Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

zwischen Mann und Weib.
Rach-opffer der entbrandten Eyfersucht/ und Gedächt-nüßmahl
deß Vorwitzes ertödtet gefunden worden. Dann die heimliche Lie-
be einer Dame dahin treibet alle ihre An- und Rahtschläge dahin zu-
richten/ wie sie Jhre verborgene Brunst dergestalt dämpfen und
leschen möge/ damit auch derjenige/ dessen süsse Liebes-geniessung sie
zu ihrer erbrandten Hitze Abkühlung/ gebrauchen/ ihren Stand und
Gestalt wissen noch in Augenschein nehmen könne. Dann ob wohl
das Frau Zimmer beschuldigt wird/ daß sie der Plauder-Göttin ihre
Lebens-tage mehr als die Mannsbilder aufopffern/ so erfahren sie
doch offter mit höchstschimpfflicher Beleidigung/ daß die heimliche
gepflogene Liebe mehr durch die Buler als sie entdeckt und offenbahr
gemacht werden/ dieweil ihm mancher ruhmredig ein groß Ansehen
zuerjagen vermeinet/ daß Er mit dieser oder jener schönen Dame
gute Gemeinschafft gepflogen/ und saget offt ein mehrers als er im
Wercke genossen. Dadoch das hochwitzige Frauen Zimmer von sol-
chem Hans Unvernunfft selbst ob die Schande-früchte auch ihnen
ihre Ehre vermehren können. Jener Schnabel Bruder hätte sich
in Gesellschafft einer Anzahl Frau-Zimmer ihre Ehrliche Treu und
standthaffte Liebe zweifelbahr zu machen/ mit schimpflichen Worten
außgelassen/ wie Er an einem Orte eine schöne Junge Frau bebu-
let/ ihrer süssen Liebes Früchte genossen/ und mit listigen Rencken
dem Manne eine gehörnte Masque über das Gesichte gezogen/ die-
ses hat eine klug- und Sinreiche Dame wol bemercket/ und Mittel
erdacht/ Jhm seinen Vorwitz zu bezahlen/ läst ihn demnach in ge-
heim zu ihr fordern/ stellet sich/ ob wolle sie mit ihme ihre verdeckte und
lang verhollene Liebes Heimlichkeiten abhandeln/ bringt ihn dero-
wegen in einen wollgezierten Saal dahin/ daß Er sich abkleidet/ in
ein wollauffgemachtes Bette legt/ und mit söhnlichen Verlangen
seine gequetschte Liebes-Wunden zu heylen vermeinet/ in zwischen
aber kompt ihr Liebster zu ihr ins Zimmer/ welchen sie mit solcher
holdseeligen Freundligkeit bereden wollen/ sich mit ihr ins Bette zu
verfügen und ein wenig Mittags-Ruhe zu halten/ wie er sich aber
dahin bewegen lassen/ hat sie in dem sich gleichsam eines andern be-
sinnende gesagt/ wir wollens auch lieber sparen biß auff die Nacht/
deß guten Kerlen im Bette gequelte Liebes-Pein ist in einen unge-
stümen Wirbel der Furcht/ Entsetzung und Zweifel verendert wor-
den. Wie nun ihr Liebster wieder abgeschieden/ hat sie den ver-
meinten Liebes-Gesellen mit freundlichen Worten abgespeiset/ und
einer andern bessern Gelegenheit zu erwarten/ vertröstet.
Wie Er sich auff eine andere Zeit wieder bey ihr finden lassen/ da sie

dann
J vij

zwiſchen Mann und Weib.
