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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
sondern es ist auch im Concilio Chalcedonensi decretirt worden/ ut non
oporteat Episcopum aut quemlibet ex Clero per pecuniam or dinari, quia
utrique deponendi sunt; & qui ordinat & qui ordinatur, nec non qui
Mediator est inter eos.
Jn dem ich noch also redete/ und noch mehr re-
den wolte/ kam ein junger Kerl/ und thät dem Käyser einen Fußfall/
und sagte/ daß er ein armer Gesell sey/ sein Gemüth sey groß und
trachte nach Ehr und Tugend. Allein Armuth mache ihm allenthal-
ben gleichsam einen Zaum/ daß er nicht fortkommen könne auff dem
Weg nach dem Tempel der Ehr/ der Tugend und Unsterbligkeit.
Sein Vater sey ein ehrlicher/ redlicher Mann gewesen/ und hab ihm
mit grosser Mühe ein Vicariat zuwegen gebracht/ und die Statuten
Gelder erlegt/ und er hab vermeynt/ er hab daran ein Stipendium, da-
von er auf Universitäten leben/ und seine studia fortsetzen könne. Allein
die Canonici sagen: Es sey nichts in Corpore, er könne dieses Dings
nicht geniessen/ wann er nicht in loco sey. Nun diene der Ort nicht zu
Fortsetzung seiner Studien. Sondern er müsse auff Universitäten
und unter gelahrten Leuten seyn. Seine Mutter aber sey eine ehrliche/
von vornehmen Eltern entsprossene Frau/ welche ihr Brodt mit
Spinnen erwerbe/ und den Faden offtmals mit den Thränen netze/
bey welcher der gute Will/ ihm zu helffen/ zwar groß/ aber das Ver-
mögen gar zu klein und zu gering sey. Und dieses Vicariats wolte er
gern entrathen/ wann er etwas gelernet hab/ daß er grossen Herren
und Potentaten auffwarten und dienen könne. Allein itzo mangele
es ihm an Mitteln. Als bitte er allerunterthänigst/ Jhre Käyserl.
Maj. wollen sich über ihn erbarmen/ und befehlen/ daß dieses Vica-
riat
ihme auff hohen Schulen möge gereichet werden. Er wolle mit
Hülff und Beystand deß Heiligen Geistes darnach streben/ daß er
sich qualificirt mache/ Jhrer Käyserl. Majest. allerunterthänigst
und getreulich auffzuwarten/ und wolle unterdessen für Jhre Käy-
serl. Majest. beten/ daß Sie Gott auß einem Glück/ auß einem Sieg
und Triumph in den andern führen wolle Als der Käyser dieses hörte/
wurde er über alle massen zornig/ hub seinen Stab auff/ als wann er
auff die Canonicos zuschlagen wolte/ und sagte: Jhr Blackscheisser!
Jst keine discretion und conscientz bey euch? Jch habe itzo etwas anders
zu thun. Allein/ komm ich ein wenig in Ruhe/ ich wil euch die Conso-
nantes
anders expliciren. Wozu können die Vicariat besser gebraucht
werden/ als daß arme Studenten auff Universitäten davon leben?
Mich dauchte endlich/ wir seyen ins Stiffe Bremen und Vehrden kom-
men. Der Käyser ritte von einen Ort zum andern/ schüttelte den Kopf/
und sagte: Was ist dz für eine wunderbare Verenderung? Jch sehe wol/
hier ist alles auff einen andern Fuß gesetzt. Du Antenor, sag mir doch/
wie ist das Ding zugangen? Jch/ erzehle ordentlich/ was hiebevor

und

Regenten-Spiegel.
ſondern es iſt auch im Concilio Chalcedonenſi decretirt worden/ ut non
oporteat Epiſcopum aut quemlibet ex Clero per pecuniam or dinari, quia
utrique deponendi ſunt; & qui ordinat & qui ordinatur, nec non qui
Mediator eſt inter eos.
