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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Instrumentum Pacis,
ein unwitziger Verstandloser niemaln einen Fehler bekennen wil/ da
doch ein vernünfftiger und weiser gesteht/ daß auch der Gerechte deß
Tages siebenmal falle. Wann demnach die Erkäntnüs der Kinder we-
gen solch begangenen Fehlers keinen Raum der Verzeihung finden
kan/ und sie darauff in grössere gerathen/ weiß ich nit wer deßwegen zu
beschuldigen: Jch sehe auch nicht welche Gesetze verstatten/ daß man
ein Verbrechen oder Fehler durch einen andern grössern solle abschaf-
fen/ und daher ein grösser Unheil entstehe/ als auß dem ersten: und was
vor ein Unterscheid würde zwischen den Eltern und Kindern/ und einem
grimmigen Feind gegen den andern seyn/ wann die Eltern/ wegen ei-
nes Jrrthumbs deß Sohnes auß ehrlicher Liebe verübet/ keine andere
Versöhnung als die eusserste Ruin und Untergang desselben begehrten/
welche ein Feind dem andern anzuthun suchet. Jch halte aber gewiß
darvor/ daß gleich wie die Natur das Absehen eines Vatern und Sohns
dergestalt auffeinander gerichtet und verknüpffet/ daß kein Sohn ohne
Vater/ und kein Vater ohne Sohn seyn kan; also wil sie auch daß die
Liebe deß einen gegen den andern nimmer verleschen sol: Und wann ja
einer unter ihnen die richtigen Grentzen solches natürlichen Gesetzes
überschreiten möchte/ daher an statt der Liebe ein bitterer Haß gegen
den Sohn einwurtzeln solte/ kan ich niemaln die Gedancken schöpffen/
daß der mit den Namen eines Vatern zu belegen und zu würdigen.
Es pflegen auch offt Einwendungen eingeworffen werden/ daß solche
Verheyrathungen jungen Leuten/ grosse Verhindernüssen verursachen/
zumaln denen Gelahrten ihre Studia zu vollziehn/ wann aber solches
vielmehr eine hefftigere Anreitzung desto wachsamern Fleiß anzulegen/
umb die stäts grünende Lorberkrone der Ehrs und Ruhms so die Ge-
lahrten Künste ihren Söhnen zu überreichen/ zu erlangen/ so ist daher
keine Veranlassung einigen Zorns und Unwillens zu ergreiffen/ dieweil
von der Ursache/ die der Ursprung deß Eyfers gewesen/ denen Eltern
Ehre/ Trost/ und angenehme Freude erwachsen kan/ daß auß der Bit-
terkeit/ so auß dem Fehler hergerührt/ viel lieblichere Früchte entstehen
können/ welche denn auß einem beständig- und treulich liebenden Ge-
müthseyfer hergeflossenen Jrrthumb mit vielfältigen Behagligkeiten
wider außzuwurtzeln vermögen. Wann aber einer das jenige einwen-
den wolte/ was die meisten alten betagten Leute vorzuschützen pflegen/
da sie ihnen ihrer Jugend Jahre nicht vor Augen stellen/ noch von de-
nen darin verlauffenen Händeln hören wollen/ gleich als wann sie
von der Wiegen an keine Thorheits fehler begangen/ da sie doch wol
gröbere offter zu verrichten pflegen. Sie seynd auch verliebt gewesen/
dannoch haben sie sich nicht von der Liebe in einen solchen Jrrgarten
und außfindlich Labyrinth verleiten lassen. Wer sich dergestalt in sei-
nem Alter zu rühmen vermeynet/ der hat entweder heimlich-verbotene

