genannt, das ziemlich weiläuftig und noch be- wohnt ist, auf einem Felsen liegt.
Von Kolman aus wird das Thal, worin man sich befindet, immer enger, und nach ei- ner halben Stunde Weg, drängen sich die Berge so zusammen, daß man gar keinen Durchgang mehr siehet. Die Eysack rauscht in eine schwarze Schlucht hinein und zugleich kündigt sich an, was man in derselben zu er- warten hat. Auf beyden Seiten erscheinen Felsenstücke, wie herabgestreuet. Man fährt theils zwischen Felsenwänden, die einem über dem Kopfe hangen, theils zwischen Haufen auf einander gethürmter Felsentrümmer, die am Wege emporragen, oder im Flusse liegen. Andere, unter dem Gipfel der Berge hangen- de, Felsenmassen, scheinen nur auf den ersten Windstoß, oder auf den neuen Fall eines Felsenstückes von oben zu warten, um ebenfalls herabzuschießen. Wo dergleichen gefährliche Stellen sich finden, da hat man Gnadenbilder hingepflanzt, oder Marien, oder andere Hei-
genannt, das ziemlich weilaͤuftig und noch be- wohnt iſt, auf einem Felſen liegt.
Von Kolman aus wird das Thal, worin man ſich befindet, immer enger, und nach ei- ner halben Stunde Weg, draͤngen ſich die Berge ſo zuſammen, daß man gar keinen Durchgang mehr ſiehet. Die Eyſack rauſcht in eine ſchwarze Schlucht hinein und zugleich kuͤndigt ſich an, was man in derſelben zu er- warten hat. Auf beyden Seiten erſcheinen Felſenſtuͤcke, wie herabgeſtreuet. Man faͤhrt theils zwiſchen Felſenwaͤnden, die einem uͤber dem Kopfe hangen, theils zwiſchen Haufen auf einander gethuͤrmter Felſentruͤmmer, die am Wege emporragen, oder im Fluſſe liegen. Andere, unter dem Gipfel der Berge hangen- de, Felſenmaſſen, ſcheinen nur auf den erſten Windſtoß, oder auf den neuen Fall eines Felſenſtuͤckes von oben zu warten, um ebenfalls herabzuſchießen. Wo dergleichen gefaͤhrliche Stellen ſich finden, da hat man Gnadenbilder hingepflanzt, oder Marien, oder andere Hei-
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[294/0566]
genannt, das ziemlich weilaͤuftig und noch be-
wohnt iſt, auf einem Felſen liegt.
Von Kolman aus wird das Thal, worin
man ſich befindet, immer enger, und nach ei-
ner halben Stunde Weg, draͤngen ſich die
Berge ſo zuſammen, daß man gar keinen
Durchgang mehr ſiehet. Die Eyſack rauſcht
in eine ſchwarze Schlucht hinein und zugleich
kuͤndigt ſich an, was man in derſelben zu er-
warten hat. Auf beyden Seiten erſcheinen
Felſenſtuͤcke, wie herabgeſtreuet. Man faͤhrt
theils zwiſchen Felſenwaͤnden, die einem uͤber
dem Kopfe hangen, theils zwiſchen Haufen
auf einander gethuͤrmter Felſentruͤmmer, die
am Wege emporragen, oder im Fluſſe liegen.
Andere, unter dem Gipfel der Berge hangen-
de, Felſenmaſſen, ſcheinen nur auf den erſten
Windſtoß, oder auf den neuen Fall eines
Felſenſtuͤckes von oben zu warten, um ebenfalls
herabzuſchießen. Wo dergleichen gefaͤhrliche
Stellen ſich finden, da hat man Gnadenbilder
hingepflanzt, oder Marien, oder andere Hei-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/566>, abgerufen am 21.11.2024.
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