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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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in der That von großer Ausführung ist, nicht
bemerkt; doch ist für die innere Verschönerung
und Vollendung mancher ältern viel gethan
worden. Man weiß, daß ihrer eine gute An-
zahl in Wien selbst vorhanden ist, daß aber
ihre beschränkte Lage ihrer Ansicht großen
Schaden thut. Sie sind übrigens im Durch-
schnitt groß, haben zum Theil prächtige Vor-
derseiten und einige sogar beträchtliche Hof-
räume, die mit Säulen umstellt sind. Ihre
innere Einrichtung und Vertheilung ist meist
heiter und bequem; aber bey dem allen sind sie
voller Unpäßlichkeiten in Absicht der Säulenord-
nung und der Verzierungen, die überhaupt einen
gewissen schweren und überladenen Anblick ge-
ben. Der Baumeister der hervorstechendsten
unter den ältern, war Bernhard Fischer
von Erlach
, dessen Geschmack bey weitem
nicht der reinste und richtigste war, wenn man
auch den von ihm vorhandenen Pallästen und
Kirchen den Vorzug nicht absprechen kann, daß
sie aus der Ferne das Auge trefflich füllen. We-

in der That von großer Ausfuͤhrung iſt, nicht
bemerkt; doch iſt fuͤr die innere Verſchoͤnerung
und Vollendung mancher aͤltern viel gethan
worden. Man weiß, daß ihrer eine gute An-
zahl in Wien ſelbſt vorhanden iſt, daß aber
ihre beſchraͤnkte Lage ihrer Anſicht großen
Schaden thut. Sie ſind uͤbrigens im Durch-
ſchnitt groß, haben zum Theil praͤchtige Vor-
derſeiten und einige ſogar betraͤchtliche Hof-
raͤume, die mit Saͤulen umſtellt ſind. Ihre
innere Einrichtung und Vertheilung iſt meiſt
heiter und bequem; aber bey dem allen ſind ſie
voller Unpaͤßlichkeiten in Abſicht der Saͤulenord-
nung und der Verzierungen, die uͤberhaupt einen
gewiſſen ſchweren und uͤberladenen Anblick ge-
ben. Der Baumeiſter der hervorſtechendſten
unter den aͤltern, war Bernhard Fiſcher
von Erlach
, deſſen Geſchmack bey weitem
nicht der reinſte und richtigſte war, wenn man
auch den von ihm vorhandenen Pallaͤſten und
Kirchen den Vorzug nicht abſprechen kann, daß
ſie aus der Ferne das Auge trefflich fuͤllen. We-

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[154/0426] in der That von großer Ausfuͤhrung iſt, nicht bemerkt; doch iſt fuͤr die innere Verſchoͤnerung und Vollendung mancher aͤltern viel gethan worden. Man weiß, daß ihrer eine gute An- zahl in Wien ſelbſt vorhanden iſt, daß aber ihre beſchraͤnkte Lage ihrer Anſicht großen Schaden thut. Sie ſind uͤbrigens im Durch- ſchnitt groß, haben zum Theil praͤchtige Vor- derſeiten und einige ſogar betraͤchtliche Hof- raͤume, die mit Saͤulen umſtellt ſind. Ihre innere Einrichtung und Vertheilung iſt meiſt heiter und bequem; aber bey dem allen ſind ſie voller Unpaͤßlichkeiten in Abſicht der Saͤulenord- nung und der Verzierungen, die uͤberhaupt einen gewiſſen ſchweren und uͤberladenen Anblick ge- ben. Der Baumeiſter der hervorſtechendſten unter den aͤltern, war Bernhard Fiſcher von Erlach, deſſen Geſchmack bey weitem nicht der reinſte und richtigſte war, wenn man auch den von ihm vorhandenen Pallaͤſten und Kirchen den Vorzug nicht abſprechen kann, daß ſie aus der Ferne das Auge trefflich fuͤllen. We-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/426>, abgerufen am 25.11.2024.