Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].
7. Lieber meynst du wol zu habenStetig diese Himmels-Gnad/ Daß du stets deß Geistes Gaben Spürest nach der Ubelthat? Wann du die nun nicht wirst sehen/ Must du kläglich untergehen. 8. Nein/ ich wil euch gerne lassenEure Weißheit und Verstand; Laß mich diß in Einfalt fassen/ (Werd' ich schon ein Narr genandt/) Daß Gott alle wolle lieben/ Die vor Witz den Glauben üben. 9. Keinen hat Gott je verschmähetDer die Seligkeit begehrt; Ey wie könte/ wann man siehet Seyn bey ihm was ungewehrt? Jst er nicht von Vater-Sinnen/ Die nichts als nur lieben können? 10. Keinem hat er abgezogenSeine Hand/ der Buß gethan/ Und sein Leiden recht erwogen; Summa/ Er hilfft jederman? Alle/ alle seynd beruffen/ Allen steht der Himmel offen. 11. JEsu/ hilff durch deine Wunden/Daß von mir werd' offt betracht/ Daß bey mir stets werde funden Deines grossen Geistes Macht/ Daß ich glaub'/ ich sey erwehlet/ Und den deinen zugezehlet. 12. Also wird mich nicht bewegenZweiffel/ Trauren/ Teuffels-Lahr/ Wann sich meine Sünd' auch regen/ Bleib' ich doch bey Gottes Schaar; Weil ein jeder ist beruffen/ Und der Himmel allen offen. Ein Lied/ darin eine traurige und betrübte Seele getröstet wird auß den vornehmsten Sprüchen altes und neuen Testaments. Zu
7. Lieber meynſt du wol zu habenStetig dieſe Himmels-Gnad/ Daß du ſtets deß Geiſtes Gaben Spuͤreſt nach der Ubelthat? Wann du die nun nicht wirſt ſehen/ Muſt du klaͤglich untergehen. 8. Nein/ ich wil euch gerne laſſenEure Weißheit und Verſtand; Laß mich diß in Einfalt faſſen/ (Werd’ ich ſchon ein Narr genandt/) Daß Gott alle wolle lieben/ Die vor Witz den Glauben uͤben. 9. Keinen hat Gott je verſchmaͤhetDer die Seligkeit begehrt; Ey wie koͤnte/ wann man ſiehet Seyn bey ihm was ungewehrt? Jſt er nicht von Vater-Sinnen/ Die nichts als nur lieben koͤnnen? 10. Keinem hat er abgezogenSeine Hand/ der Buß gethan/ Und ſein Leiden recht erwogen; Summa/ Er hilfft jederman? Alle/ alle ſeynd beruffen/ Allen ſteht der Himmel offen. 11. JEſu/ hilff durch deine Wunden/Daß von mir werd’ offt betracht/ Daß bey mir ſtets werde funden Deines groſſen Geiſtes Macht/ Daß ich glaub’/ ich ſey erwehlet/ Und den deinen zugezehlet. 12. Alſo wird mich nicht bewegenZweiffel/ Trauren/ Teuffels-Lahr/ Wann ſich meine Suͤnd’ auch regen/ Bleib’ ich doch bey Gottes Schaar; Weil ein jeder iſt beruffen/ Und der Himmel allen offen. Ein Lied/ darin eine traurige und betruͤbte Seele getroͤſtet wird auß den vornehmſten Spruͤchen altes und neuen Teſtaments. Zu
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Paſſion-Lieder.
Unter die ſey/ ſo befinden
Gottes Geiſt in Reu der Suͤnden.
7.
Lieber meynſt du wol zu haben
Stetig dieſe Himmels-Gnad/
Daß du ſtets deß Geiſtes Gaben
Spuͤreſt nach der Ubelthat?
Wann du die nun nicht wirſt ſehen/
Muſt du klaͤglich untergehen.
8.
Nein/ ich wil euch gerne laſſen
Eure Weißheit und Verſtand;
Laß mich diß in Einfalt faſſen/
(Werd’ ich ſchon ein Narr genandt/)
Daß Gott alle wolle lieben/
Die vor Witz den Glauben uͤben.
9.
Keinen hat Gott je verſchmaͤhet
Der die Seligkeit begehrt;
Ey wie koͤnte/ wann man ſiehet
Seyn bey ihm was ungewehrt?
Jſt er nicht von Vater-Sinnen/
Die nichts als nur lieben koͤnnen?
10.
Keinem hat er abgezogen
Seine Hand/ der Buß gethan/
Und ſein Leiden recht erwogen;
Summa/ Er hilfft jederman?
Alle/ alle ſeynd beruffen/
Allen ſteht der Himmel offen.
11.
JEſu/ hilff durch deine Wunden/
Daß von mir werd’ offt betracht/
Daß bey mir ſtets werde funden
Deines groſſen Geiſtes Macht/
Daß ich glaub’/ ich ſey erwehlet/
Und den deinen zugezehlet.
12.
Alſo wird mich nicht bewegen
Zweiffel/ Trauren/ Teuffels-Lahr/
Wann ſich meine Suͤnd’ auch regen/
Bleib’ ich doch bey Gottes Schaar;
Weil ein jeder iſt beruffen/
Und der Himmel allen offen.
Ein Lied/ darin eine traurige und betruͤbte Seele getroͤſtet
wird auß den vornehmſten Spruͤchen altes und neuen
Teſtaments.
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