Schnabler

Inſtrumentum Pacis,
ein unwitziger Verſtandloſer niemaln einen Fehler bekennen wil/ da
doch ein vernuͤnfftiger und weiſer geſteht/ daß auch der Gerechte deß
Tages ſiebenmal falle. Wann demnach die Erkaͤntnuͤs der Kinder we-
gen ſolch begangenen Fehlers keinen Raum der Verzeihung finden
kan/ und ſie darauff in groͤſſere gerathen/ weiß ich nit wer deßwegen zu
beſchuldigen: Jch ſehe auch nicht welche Geſetze verſtatten/ daß man
ein Verbrechen oder Fehler durch einen andern groͤſſern ſolle abſchaf-
fen/ und daher ein groͤſſer Unheil entſtehe/ als auß dem erſten: und was
vor ein Unterſcheid wuͤrde zwiſchẽ den Eltern und Kindern/ und einem
grimmigen Feind gegen den andern ſeyn/ wann die Eltern/ wegen ei-
nes Jrꝛthumbs deß Sohnes auß ehrlicher Liebe veruͤbet/ keine andere
Verſoͤhnung als die euſſerſte Ruin uñ Untergang deſſelben begehrtẽ/
welche ein Feind dem andern anzuthun ſuchet. Jch halte aber gewiß
darvor/ daß gleich wie die Natur das Abſehen eines Vatern uñ Sohns
dergeſtalt auffeinander gerichtet und verknuͤpffet/ daß kein Sohn ohne
Vater/ und kein Vater ohne Sohn ſeyn kan; alſo wil ſie auch daß die
Liebe deß einen gegen den andern nimmer verleſchen ſol: Und wann ja
einer unter ihnen die richtigen Grentzen ſolches natuͤrlichen Geſetzes
uͤberſchreiten moͤchte/ daher an ſtatt der Liebe ein bitterer Haß gegen
den Sohn einwurtzeln ſolte/ kan ich niemaln die Gedancken ſchoͤpffen/
daß der mit den Namen eines Vatern zu belegen und zu wuͤrdigen.
Es pflegen auch offt Einwendungen eingeworffen werden/ daß ſolche
Verheyrathungen jungen Leuten/ groſſe Verhindernuͤſſen verurſachẽ/
zumaln denen Gelahrten ihre Studía zu vollziehn/ wann aber ſolches
vielmehr eine hefftigere Anreitzung deſto wachſamern Fleiß anzulegẽ/
umb die ſtaͤts gruͤnende Lorberkrone der Ehrs und Ruhms ſo die Ge-
lahrten Kuͤnſte ihren Soͤhnen zu uͤberꝛeichen/ zu erlangen/ ſo iſt daher
keine Veranlaſſung einigen Zorns uñ Unwillens zu ergreiffen/ dieweil
von der Urſache/ die der Urſprung deß Eyfers geweſen/ denen Eltern
Ehre/ Troſt/ und angenehme Freude erwachſen kan/ daß auß der Bit-
terkeit/ ſo auß dem Fehler hergeruͤhrt/ viel lieblichere Fruͤchte entſtehẽ
koͤnnen/ welche denn auß einem beſtaͤndig- und treulich liebenden Ge-
muͤthseyfer hergefloſſenen Jrꝛthumb mit vielfaͤltigen Behagligkeiten
wider außzuwurtzeln vermoͤgen. Wann aber einer das jenige einwen-
den wolte/ was die meiſten alten betagten Leute vorzuſchuͤtzen pflegen/
da ſie ihnen ihrer Jugend Jahre nicht vor Augen ſtellen/ noch von de-
nen darin verlauffenen Haͤndeln hoͤren wollen/ gleich als wann ſie
von der Wiegen an keine Thorheits fehler begangen/ da ſie doch wol
groͤbere offter zu verꝛichten pflegen. Sie ſeynd auch verliebt geweſen/
dannoch haben ſie ſich nicht von der Liebe in einen ſolchen Jrꝛgarten
und außfindlich Labyrinth verleiten laſſen. Wer ſich dergeſtalt in ſei-
nem Alter zu ruͤhmen vermeynet/ der hat entweder heimlich-verbotene