Jn dem ich noch alſo redete/ und noch mehr re-
den wolte/ kam ein junger Kerl/ und thaͤt dem Kaͤyſer einen Fußfall/
und ſagte/ daß er ein armer Geſell ſey/ ſein Gemuͤth ſey groß und
trachte nach Ehr und Tugend. Allein Armuth mache ihm allenthal-
ben gleichſam einen Zaum/ daß er nicht fortkommen koͤnne auff dem
Weg nach dem Tempel der Ehr/ der Tugend und Unſterbligkeit.
Sein Vater ſey ein ehrlicher/ redlicher Mann geweſen/ und hab ihm
mit groſſer Muͤhe ein Vicariat zuwegen gebracht/ und die Statuten
Gelder erlegt/ und er hab vermeynt/ er hab daran ein Stipendium, da-
von er auf Univerſitaͤten leben/ und ſeine ſtudia fortſetzen koͤnne. Allein
die Canonici ſagen: Es ſey nichts in Corpore, er koͤnne dieſes Dings
nicht genieſſen/ wann er nicht in loco ſey. Nun diene der Ort nicht zu
Fortſetzung ſeiner Studien. Sondern er muͤſſe auff Univerſitaͤten
und unter gelahrten Leuten ſeyn. Seine Mutter aber ſey eine ehrliche/
von vornehmen Eltern entſproſſene Frau/ welche ihr Brodt mit
Spinnen erwerbe/ und den Faden offtmals mit den Thraͤnen netze/
bey welcher der gute Will/ ihm zu helffen/ zwar groß/ aber das Ver-
moͤgen gar zu klein und zu gering ſey. Und dieſes Vicariats wolte er
gern entrathen/ wann er etwas gelernet hab/ daß er groſſen Herꝛen
und Potentaten auffwarten und dienen koͤnne. Allein itzo mangele
es ihm an Mitteln. Als bitte er allerunterthaͤnigſt/ Jhre Kaͤyſerl.
Maj. wollen ſich uͤber ihn erbarmen/ und befehlen/ daß dieſes Vica-
riat
ihme auff hohen Schulen moͤge gereichet werden. Er wolle mit
Huͤlff und Beyſtand deß Heiligen Geiſtes darnach ſtreben/ daß er
ſich qualificirt mache/ Jhrer Kaͤyſerl. Majeſt. allerunterthaͤnigſt
und getreulich auffzuwarten/ und wolle unterdeſſen fuͤr Jhre Kaͤy-
ſerl. Majeſt. beten/ daß Sie Gott auß einem Gluͤck/ auß einem Sieg
und Triumph in den andern fuͤhren wolle Als der Kaͤyſer dieſes hoͤrte/
wurde er uͤber alle maſſen zornig/ hub ſeinen Stab auff/ als wann er
auff die Canonicos zuſchlagen wolte/ und ſagte: Jhr Blackſcheiſſer!
Jſt keine diſcretion uñ conſcientz bey euch? Jch habe itzo etwas anders
zu thun. Allein/ komm ich ein wenig in Ruhe/ ich wil euch die Conſo-
nantes
anders expliciren. Wozu koͤnnen die Vicariat beſſer gebraucht
werden/ als daß arme Studenten auff Univerſitaͤten davon leben?
