Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Lob und Redligkeit Es mag deß Neides Alp gleich drücken was er kan/ So kömmt doch der empor/ und steiget Himmel an/ Den Gott und Menschen hier auff diesem Boden ehren. Hochgeehrter Leser! ALs ich diese Verse zusammen bracht/ und in Stu-
Lob und Redligkeit Es mag deß Neides Alp gleich druͤcken was er kan/ So koͤmmt doch der empor/ und ſteiget Himmel an/ Den Gott und Menſchen hier auff dieſem Boden ehren. Hochgeehrter Leſer! ALs ich dieſe Verſe zuſammen bracht/ und in Stu-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f1122" n="88"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lob und Redligkeit</hi> </fw><lb/> <lg n="16"> <l>Es mag deß Neides Alp gleich druͤcken was er kan/</l><lb/> <l>So koͤmmt doch der empor/ und ſteiget Himmel an/</l><lb/> <l>Den Gott und Menſchen hier auff dieſem Boden ehren.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <opener> <salute>Hochgeehrter Leſer!</salute> </opener><lb/> <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">A</hi>Ls ich dieſe Verſe zuſammen bracht/ und in</hi><lb/> eine Druckerey ſchicken wolte/ kam ein ander vorneh-<lb/> mer Mann zu mir/ welcher von meinem Vorhaben<lb/> etwas vernommen hatte/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">animi</hi></hi>rte mich trefflich zu<lb/> Vollfuͤhrung meines Vorſatzes/ und ſagte: daß er<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenorn</hi></hi> lange gekant habe/ als er ſey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rector Magnif.</hi></hi> zu Marpurg<lb/> geweſen/ hab er ſich bey ihm dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Albo Academico inſcribi</hi></hi>ren laſ-<lb/> ſen/ und es ſey eines vornehmen Mannes Sohn/ welcher eben auß<lb/> Schulen kommen/ neben ihm erſchienen/ da ſie nach Verleſung der<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Legum Academicarum</hi></hi> das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Iurament</hi></hi> miteinander abgeleget haben.<lb/> Nach dieſem hab er ihm ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Præſent</hi></hi> geben wollen/ er habe es aber<lb/> mit groſſer Hoͤfligkeit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">recuſi</hi></hi>ret. Der junge Kerle/ der noch ein Pe-<lb/> nal geweſen/ hab ihm auch etwas <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">præſenti</hi></hi>ren wollen/ er habe ſich<lb/> aber herumb gewandt/ und geſagt: Jch will es nicht mit einem Au-<lb/> ge anſehen. Jch bin Euerm vornehmen Herrn Vatter hoͤher <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">obli-<lb/> gi</hi></hi>ret/ der mir einsmals/ als ich von Univerſitaͤten kam/ groſſe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cour-<lb/> teſie</hi></hi> im durchreyſen erwieſen. Befahle darauff ſeinem Diener/ er<lb/> ſolte einen Roͤmer Wein bringen/ und fragte mich/ wo ich herkom-<lb/> men? fragt auch den Penal/ wie es umb ſeinen Herrn Vatter ſtehe?<lb/> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">dimitti</hi></hi>rte uns alſo mit groſſer Freundligkeit. Als wir auff den<lb/> Marckt kamen/ lachte der Penal/ und ſagte: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Monſieur,</hi></hi> er komme<lb/> doch zu mir/ ich will einen Roſenobel zum beſten geben/ und will mei-<lb/> nem Vatter ſchreiben/ ich habe ihn dem <hi rendition="#aq">M<hi rendition="#i">agnifico pro Inſcriptione</hi></hi><lb/> verehret. Er gedachte/ daß er von andern guten Freunden gehoͤret<lb/> habe/ daß er nicht dafuͤr halte/ daß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenor</hi></hi> in den 10. Jahren/ da er<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Profeſſor P.</hi></hi> geweſen/ 20. Ducaten vor alle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Collegia</hi></hi> eingenommen/<lb/> da er doch manchen Tag 3. 4. Partheyen abſonderlich und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">fideliſſi-<lb/> mè informi</hi></hi>ret habe/ in Dingen welche ihn viel Fleiß und Gelt ge-<lb/> koſtet haben. Sondern wenn einer reich geweſen ſey/ ſey er gemei-<lb/> niglich von ſeinen Freunden an ihn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">recommendi</hi></hi>ret geweſen/ und<lb/> hab deßwegen nichts von ihm nehmen wollen. Wann aber einer arm<lb/> geweſen ſey/ ſo hab er lieber ihm Gelt darzu geben wollen/ hab ihm<lb/> Buͤcher gelehnet/ habe ihm fruͤh und ſpat einen freyen Zutritt ver-<lb/> goͤnnet/ und alles verſucht/ daß er ihn darzu antreiben moͤge/ das<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Stu-</hi></hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [88/1122]
Lob und Redligkeit
Es mag deß Neides Alp gleich druͤcken was er kan/
So koͤmmt doch der empor/ und ſteiget Himmel an/
Den Gott und Menſchen hier auff dieſem Boden ehren.