Rach-opffer der entbrandten Eyferſucht/ und Gedaͤcht-nuͤßmahl
deß Vorwitzes ertoͤdtet gefunden worden. Dann die heimliche Lie-
be einer Dame dahin treibet alle ihre An- und Rahtſchlaͤge dahin zu-
richten/ wie ſie Jhre verborgene Brunſt dergeſtalt daͤmpfen und
leſchen moͤge/ damit auch derjenige/ deſſen ſuͤſſe Liebes-genieſſung ſie
zu ihrer erbrandten Hitze Abkuͤhlung/ gebrauchen/ ihren Stand und
Geſtalt wiſſen noch in Augenſchein nehmen koͤnne. Dann ob wohl
das Frau Zimmer beſchuldigt wird/ daß ſie der Plauder-Goͤttin ihre
Lebens-tage mehr als die Mannsbilder aufopffern/ ſo erfahren ſie
doch offter mit hoͤchſtſchimpfflicher Beleidigung/ daß die heimliche
gepflogene Liebe mehr durch die Buler als ſie entdeckt und offenbahr
gemacht werden/ dieweil ihm mancher ruhmredig ein groß Anſehen
zuerjagen vermeinet/ daß Er mit dieſer oder jener ſchoͤnen Dame
gute Gemeinſchafft gepflogen/ und ſaget offt ein mehrers als er im
Wercke genoſſen. Dadoch das hochwitzige Frauen Zimmer von ſol-
chem Hans Unvernunfft ſelbſt ob die Schande-fruͤchte auch ihnen
ihre Ehre vermehren koͤnnen. Jener Schnabel Bruder haͤtte ſich
in Geſellſchafft einer Anzahl Frau-Zimmer ihre Ehrliche Treu und
ſtandthaffte Liebe zweifelbahr zu machen/ mit ſchimpflichen Worten
außgelaſſen/ wie Er an einem Orte eine ſchoͤne Junge Frau bebu-
let/ ihrer ſuͤſſen Liebes Fruͤchte genoſſen/ und mit liſtigen Rencken
dem Manne eine gehoͤrnte Maſque uͤber das Geſichte gezogen/ die-
ſes hat eine klug- und Sinreiche Dame wol bemercket/ und Mittel
erdacht/ Jhm ſeinen Vorwitz zu bezahlen/ laͤſt ihn demnach in ge-
heim zu ihr fordern/ ſtellet ſich/ ob wolle ſie mit ihme ihre verdeckte uñ
lang verhollene Liebes Heimlichkeiten abhandeln/ bringt ihn dero-
wegen in einen wollgezierten Saal dahin/ daß Er ſich abkleidet/ in
ein wollauffgemachtes Bette legt/ und mit ſoͤhnlichen Verlangen
ſeine gequetſchte Liebes-Wunden zu heylen vermeinet/ in zwiſchen
aber kompt ihr Liebſter zu ihr ins Zimmer/ welchen ſie mit ſolcher
holdſeeligen Freundligkeit bereden wollen/ ſich mit ihr ins Bette zu
verfuͤgen und ein wenig Mittags-Ruhe zu halten/ wie er ſich aber
dahin bewegen laſſen/ hat ſie in dem ſich gleichſam eines andern be-
ſinnende geſagt/ wir wollens auch lieber ſparen biß auff die Nacht/
deß guten Kerlen im Bette gequelte Liebes-Pein iſt in einen unge-
ſtuͤmen Wirbel der Furcht/ Entſetzung und Zweifel verendert wor-
den. Wie nun ihr Liebſter wieder abgeſchieden/ hat ſie den ver-
meinten Liebes-Geſellen mit freundlichen Worten abgeſpeiſet/ und
einer andern beſſern Gelegenheit zu erwarten/ vertroͤſtet.