Mich dauchte endlich/ wir ſeyen ins Stiffe Bremen uñ Vehrden kom-
men. Der Kaͤyſer ritte von einẽ Ort zum andern/ ſchuͤttelte den Kopf/
uñ ſagte: Was iſt dz fuͤr eine wunderbare Verenderung? Jch ſehe wol/
hier iſt alles auff einen andern Fuß geſetzt. Du Antenor, ſag mir doch/
wie iſt das Ding zugangen? Jch/ erzehle ordentlich/ was hiebevor

und
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[79/0121] Regenten-Spiegel. ſondern es iſt auch im Concilio Chalcedonenſi decretirt worden/ ut non oporteat Epiſcopum aut quemlibet ex Clero per pecuniam or dinari, quia utrique deponendi ſunt; & qui ordinat & qui ordinatur, nec non qui Mediator eſt inter eos. Jn dem ich noch alſo redete/ und noch mehr re- den wolte/ kam ein junger Kerl/ und thaͤt dem Kaͤyſer einen Fußfall/ und ſagte/ daß er ein armer Geſell ſey/ ſein Gemuͤth ſey groß und trachte nach Ehr und Tugend. Allein Armuth mache ihm allenthal- ben gleichſam einen Zaum/ daß er nicht fortkommen koͤnne auff dem Weg nach dem Tempel der Ehr/ der Tugend und Unſterbligkeit. Sein Vater ſey ein ehrlicher/ redlicher Mann geweſen/ und hab ihm mit groſſer Muͤhe ein Vicariat zuwegen gebracht/ und die Statuten Gelder erlegt/ und er hab vermeynt/ er hab daran ein Stipendium, da- von er auf Univerſitaͤten leben/ und ſeine ſtudia fortſetzen koͤnne. Allein die Canonici ſagen: Es ſey nichts in Corpore, er koͤnne dieſes Dings nicht genieſſen/ wann er nicht in loco ſey. Nun diene der Ort nicht zu Fortſetzung ſeiner Studien. Sondern er muͤſſe auff Univerſitaͤten und unter gelahrten Leuten ſeyn. Seine Mutter aber ſey eine ehrliche/ von vornehmen Eltern entſproſſene Frau/ welche ihr Brodt mit Spinnen erwerbe/ und den Faden offtmals mit den Thraͤnen netze/ bey welcher der gute Will/ ihm zu helffen/ zwar groß/ aber das Ver- moͤgen gar zu klein und zu gering ſey. Und dieſes Vicariats wolte er gern entrathen/ wann er etwas gelernet hab/ daß er groſſen Herꝛen und Potentaten auffwarten und dienen koͤnne. Allein itzo mangele es ihm an Mitteln. Als bitte er allerunterthaͤnigſt/ Jhre Kaͤyſerl. Maj. wollen ſich uͤber ihn erbarmen/ und befehlen/ daß dieſes Vica- riat ihme auff hohen Schulen moͤge gereichet werden. Er wolle mit Huͤlff und Beyſtand deß Heiligen Geiſtes darnach ſtreben/ daß er ſich qualificirt mache/ Jhrer Kaͤyſerl. Majeſt. allerunterthaͤnigſt und getreulich auffzuwarten/ und wolle unterdeſſen fuͤr Jhre Kaͤy- ſerl. Majeſt. beten/ daß Sie Gott auß einem Gluͤck/ auß einem Sieg und Triumph in den andern fuͤhren wolle Als der Kaͤyſer dieſes hoͤrte/ wurde er uͤber alle maſſen zornig/ hub ſeinen Stab auff/ als wann er auff die Canonicos zuſchlagen wolte/ und ſagte: Jhr Blackſcheiſſer! Jſt keine diſcretion uñ conſcientz bey euch? Jch habe itzo etwas anders zu thun. Allein/ komm ich ein wenig in Ruhe/ ich wil euch die Conſo- nantes anders expliciren. Wozu koͤnnen die Vicariat beſſer gebraucht werden/ als daß arme Studenten auff Univerſitaͤten davon leben? Mich dauchte endlich/ wir ſeyen ins Stiffe Bremen uñ Vehrden kom- men. Der Kaͤyſer ritte von einẽ Ort zum andern/ ſchuͤttelte den Kopf/ uñ ſagte: Was iſt dz fuͤr eine wunderbare Verenderung? Jch ſehe wol/ hier iſt alles auff einen andern Fuß geſetzt. Du Antenor, ſag mir doch/ wie iſt das Ding zugangen? Jch/ erzehle ordentlich/ was hiebevor und

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/121>, abgerufen am 25.11.2024.