Die Nachdrucker im Großen sind übrigens jetzt in Wien abgestorben. Ungeheure aber schlecht berechnete, Unternehmungen ha- ben sie theils geschwächt, theils ganz zu Grun- de gerichtet. Das letzte Glück machten die Troppauer Nachdrücke, die Geschichte, Geographie und Naturbeschreibung enthielten, und in kurzem Vier, nachher aber Sechs und mehr Tausend Abnehmer, großentheils in Wien selbst, fanden. Wenn diese Nachdrücke über- haupt den übrigen deutschen Verlegern und Gelehrten schadeten, so nutzten sie wieder- um den Einwohnern von Wien und von Oesterreich überhaupt, indem sie diese theils mit manchem Buche bekannt machten, das ihnen unbekannt geblieben seyn würde, theils ihnen ganze Sammlungen davon um einen höchst billigen Preis verschafften. Eben diese Nachdrücke bewirkten schon unter Joseph, daß man kleine Bibliotheken mit zum Hausrathe rechnete, und daß selbst Bürger dergleichen anlegten. Häufiger finden sie sich noch bey
Die Nachdrucker im Großen ſind uͤbrigens jetzt in Wien abgeſtorben. Ungeheure aber ſchlecht berechnete, Unternehmungen ha- ben ſie theils geſchwaͤcht, theils ganz zu Grun- de gerichtet. Das letzte Gluͤck machten die Troppauer Nachdruͤcke, die Geſchichte, Geographie und Naturbeſchreibung enthielten, und in kurzem Vier, nachher aber Sechs und mehr Tauſend Abnehmer, großentheils in Wien ſelbſt, fanden. Wenn dieſe Nachdruͤcke uͤber- haupt den uͤbrigen deutſchen Verlegern und Gelehrten ſchadeten, ſo nutzten ſie wieder- um den Einwohnern von Wien und von Oeſterreich uͤberhaupt, indem ſie dieſe theils mit manchem Buche bekannt machten, das ihnen unbekannt geblieben ſeyn wuͤrde, theils ihnen ganze Sammlungen davon um einen hoͤchſt billigen Preis verſchafften. Eben dieſe Nachdruͤcke bewirkten ſchon unter Joſeph, daß man kleine Bibliotheken mit zum Hausrathe rechnete, und daß ſelbſt Buͤrger dergleichen anlegten. Haͤufiger finden ſie ſich noch bey
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Die Nachdrucker im Großen ſind
uͤbrigens jetzt in Wien abgeſtorben. Ungeheure
aber ſchlecht berechnete, Unternehmungen ha-
ben ſie theils geſchwaͤcht, theils ganz zu Grun-
de gerichtet. Das letzte Gluͤck machten die
Troppauer Nachdruͤcke, die Geſchichte,
Geographie und Naturbeſchreibung enthielten,
und in kurzem Vier, nachher aber Sechs und
mehr Tauſend Abnehmer, großentheils in Wien
ſelbſt, fanden. Wenn dieſe Nachdruͤcke uͤber-
haupt den uͤbrigen deutſchen Verlegern und
Gelehrten ſchadeten, ſo nutzten ſie wieder-
um den Einwohnern von Wien und von
Oeſterreich uͤberhaupt, indem ſie dieſe theils
mit manchem Buche bekannt machten, das
ihnen unbekannt geblieben ſeyn wuͤrde, theils
ihnen ganze Sammlungen davon um einen
hoͤchſt billigen Preis verſchafften. Eben dieſe
Nachdruͤcke bewirkten ſchon unter Joſeph, daß
man kleine Bibliotheken mit zum Hausrathe
rechnete, und daß ſelbſt Buͤrger dergleichen
anlegten. Haͤufiger finden ſie ſich noch bey
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/509>, abgerufen am 22.11.2024.
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