Wie Er ſich auff eine andere Zeit wieder bey ihr finden laſſen/ da ſie

dann
J vij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <p><pb facs="#f1175" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zwi&#x017F;chen Mann und Weib.</hi></fw><lb/>
Rach-opffer der entbrandten Eyfer&#x017F;ucht/ und Geda&#x0364;cht-nu&#x0364;ßmahl<lb/>
deß Vorwitzes erto&#x0364;dtet gefunden worden. Dann die heimliche Lie-<lb/>
be einer Dame dahin treibet alle ihre An- und Raht&#x017F;chla&#x0364;ge dahin zu-<lb/>
richten/ wie &#x017F;ie Jhre verborgene Brun&#x017F;t derge&#x017F;talt da&#x0364;mpfen und<lb/>
le&#x017F;chen mo&#x0364;ge/ damit auch derjenige/ de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Liebes-genie&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;ie<lb/>
zu ihrer erbrandten Hitze Abku&#x0364;hlung/ gebrauchen/ ihren Stand und<lb/>
Ge&#x017F;talt wi&#x017F;&#x017F;en noch in Augen&#x017F;chein nehmen ko&#x0364;nne. Dann ob wohl<lb/>
das Frau Zimmer be&#x017F;chuldigt wird/ daß &#x017F;ie der Plauder-Go&#x0364;ttin ihre<lb/>
Lebens-tage mehr als die Mannsbilder aufopffern/ &#x017F;o erfahren &#x017F;ie<lb/>
doch offter mit ho&#x0364;ch&#x017F;t&#x017F;chimpfflicher Beleidigung/ daß die heimliche<lb/>
gepflogene Liebe mehr durch die Buler als &#x017F;ie entdeckt und offenbahr<lb/>
gemacht werden/ dieweil ihm mancher ruhmredig ein groß An&#x017F;ehen<lb/>
zuerjagen vermeinet/ daß Er mit die&#x017F;er oder jener &#x017F;cho&#x0364;nen Dame<lb/>
gute Gemein&#x017F;chafft gepflogen/ und &#x017F;aget offt ein mehrers als er im<lb/>
Wercke geno&#x017F;&#x017F;en. Dadoch das hochwitzige Frauen Zimmer von &#x017F;ol-<lb/>
chem Hans Unvernunfft &#x017F;elb&#x017F;t ob die Schande-fru&#x0364;chte auch ihnen<lb/>
ihre Ehre vermehren ko&#x0364;nnen. Jener Schnabel Bruder ha&#x0364;tte &#x017F;ich<lb/>
in Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft einer Anzahl Frau-Zimmer ihre Ehrliche Treu und<lb/>
&#x017F;tandthaffte Liebe zweifelbahr zu machen/ mit &#x017F;chimpflichen Worten<lb/>
außgela&#x017F;&#x017F;en/ wie Er an einem Orte eine &#x017F;cho&#x0364;ne Junge Frau bebu-<lb/>
let/ ihrer &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Liebes Fru&#x0364;chte geno&#x017F;&#x017F;en/ und mit li&#x017F;tigen Rencken<lb/>
dem Manne eine geho&#x0364;rnte <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;que</hi> u&#x0364;ber das Ge&#x017F;ichte gezogen/ die-<lb/>
&#x017F;es hat eine klug- und Sinreiche <hi rendition="#aq">Dame</hi> wol bemercket/ und Mittel<lb/>
erdacht/ Jhm &#x017F;einen Vorwitz zu bezahlen/ la&#x0364;&#x017F;t ihn demnach in ge-<lb/>
heim zu ihr fordern/ &#x017F;tellet &#x017F;ich/ ob wolle &#x017F;ie mit ihme ihre verdeckte un&#x0303;<lb/>
lang verhollene Liebes Heimlichkeiten abhandeln/ bringt ihn dero-<lb/>
wegen in einen wollgezierten Saal dahin/ daß Er &#x017F;ich abkleidet/ in<lb/>
ein wollauffgemachtes Bette legt/ und mit &#x017F;o&#x0364;hnlichen Verlangen<lb/>
&#x017F;eine gequet&#x017F;chte Liebes-Wunden zu heylen vermeinet/ in zwi&#x017F;chen<lb/>
aber kompt ihr Lieb&#x017F;ter zu ihr ins Zimmer/ welchen &#x017F;ie mit &#x017F;olcher<lb/>
hold&#x017F;eeligen Freundligkeit bereden wollen/ &#x017F;ich mit ihr ins Bette zu<lb/>
verfu&#x0364;gen und ein wenig Mittags-Ruhe zu halten/ wie er &#x017F;ich aber<lb/>
dahin bewegen la&#x017F;&#x017F;en/ hat &#x017F;ie in dem &#x017F;ich gleich&#x017F;am eines andern be-<lb/>
&#x017F;innende ge&#x017F;agt/ wir wollens auch lieber &#x017F;paren biß auff die Nacht/<lb/>
