Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Unschuld sonst in Mathesi nicht beschlagen in einen gantzen Tage/ ja Monatund Jahre/ aus einem Buche lernen soll/ wie dann hierin gewiß alle dieser Wissenschafft erfahrne mir leichtlich Beyfall geben wer- den/ doch weil auch dieses Antenor selbst wiederleget/ lasse ichs fahren. 5. M. Schmiedt verstehet die Ethicam nicht. Denn erstlich Zum andern fehlet es ihm an der Justitia, welcher Symbolum ist/ Zum dritten fehlet es ihm an der Fortitudine, denn dieselbe ist Zum vierdten gebricht es ihm an der Temperantia. Jch will Doch
Unſchuld ſonſt in Matheſi nicht beſchlagen in einen gantzen Tage/ ja Monatund Jahre/ aus einem Buche lernen ſoll/ wie dann hierin gewiß alle dieſer Wiſſenſchafft erfahrne mir leichtlich Beyfall geben wer- den/ doch weil auch dieſes Antenor ſelbſt wiederleget/ laſſe ichs fahren. 5. M. Schmiedt verſtehet die Ethicam nicht. Denn erſtlich Zum andern fehlet es ihm an der Juſtitia, welcher Symbolum iſt/ Zum dritten fehlet es ihm an der Fortitudine, denn dieſelbe iſt Zum vierdten gebricht es ihm an der Temperantia. Jch will Doch
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Unſchuld
ſonſt in Matheſi nicht beſchlagen in einen gantzen Tage/ ja Monat
und Jahre/ aus einem Buche lernen ſoll/ wie dann hierin gewiß
alle dieſer Wiſſenſchafft erfahrne mir leichtlich Beyfall geben wer-
den/ doch weil auch dieſes Antenor ſelbſt wiederleget/ laſſe ichs
fahren.
5. M. Schmiedt verſtehet die Ethicam nicht. Denn erſtlich
fehlet es M. Schmieden an der Prudentia, welche/ wie ſie Ariſtoteles
definiret/ iſt Habitus agendi verus cum ratione circa ea quæ ſunt
homini bona aut mala. Wie aber ſo viel falſche concepten in ſei-
nem Kopff ſeyn/ weiſet ſein Diſcurſus ſatſam aus. Es fehlen Jhm
die partes integrantes, da iſt nicht memoria præteritorum, wie ers
auff Univerſitaͤten getrieben/ und wie wenig Zeit er auff ſein Studi-
ren gewand: Da fehlet intelligentia præſentium, bedencket ſeinen
Zuſtand nicht wer er ſey/ mit wem er zu thun habe/ wider wen er
ſchreibe? da iſt nit pro videntia futurorum daß er gedacht haͤtt/ was
auß ſolchem ſeinem Schreiben entſtehen koͤnte?
Zum andern fehlet es ihm an der Juſtitia, welcher Symbolum iſt/
Declina â malo & fac bonum, das kehret M Schmidt umb/ und
practiciret das Widerſpiel/ Declina â bono & fac malum. Exempla
ſunt odioſa.
Zum dritten fehlet es ihm an der Fortitudine, denn dieſelbe iſt
Mediocritas circa metum & audaciam, Ariſt. 2. Ethic. cap. 7. hie ex-
cediret M. Schmidt greulich/ und nimt ſich eine Gurcke hinauß/
daß er dran erſticken moͤchte. Ne quid nimis, heiſt ein Knebelſpieß/
wer damit leufft/ ſchlaͤgt man denſelben auff den Kopff.
Zum vierdten gebricht es ihm an der Temperantia. Jch will
nicht ſagen/ wie manchen guten Penal-Biſſen er verſchluckt/ und
ſeinen Voigtlaͤndern den Beutel geleeret habe/ ſondern nur davon/
wie er mit ſeinem Reden und Schreiben die Limites Verecundiæ &
Honeſtatis gar uͤbertretten/ weil es gar unverſchaͤmt und liederlich
ſtehet/ daß ein junger Kerl/ und wann er noch ſo viel ſtudteret haͤtte/
einen alten gelehrten und vornemhmen Ambtgeſeſſenen Mann mit
Schmaͤheworten ohne Vrſach antaſten/ durchhecheln und auffzie-
hen will/ den er doch nicht kennet/ der ihm nichts zu wider gethan/
ja wieder welchen zu ſchreiben/ ſeines Ampts nicht iſt. Er leſe doch
nur was Sirach ſpricht: Mein Kind dencke nicht uͤber dein Ver-
moͤgen/ und was deines Ampts nicht iſt/ da laß deine Fuͤrwitz/
denn dir iſt vor mehr befohlen/ weder du kanſt außrichten.
Solcher Duͤnckel hat vielmehr betrogen/ und ihre Ver-
meſſenheit hat ſie geſtuͤrtzet. vid. cap. 3. v. 21. 24. 25. 26.
& ſeqq. ſonderlich Herꝛn Lutheri Seel. Gloſſe.
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