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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Man fährt nun in einem Thale fort, das
eine einzige zusammenhangende blumigte Wiese
bildet, die von dem Gränzbache durchschlungen
wird. Der Weg führte links am Abhange
hin und war stellenweise gefährlich. Es ward
schon dunkel, als ich vor Niederwiesen-
thal
ankam. Der Weg war allmählig berg-
an gestiegen. Das Thal hatte sich verengert
und erschien jetzt mehr mit Bäumen besetzt.
Unter diesen standen Schmelzhütten herum,
aus denen von Zeit zu Zeit Flammen hervor-
schossen, welche die Dunkelheit des schwarzen
Waldes vermehrten. Der Weg führte dazwi-
schen hindurch nach Oberwiesenthal. Auf
beyden Seiten nichts als schwarze Häuser und
schwarze Menschen, glühende Essen, umher-
sprühende Funken und das Gerassel und Po-
chen der Hammerwerke. Endlich kam ich nach
Oberwiesenthal, das, in einer beträchtlichen
Länge, theils im Thale, theils am Abhange
der Anhöhen liegt, schwarz, ungepflastert, und
mit schwarzen, lärmenden Einwohnern besetzt

Man faͤhrt nun in einem Thale fort, das
eine einzige zuſammenhangende blumigte Wieſe
bildet, die von dem Graͤnzbache durchſchlungen
wird. Der Weg fuͤhrte links am Abhange
hin und war ſtellenweiſe gefaͤhrlich. Es ward
ſchon dunkel, als ich vor Niederwieſen-
thal
ankam. Der Weg war allmaͤhlig berg-
an geſtiegen. Das Thal hatte ſich verengert
und erſchien jetzt mehr mit Baͤumen beſetzt.
Unter dieſen ſtanden Schmelzhuͤtten herum,
aus denen von Zeit zu Zeit Flammen hervor-
ſchoſſen, welche die Dunkelheit des ſchwarzen
Waldes vermehrten. Der Weg fuͤhrte dazwi-
ſchen hindurch nach Oberwieſenthal. Auf
beyden Seiten nichts als ſchwarze Haͤuſer und
ſchwarze Menſchen, gluͤhende Eſſen, umher-
ſpruͤhende Funken und das Geraſſel und Po-
chen der Hammerwerke. Endlich kam ich nach
Oberwieſenthal, das, in einer betraͤchtlichen
Laͤnge, theils im Thale, theils am Abhange
der Anhoͤhen liegt, ſchwarz, ungepflaſtert, und
mit ſchwarzen, laͤrmenden Einwohnern beſetzt

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[47/0055] Man faͤhrt nun in einem Thale fort, das eine einzige zuſammenhangende blumigte Wieſe bildet, die von dem Graͤnzbache durchſchlungen wird. Der Weg fuͤhrte links am Abhange hin und war ſtellenweiſe gefaͤhrlich. Es ward ſchon dunkel, als ich vor Niederwieſen- thal ankam. Der Weg war allmaͤhlig berg- an geſtiegen. Das Thal hatte ſich verengert und erſchien jetzt mehr mit Baͤumen beſetzt. Unter dieſen ſtanden Schmelzhuͤtten herum, aus denen von Zeit zu Zeit Flammen hervor- ſchoſſen, welche die Dunkelheit des ſchwarzen Waldes vermehrten. Der Weg fuͤhrte dazwi- ſchen hindurch nach Oberwieſenthal. Auf beyden Seiten nichts als ſchwarze Haͤuſer und ſchwarze Menſchen, gluͤhende Eſſen, umher- ſpruͤhende Funken und das Geraſſel und Po- chen der Hammerwerke. Endlich kam ich nach Oberwieſenthal, das, in einer betraͤchtlichen Laͤnge, theils im Thale, theils am Abhange der Anhoͤhen liegt, ſchwarz, ungepflaſtert, und mit ſchwarzen, laͤrmenden Einwohnern beſetzt

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/55>, abgerufen am 21.11.2024.