deß guten Kerlen im Bette gequelte Liebes-Pein i&#x017F;t in einen unge-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;men Wirbel der Furcht/ Ent&#x017F;etzung und Zweifel verendert wor-<lb/>
den. Wie nun ihr Lieb&#x017F;ter wieder abge&#x017F;chieden/ hat &#x017F;ie den ver-<lb/>
meinten Liebes-Ge&#x017F;ellen mit freundlichen Worten abge&#x017F;pei&#x017F;et/ und<lb/>
einer andern be&#x017F;&#x017F;ern Gelegenheit zu erwarten/ vertro&#x0364;&#x017F;tet.<lb/>
Wie Er &#x017F;ich auff eine andere Zeit wieder bey ihr finden la&#x017F;&#x017F;en/ da &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J vij</fw><fw place="bottom" type="catch">dann</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/1175] zwiſchen Mann und Weib. Rach-opffer der entbrandten Eyferſucht/ und Gedaͤcht-nuͤßmahl deß Vorwitzes ertoͤdtet gefunden worden. Dann die heimliche Lie- be einer Dame dahin treibet alle ihre An- und Rahtſchlaͤge dahin zu- richten/ wie ſie Jhre verborgene Brunſt dergeſtalt daͤmpfen und leſchen moͤge/ damit auch derjenige/ deſſen ſuͤſſe Liebes-genieſſung ſie zu ihrer erbrandten Hitze Abkuͤhlung/ gebrauchen/ ihren Stand und Geſtalt wiſſen noch in Augenſchein nehmen koͤnne. Dann ob wohl das Frau Zimmer beſchuldigt wird/ daß ſie der Plauder-Goͤttin ihre Lebens-tage mehr als die Mannsbilder aufopffern/ ſo erfahren ſie doch offter mit hoͤchſtſchimpfflicher Beleidigung/ daß die heimliche gepflogene Liebe mehr durch die Buler als ſie entdeckt und offenbahr gemacht werden/ dieweil ihm mancher ruhmredig ein groß Anſehen zuerjagen vermeinet/ daß Er mit dieſer oder jener ſchoͤnen Dame gute Gemeinſchafft gepflogen/ und ſaget offt ein mehrers als er im Wercke genoſſen. Dadoch das hochwitzige Frauen Zimmer von ſol- chem Hans Unvernunfft ſelbſt ob die Schande-fruͤchte auch ihnen ihre Ehre vermehren koͤnnen. Jener Schnabel Bruder haͤtte ſich in Geſellſchafft einer Anzahl Frau-Zimmer ihre Ehrliche Treu und ſtandthaffte Liebe zweifelbahr zu machen/ mit ſchimpflichen Worten außgelaſſen/ wie Er an einem Orte eine ſchoͤne Junge Frau bebu- let/ ihrer ſuͤſſen Liebes Fruͤchte genoſſen/ und mit liſtigen Rencken dem Manne eine gehoͤrnte Maſque uͤber das Geſichte gezogen/ die- ſes hat eine klug- und Sinreiche Dame wol bemercket/ und Mittel erdacht/ Jhm ſeinen Vorwitz zu bezahlen/ laͤſt ihn demnach in ge- heim zu ihr fordern/ ſtellet ſich/ ob wolle ſie mit ihme ihre verdeckte uñ lang verhollene Liebes Heimlichkeiten abhandeln/ bringt ihn dero- wegen in einen wollgezierten Saal dahin/ daß Er ſich abkleidet/ in ein wollauffgemachtes Bette legt/ und mit ſoͤhnlichen Verlangen ſeine gequetſchte Liebes-Wunden zu heylen vermeinet/ in zwiſchen aber kompt ihr Liebſter zu ihr ins Zimmer/ welchen ſie mit ſolcher holdſeeligen Freundligkeit bereden wollen/ ſich mit ihr ins Bette zu verfuͤgen und ein wenig Mittags-Ruhe zu halten/ wie er ſich aber dahin bewegen laſſen/ hat ſie in dem ſich gleichſam eines andern be- ſinnende geſagt/ wir wollens auch lieber ſparen biß auff die Nacht/ deß guten Kerlen im Bette gequelte Liebes-Pein iſt in einen unge- ſtuͤmen Wirbel der Furcht/ Entſetzung und Zweifel verendert wor- den. Wie nun ihr Liebſter wieder abgeſchieden/ hat ſie den ver- meinten Liebes-Geſellen mit freundlichen Worten abgeſpeiſet/ und einer andern beſſern Gelegenheit zu erwarten/ vertroͤſtet. Wie Er ſich auff eine andere Zeit wieder bey ihr finden laſſen/ da ſie dann J vij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1175
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1175>, abgerufen am 22.11.2024.