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[162/1196] Inſtrumentum Pacis, ein unwitziger Verſtandloſer niemaln einen Fehler bekennen wil/ da doch ein vernuͤnfftiger und weiſer geſteht/ daß auch der Gerechte deß Tages ſiebenmal falle. Wann demnach die Erkaͤntnuͤs der Kinder we- gen ſolch begangenen Fehlers keinen Raum der Verzeihung finden kan/ und ſie darauff in groͤſſere gerathen/ weiß ich nit wer deßwegen zu beſchuldigen: Jch ſehe auch nicht welche Geſetze verſtatten/ daß man ein Verbrechen oder Fehler durch einen andern groͤſſern ſolle abſchaf- fen/ und daher ein groͤſſer Unheil entſtehe/ als auß dem erſten: und was vor ein Unterſcheid wuͤrde zwiſchẽ den Eltern und Kindern/ und einem grimmigen Feind gegen den andern ſeyn/ wann die Eltern/ wegen ei- nes Jrꝛthumbs deß Sohnes auß ehrlicher Liebe veruͤbet/ keine andere Verſoͤhnung als die euſſerſte Ruin uñ Untergang deſſelben begehrtẽ/ welche ein Feind dem andern anzuthun ſuchet. Jch halte aber gewiß darvor/ daß gleich wie die Natur das Abſehen eines Vatern uñ Sohns dergeſtalt auffeinander gerichtet und verknuͤpffet/ daß kein Sohn ohne Vater/ und kein Vater ohne Sohn ſeyn kan; alſo wil ſie auch daß die Liebe deß einen gegen den andern nimmer verleſchen ſol: Und wann ja einer unter ihnen die richtigen Grentzen ſolches natuͤrlichen Geſetzes uͤberſchreiten moͤchte/ daher an ſtatt der Liebe ein bitterer Haß gegen den Sohn einwurtzeln ſolte/ kan ich niemaln die Gedancken ſchoͤpffen/ daß der mit den Namen eines Vatern zu belegen und zu wuͤrdigen. Es pflegen auch offt Einwendungen eingeworffen werden/ daß ſolche Verheyrathungen jungen Leuten/ groſſe Verhindernuͤſſen verurſachẽ/ zumaln denen Gelahrten ihre Studía zu vollziehn/ wann aber ſolches vielmehr eine hefftigere Anreitzung deſto wachſamern Fleiß anzulegẽ/ umb die ſtaͤts gruͤnende Lorberkrone der Ehrs und Ruhms ſo die Ge- lahrten Kuͤnſte ihren Soͤhnen zu uͤberꝛeichen/ zu erlangen/ ſo iſt daher keine Veranlaſſung einigen Zorns uñ Unwillens zu ergreiffen/ dieweil von der Urſache/ die der Urſprung deß Eyfers geweſen/ denen Eltern Ehre/ Troſt/ und angenehme Freude erwachſen kan/ daß auß der Bit- terkeit/ ſo auß dem Fehler hergeruͤhrt/ viel lieblichere Fruͤchte entſtehẽ koͤnnen/ welche denn auß einem beſtaͤndig- und treulich liebenden Ge- muͤthseyfer hergefloſſenen Jrꝛthumb mit vielfaͤltigen Behagligkeiten wider außzuwurtzeln vermoͤgen. Wann aber einer das jenige einwen- den wolte/ was die meiſten alten betagten Leute vorzuſchuͤtzen pflegen/ da ſie ihnen ihrer Jugend Jahre nicht vor Augen ſtellen/ noch von de- nen darin verlauffenen Haͤndeln hoͤren wollen/ gleich als wann ſie von der Wiegen an keine Thorheits fehler begangen/ da ſie doch wol groͤbere offter zu verꝛichten pflegen. Sie ſeynd auch verliebt geweſen/ dannoch haben ſie ſich nicht von der Liebe in einen ſolchen Jrꝛgarten und außfindlich Labyrinth verleiten laſſen. Wer ſich dergeſtalt in ſei- nem Alter zu ruͤhmen vermeynet/ der hat entweder heimlich-verbotene Schnabler

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1196>, abgerufen am 22.11.2024.