Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].zwischen Mann und Weib. chen Unterkleidern verwahret/ hat er seinen Argwohn sincken lassen/und seine Frau nebst den Jhrigen umb Verzeihung angesucht. Jst al- so der gute Mann listiglich umb die Fichte geführet worden. Es hat bey den Egyptiern die Königin Isis (so vor eine Göttin geehret worden) diese Gesetze geordnet/ daß die Weiber im Hauß-Reiche das Regi- ment und Obergewalt führen/ und ihnen die Männer bey zugesagten Glauben in allen gehorsamen und unterwürffig seyn solten. Wie sie dann in ihre Grabseule in der Stadt Nysa in Arabien diese Wort ein- hauen lassen: Was ich durch die Gesetze verordnet/ sol niemand ab- schaffen. Ob nun wol solche Gesetz unsern Frauen-Zimmer den Wor- ten und dieser Isis Gebott noch wenig bekandt/ muß ihnen doch solche ein sonderlich verborgener Geist in ihre Hertzen und Gemühter ein- führen oder einblasen/ dieweil sie ihnen auff alle Weise und Wege die Herrschaft entweder durch Gewalt oder List oder auch bittliche Ansu- chung zu erlangen unterstehn. Solches ist nicht allein bey hohen Po- tentaten zu sehen/ sondern ein jeder empfindet auch solches mit nicht wenig Ehren-Verletzung und Verkleinerung in seinem eigenen Hauß- Regiment. Jenes Königes Ehrenfriede auß Thüringen Gemahl füh- rete dergestalt das Regiment/ daß sie ihren Herrn umb Scepter und Cron/ Leib und Leben bracht. Dann wie sie durch Hülffe ihres Bru- dern König Theodoricus so viel zu wege gerichtet/ daß ihr Herr sei- ne Brüder überfallen und hingerichtet: Wie nun ihr Bruder eine an- sehenliche Gesandtschafft an seinen Schwager abgeschickt/ und Kraft der auffgerichteten Bündnuß umb Einräumung der Helfte der von ihnen beyderseits eroberten Landschafft ansuchen lassen. Uber welchen Suchen die Königliche Gemahlin übel zu frieden/ hat sie bey Anwe- senheit ihres Herrn Bruders Gesandten die Tafel nur halb zu decken befohlen: Wie der König Ehrenfriede sie gefragt/ was es bedeuten solte? Hat sie diese stoltz und hochmühtige Antwort geben: Wann er nur ein halbes Reich haben wolte/ so wäre er auch nicht werth/ daß er an einer gantz bedeckten Tafel Mahlzeit halten solte. Worauf ein schwe- rer Krieg erfolget/ daß König Ehrenfried nicht allein auf der Flucht gefangen/ sondern vonn seinen eigenen verrähterischen Raht Jrnig e- lende ermordet worden. Wie die böse Zantippe über den Weltwei- sen Socrates das Regiment geführt/ ist gnugsam bekandt. Der andere Weg/ auf welchen unsere Mütter zum Tempel der den/ K v
zwiſchen Mann und Weib. chen Unterkleidern verwahret/ hat er ſeinen Argwohn ſincken laſſen/und ſeine Frau nebſt den Jhrigen umb Verzeihung angeſucht. Jſt al- ſo der gute Mann liſtiglich umb die Fichte gefuͤhret worden. Es hat bey den Egyptiern die Koͤnigin Iſis (ſo vor eine Goͤttin geehret wordẽ) dieſe Geſetze geordnet/ daß die Weiber im Hauß-Reiche das Regi- ment und Obergewalt fuͤhren/ und ihnen die Maͤnner bey zugeſagten Glauben in allen gehorſamen und unterwuͤrffig ſeyn ſolten. Wie ſie dann in ihre Grabſeule in der Stadt Nyſa in Arabien dieſe Wort ein- hauen laſſen: Was ich durch die Geſetze verordnet/ ſol niemand ab- ſchaffen. Ob nun wol ſolche Geſetz unſern Frauen-Zimmer den Wor- ten und dieſer Iſis Gebott noch wenig bekandt/ muß ihnen doch ſolche ein ſonderlich verborgener Geiſt in ihre Hertzen und Gemuͤhter ein- fuͤhren oder einblaſen/ dieweil ſie ihnen auff alle Weiſe und Wege die Herrſchaft entweder durch Gewalt oder Liſt oder auch bittliche Anſu- chung zu erlangen unterſtehn. Solches iſt nicht allein bey hohen Po- tentaten zu ſehen/ ſondern ein jeder empfindet auch ſolches mit nicht wenig Ehren-Verletzung und Verkleinerung in ſeinem eigenẽ Hauß- Regiment. Jenes Koͤniges Ehrenfriede auß Thuͤringen Gemahl fuͤh- rete dergeſtalt das Regiment/ daß ſie ihren Herrn umb Scepter und Cron/ Leib und Leben bracht. Dann wie ſie durch Huͤlffe ihres Bru- dern Koͤnig Theodoricus ſo viel zu wege gerichtet/ daß ihr Herr ſei- ne Bruͤder uͤberfallen und hingerichtet: Wie nun ihr Bruder eine an- ſehenliche Geſandtſchafft an ſeinen Schwager abgeſchickt/ und Kraft der auffgerichteten Buͤndnuß umb Einraͤumung der Helfte der von ihnen beyderſeits eroberten Landſchafft anſuchen laſſen. Uber welchen Suchen die Koͤnigliche Gemahlin uͤbel zu frieden/ hat ſie bey Anwe- ſenheit ihres Herrn Bruders Geſandten die Tafel nur halb zu decken befohlen: Wie der Koͤnig Ehrenfriede ſie gefragt/ was es bedeuten ſolte? Hat ſie dieſe ſtoltz und hochmuͤhtige Antwort geben: Wann er nur ein halbes Reich haben wolte/ ſo waͤre er auch nicht werth/ daß er an einer gantz bedecktẽ Tafel Mahlzeit halten ſolte. Worauf ein ſchwe- rer Krieg erfolget/ daß Koͤnig Ehrenfried nicht allein auf der Flucht gefangen/ ſondern voñ ſeinen eigenen verraͤhteriſchen Raht Jrnig e- lende ermordet worden. Wie die boͤſe Zantippe uͤber den Weltwei- ſen Socrates das Regiment gefuͤhrt/ iſt gnugſam bekandt. Der andere Weg/ auf welchen unſere Muͤtter zum Tempel der den/ K v
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zwiſchen Mann und Weib.
