wöhnlichen Wildmärkte strotzen von Hirsch- schlägeln, Schweinskeulen, Rehrücken und Hackschköpfen, aber auch von den saftigsten Frischlingen, von Fasanen, die mit dem fein- sten Wachs überblasen scheinen, von Repp- hühnern und Auerhähnen; die Fleischbänke sind immer gefüllt und immer geleert; Sülzen und Würste, geräucherte Zungen, Kaiserfleisch und Schmalz hängen und stehen und liegen an den Seiten der Straßen herum, und fette Män- ner und Weiber sind unaufhörlich beschäftigt, zu schneiden und zu wiegen, während ganze Züge von gemästeten ungarischen Ochsen sich stutzig vorbey drängen und, mit Heuwagen, Kohl- körben und Mehlsäcken vermischt, den Kram der Brotsitzerinnen herunterreissen und ihre Kipfel und Laibel über die Straße streuen.
Die Menschen auf den Straßen sind alle, jeder nach seinem Stande, sauber gekleidet. Die Köchin tritt in Seide einher, das Stu- benmädchen in Musselin; erstre mit einer von Gold starrenden Haube, letztre im nettesten
woͤhnlichen Wildmaͤrkte ſtrotzen von Hirſch- ſchlaͤgeln, Schweinskeulen, Rehruͤcken und Hackſchkoͤpfen, aber auch von den ſaftigſten Friſchlingen, von Faſanen, die mit dem fein- ſten Wachs uͤberblaſen ſcheinen, von Repp- huͤhnern und Auerhaͤhnen; die Fleiſchbaͤnke ſind immer gefuͤllt und immer geleert; Suͤlzen und Wuͤrſte, geraͤucherte Zungen, Kaiſerfleiſch und Schmalz haͤngen und ſtehen und liegen an den Seiten der Straßen herum, und fette Maͤn- ner und Weiber ſind unaufhoͤrlich beſchaͤftigt, zu ſchneiden und zu wiegen, waͤhrend ganze Zuͤge von gemaͤſteten ungariſchen Ochſen ſich ſtutzig vorbey draͤngen und, mit Heuwagen, Kohl- koͤrben und Mehlſaͤcken vermiſcht, den Kram der Brotſitzerinnen herunterreiſſen und ihre Kipfel und Laibel uͤber die Straße ſtreuen.
Die Menſchen auf den Straßen ſind alle, jeder nach ſeinem Stande, ſauber gekleidet. Die Koͤchin tritt in Seide einher, das Stu- benmaͤdchen in Muſſelin; erſtre mit einer von Gold ſtarrenden Haube, letztre im netteſten
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0443"n="171"/>
woͤhnlichen Wildmaͤrkte ſtrotzen von Hirſch-<lb/>ſchlaͤgeln, Schweinskeulen, Rehruͤcken und<lb/>
Hackſchkoͤpfen, aber auch von den ſaftigſten<lb/>
Friſchlingen, von Faſanen, die mit dem fein-<lb/>ſten Wachs uͤberblaſen ſcheinen, von Repp-<lb/>
huͤhnern und Auerhaͤhnen; die Fleiſchbaͤnke ſind<lb/>
immer gefuͤllt und immer geleert; Suͤlzen und<lb/>
Wuͤrſte, geraͤucherte Zungen, Kaiſerfleiſch und<lb/>
Schmalz haͤngen und ſtehen und liegen an den<lb/>
Seiten der Straßen herum, und fette Maͤn-<lb/>
ner und Weiber ſind unaufhoͤrlich beſchaͤftigt,<lb/>
zu ſchneiden und zu wiegen, waͤhrend ganze<lb/>
Zuͤge von gemaͤſteten ungariſchen Ochſen ſich<lb/>ſtutzig vorbey draͤngen und, mit Heuwagen, Kohl-<lb/>
koͤrben und Mehlſaͤcken vermiſcht, den Kram der<lb/><hirendition="#g">Brotſitzerinnen</hi> herunterreiſſen und ihre<lb/><hirendition="#g">Kipfel</hi> und <hirendition="#g">Laibel</hi> uͤber die Straße ſtreuen.</p><lb/><p>Die Menſchen auf den Straßen ſind alle,<lb/>
jeder nach ſeinem Stande, ſauber gekleidet.<lb/>
Die Koͤchin tritt in Seide einher, das Stu-<lb/>
benmaͤdchen in Muſſelin; erſtre mit einer von<lb/>
Gold ſtarrenden Haube, letztre im netteſten<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[171/0443]
woͤhnlichen Wildmaͤrkte ſtrotzen von Hirſch-
ſchlaͤgeln, Schweinskeulen, Rehruͤcken und
Hackſchkoͤpfen, aber auch von den ſaftigſten
Friſchlingen, von Faſanen, die mit dem fein-
ſten Wachs uͤberblaſen ſcheinen, von Repp-
huͤhnern und Auerhaͤhnen; die Fleiſchbaͤnke ſind
immer gefuͤllt und immer geleert; Suͤlzen und
Wuͤrſte, geraͤucherte Zungen, Kaiſerfleiſch und
Schmalz haͤngen und ſtehen und liegen an den
Seiten der Straßen herum, und fette Maͤn-
ner und Weiber ſind unaufhoͤrlich beſchaͤftigt,
zu ſchneiden und zu wiegen, waͤhrend ganze
Zuͤge von gemaͤſteten ungariſchen Ochſen ſich
ſtutzig vorbey draͤngen und, mit Heuwagen, Kohl-
koͤrben und Mehlſaͤcken vermiſcht, den Kram der
Brotſitzerinnen herunterreiſſen und ihre
Kipfel und Laibel uͤber die Straße ſtreuen.
Die Menſchen auf den Straßen ſind alle,
jeder nach ſeinem Stande, ſauber gekleidet.
Die Koͤchin tritt in Seide einher, das Stu-
benmaͤdchen in Muſſelin; erſtre mit einer von
Gold ſtarrenden Haube, letztre im netteſten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/443>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.