaus, indem mildere und sanftere Anhöhen,
weitere und engere Thäler, immer vor mir
und an meiner Seite blieben. Von Lambach,
dem dritten Postwechsel, (3 M.) aus, ward
es lichter am Himmel und auf dem Boden,
und schon zeigten sich mir die äußersten Rük-
ken der Gebirge, an deren Fuße die Donau
hinfließt. Sie zogen sich halbkreisförmig um
niedrigere Anhöhen und Thäler herum, wäh-
rend in meiner Nähe der Boden bald sich
sanft erhob, bald sich in die fruchtbarsten Nie-

Haͤlfte meiner Baarſchaft abzufinden mir im-
mer getraue, ſo fuhr ich ſehr ruhig weiter;
da ferner meine gegenwaͤrtige Lage und Stim-
mung, jugendlicher Eindruͤcke wegen, einen
gewiſſen Reiz fuͤr mich hatten, den ich als
Mann noch nicht ganz unſtatthaft fand, ſo
konnte ich noch waͤhrend dreyer Poſten dieſes
Vergnuͤgens genießen. Denn die Gegenden mit
ihren Schatten dauerten ſo fort bis uͤber Fran-
kenmarkt
und Voͤcklabruͤck (2 M.) zwey
unbetraͤchtliche Flecken, beyde mit Poſtwechſel,
hinaus, indem mildere und ſanftere Anhoͤhen,
weitere und engere Thaͤler, immer vor mir
und an meiner Seite blieben. Von Lambach,
dem dritten Poſtwechſel, (3 M.) aus, ward
es lichter am Himmel und auf dem Boden,
und ſchon zeigten ſich mir die aͤußerſten Ruͤk-
ken der Gebirge, an deren Fuße die Donau
hinfließt. Sie zogen ſich halbkreisfoͤrmig um
niedrigere Anhoͤhen und Thaͤler herum, waͤh-
rend in meiner Naͤhe der Boden bald ſich
ſanft erhob, bald ſich in die fruchtbarſten Nie-

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[123/0395] Haͤlfte meiner Baarſchaft abzufinden mir im- mer getraue, ſo fuhr ich ſehr ruhig weiter; da ferner meine gegenwaͤrtige Lage und Stim- mung, jugendlicher Eindruͤcke wegen, einen gewiſſen Reiz fuͤr mich hatten, den ich als Mann noch nicht ganz unſtatthaft fand, ſo konnte ich noch waͤhrend dreyer Poſten dieſes Vergnuͤgens genießen. Denn die Gegenden mit ihren Schatten dauerten ſo fort bis uͤber Fran- kenmarkt und Voͤcklabruͤck (2 M.) zwey unbetraͤchtliche Flecken, beyde mit Poſtwechſel, hinaus, indem mildere und ſanftere Anhoͤhen, weitere und engere Thaͤler, immer vor mir und an meiner Seite blieben. Von Lambach, dem dritten Poſtwechſel, (3 M.) aus, ward es lichter am Himmel und auf dem Boden, und ſchon zeigten ſich mir die aͤußerſten Ruͤk- ken der Gebirge, an deren Fuße die Donau hinfließt. Sie zogen ſich halbkreisfoͤrmig um niedrigere Anhoͤhen und Thaͤler herum, waͤh- rend in meiner Naͤhe der Boden bald ſich ſanft erhob, bald ſich in die fruchtbarſten Nie-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/395>, abgerufen am 24.11.2024.