chen Unterkleidern verwahret/ hat er ſeinen Argwohn ſincken laſſen/
und ſeine Frau nebſt den Jhrigen umb Verzeihung angeſucht. Jſt al-
ſo der gute Mann liſtiglich umb die Fichte gefuͤhret worden. Es hat
bey den Egyptiern die Koͤnigin Iſis (ſo vor eine Goͤttin geehret wordẽ)
dieſe Geſetze geordnet/ daß die Weiber im Hauß-Reiche das Regi-
ment und Obergewalt fuͤhren/ und ihnen die Maͤnner bey zugeſagten
Glauben in allen gehorſamen und unterwuͤrffig ſeyn ſolten. Wie ſie
dann in ihre Grabſeule in der Stadt Nyſa in Arabien dieſe Wort ein-
hauen laſſen: Was ich durch die Geſetze verordnet/ ſol niemand ab-
ſchaffen. Ob nun wol ſolche Geſetz unſern Frauen-Zimmer den Wor-
ten und dieſer Iſis Gebott noch wenig bekandt/ muß ihnen doch ſolche
ein ſonderlich verborgener Geiſt in ihre Hertzen und Gemuͤhter ein-
fuͤhren oder einblaſen/ dieweil ſie ihnen auff alle Weiſe und Wege die
Herrſchaft entweder durch Gewalt oder Liſt oder auch bittliche Anſu-
chung zu erlangen unterſtehn. Solches iſt nicht allein bey hohen Po-
tentaten zu ſehen/ ſondern ein jeder empfindet auch ſolches mit nicht
wenig Ehren-Verletzung und Verkleinerung in ſeinem eigenẽ Hauß-
Regiment. Jenes Koͤniges Ehrenfriede auß Thuͤringen Gemahl fuͤh-
rete dergeſtalt das Regiment/ daß ſie ihren Herrn umb Scepter und
Cron/ Leib und Leben bracht. Dann wie ſie durch Huͤlffe ihres Bru-
dern Koͤnig Theodoricus ſo viel zu wege gerichtet/ daß ihr Herr ſei-
ne Bruͤder uͤberfallen und hingerichtet: Wie nun ihr Bruder eine an-
ſehenliche Geſandtſchafft an ſeinen Schwager abgeſchickt/ und Kraft
der auffgerichteten Buͤndnuß umb Einraͤumung der Helfte der von
ihnen beyderſeits eroberten Landſchafft anſuchen laſſen. Uber welchen
Suchen die Koͤnigliche Gemahlin uͤbel zu frieden/ hat ſie bey Anwe-
ſenheit ihres Herrn Bruders Geſandten die Tafel nur halb zu decken
befohlen: Wie der Koͤnig Ehrenfriede ſie gefragt/ was es bedeuten
ſolte? Hat ſie dieſe ſtoltz und hochmuͤhtige Antwort geben: Wann er
nur ein halbes Reich haben wolte/ ſo waͤre er auch nicht werth/ daß er
an einer gantz bedecktẽ Tafel Mahlzeit halten ſolte. Worauf ein ſchwe-
rer Krieg erfolget/ daß Koͤnig Ehrenfried nicht allein auf der Flucht
gefangen/ ſondern voñ ſeinen eigenen verraͤhteriſchen Raht Jrnig e-
lende ermordet worden. Wie die boͤſe Zantippe uͤber den Weltwei-
ſen Socrates das Regiment gefuͤhrt/ iſt gnugſam bekandt.
Der andere Weg/ auf welchen unſere Muͤtter zum Tempel der
Goͤttin Juno fuͤhren/ iſt der jenige/ welchen ihnen der blinde Reich-
thumbs-Gott Plutus zeiget. Es haben die klugſinnigen Heyden den
Plutus als einen Geber und Außſpender des Geldes und Gutes/ der
Schaͤtze uñ Reichthums blind erdichtet/ dieweil der Welt-Guͤter ohne
Anſehẽ der Wuͤrdigkeit uñ Nohturft denẽ ſterblichẽ mitgetheilet wer-
den/
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1187>, abgerufen am 18.06.2024. |