Hochgeehrter Leſer!
ALs ich dieſe Verſe zuſammen bracht/ und in
eine Druckerey ſchicken wolte/ kam ein ander vorneh-
mer Mann zu mir/ welcher von meinem Vorhaben
etwas vernommen hatte/ animirte mich trefflich zu
Vollfuͤhrung meines Vorſatzes/ und ſagte: daß er
Antenorn lange gekant habe/ als er ſey Rector Magnif. zu Marpurg
geweſen/ hab er ſich bey ihm dem Albo Academico inſcribiren laſ-
ſen/ und es ſey eines vornehmen Mannes Sohn/ welcher eben auß
Schulen kommen/ neben ihm erſchienen/ da ſie nach Verleſung der
Legum Academicarum das Iurament miteinander abgeleget haben.
Nach dieſem hab er ihm ein Præſent geben wollen/ er habe es aber
mit groſſer Hoͤfligkeit recuſiret. Der junge Kerle/ der noch ein Pe-
nal geweſen/ hab ihm auch etwas præſentiren wollen/ er habe ſich
aber herumb gewandt/ und geſagt: Jch will es nicht mit einem Au-
ge anſehen. Jch bin Euerm vornehmen Herrn Vatter hoͤher obli-
giret/ der mir einsmals/ als ich von Univerſitaͤten kam/ groſſe Cour-
teſie im durchreyſen erwieſen. Befahle darauff ſeinem Diener/ er
ſolte einen Roͤmer Wein bringen/ und fragte mich/ wo ich herkom-
men? fragt auch den Penal/ wie es umb ſeinen Herrn Vatter ſtehe?
und dimittirte uns alſo mit groſſer Freundligkeit. Als wir auff den
Marckt kamen/ lachte der Penal/ und ſagte: Monſieur, er komme
doch zu mir/ ich will einen Roſenobel zum beſten geben/ und will mei-
nem Vatter ſchreiben/ ich habe ihn dem Magnifico pro Inſcriptione
verehret. Er gedachte/ daß er von andern guten Freunden gehoͤret
habe/ daß er nicht dafuͤr halte/ daß Antenor in den 10. Jahren/ da er
Profeſſor P. geweſen/ 20. Ducaten vor alle Collegia eingenommen/
da er doch manchen Tag 3. 4. Partheyen abſonderlich und fideliſſi-
mè informiret habe/ in Dingen welche ihn viel Fleiß und Gelt ge-
koſtet haben. Sondern wenn einer reich geweſen ſey/ ſey er gemei-
niglich von ſeinen Freunden an ihn recommendiret geweſen/ und
hab deßwegen nichts von ihm nehmen wollen. Wann aber einer arm
geweſen ſey/ ſo hab er lieber ihm Gelt darzu geben wollen/ hab ihm
Buͤcher gelehnet/ habe ihm fruͤh und ſpat einen freyen Zutritt ver-
goͤnnet/ und alles verſucht/ daß er ihn darzu antreiben moͤge/ das
Stu-
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