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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
eure Grandes bild en sich ein/ Gott müsse ihnen nothwendig ein sam-
metes Küssen in Himmel legen lassen/ daß sie dermaleins über ihren
Bauren sitzen können/ und sich der Bauer nicht über den Juncker im
ewigen Leben erhebe/ bevorab weil der Juncker so artig discurrire auß
den Büchern/ welche heutiges Tages in Jtalien/ in Franckreich und
anderstwo von gottlosen spargirt werden/ deren Namen ich nicht nen-
nen mag/ welche dem Teuffel einen Reuterdienst thun/ und viel dubia
moviren,
aber nicht solviren, und unter andern fragen/ Ob die Seel
unsterblich sey? An polygamia etiam in Novo Testamento sit licita? &c.
Wann der Verwalter und die Laqueyen solche ihres Junckern Discurs
anhören/ so dencken sie/ es hab Händ und Füß/ was ihr Jun-
cker sage/ und ihr Juncker sey in der Theologi viel besser beschla-
gen/ als ihr Beichtvater und Prediger/ Herr Johann. Sie be-
trachten aber nicht/ daß der Teuffel die H. Schrifft auch hab gelesen
und verfälschen können/ er werde aber deßwegen nicht in Himmel
kommen. Der Teuffel ist viel als alle eure Politici und Statisten. Un-
ter allen Griechischen und Lateinischen Oratorn ist keiner gewesen/ der
es dem Teuffel hätte können gleich thun. Dann er hat die allerweise-
sten Leut/ Adam und Eva/ als sie noch im Stand der Unschuld/ und
mit dem Ebenbild Gottes begabt waren/ überredet/ daß sie von Gott/
dem Herrscher und Regierer der gantzen Welt/ abgefallen/ und sich zu
seiner Parthey geschlagen haben. Wo ist ein solcher Historicus und
Geographus wie der Teuffel? Er weiß was in allen Monarchien/ Kö-
nigreichen und Ländern von Erschaffung der Welt vorgangen sey?
Wo ist ein solcher Philosophus wie der Teuffel? Wo ist ein solcher Poet
wie der Teuffel: Der Teuffel weiß alles/ was in dem verfluchten Buch
de tribus impostoribus, oder in dem gottlosen Buch de arte nihil creden-
di
stehet. Er weiß wie die alte Philosophi de aeternitate mundi disputirt
haben/ er weiß was für Ketzer in der Welt gewesen seyn/ was sie ihrer
Ketzerey für eine Farb angestrichen haben. Er weiß wie und durch
was occasion, auß einer alten Ketzerey eine neue entsprossen. Er weiß/
daß wie im Regimentswesen nichts neues geschehe/ sondern es werde
allezeit einerley Comoedi agirt, durch andere Personen/ also geschehe
auch nichts neues in Ecclesia, sondern es werde immer einer alten Ke-
tzerey ein neuer Mantel umbgehänget. Allein mit aller dieser Wissen-
schafft/ kan der Teuffel auff seiner Scala praedicament ali nicht in Him-
mel klettern. Wie viel tausend tapffere Cavallirer und weitberühmte
Männer/ werden am jüngsten Tag aufftreten und sagen: HErr/ HErr/
haben wir nicht in deinem Namen geweissaget? Haben wir nicht in
deinem Namen Teuffel außgetrieben? Haben wir nicht in deinem
Namen viel Thaten gethan? Haben wir nicht wider Türcken und

Bapst/
F iiij

Regenten-Spiegel.
eure Grandes bild en ſich ein/ Gott muͤſſe ihnen nothwendig ein ſam-
metes Kuͤſſen in Himmel legen laſſen/ daß ſie dermaleins uͤber ihren
Bauren ſitzen koͤnnen/ und ſich der Bauer nicht uͤber den Juncker im
ewigen Leben erhebe/ bevorab weil der Juncker ſo artig diſcurrire auß
den Buͤchern/ welche heutiges Tages in Jtalien/ in Franckreich und
anderſtwo von gottloſen ſpargirt werden/ deren Namen ich nicht nen-
nen mag/ welche dem Teuffel einen Reuterdienſt thun/ und viel dubia
moviren,
aber nicht ſolviren, und unter andern fragen/ Ob die Seel
unſterblich ſey? An polygamia etiam in Novo Teſtamento ſit licita? &c.
Wañ der Verwalter und die Laqueyen ſolche ihres Junckern Diſcurs
anhoͤren/ ſo dencken ſie/ es hab Haͤnd und Fuͤß/ was ihr Jun-
cker ſage/ und ihr Juncker ſey in der Theologi viel beſſer beſchla-
gen/ als ihr Beichtvater und Prediger/ Herꝛ Johann. Sie be-
trachten aber nicht/ daß der Teuffel die H. Schrifft auch hab geleſen
und verfaͤlſchen koͤnnen/ er werde aber deßwegen nicht in Himmel
kommen. Der Teuffel iſt viel als alle eure Politici und Statiſten. Un-
ter allen Griechiſchen und Lateiniſchen Oratorn iſt keiner geweſen/ der
es dem Teuffel haͤtte koͤnnen gleich thun. Dann er hat die allerweiſe-
ſten Leut/ Adam und Eva/ als ſie noch im Stand der Unſchuld/ und
mit dem Ebenbild Gottes begabt waren/ uͤberꝛedet/ daß ſie von Gott/
dem Herꝛſcher und Regierer der gantzen Welt/ abgefallen/ und ſich zu
ſeiner Parthey geſchlagen haben. Wo iſt ein ſolcher Hiſtoricus und
Geographus wie der Teuffel? Er weiß was in allen Monarchien/ Koͤ-
nigreichen und Laͤndern von Erſchaffung der Welt vorgangen ſey?
Wo iſt ein ſolcher Philoſophus wie der Teuffel? Wo iſt ein ſolcher Poet
wie der Teuffel: Der Teuffel weiß alles/ was in dem verfluchten Buch
de tribus impoſtoribus, oder in dem gottloſen Buch de arte nihil creden-
di
ſtehet. Er weiß wie die alte Philoſophi de æternitate mundi diſputirt
haben/ er weiß was fuͤr Ketzer in der Welt geweſen ſeyn/ was ſie ihrer
Ketzerey fuͤr eine Farb angeſtrichen haben. Er weiß wie und durch
was occaſion, auß einer alten Ketzerey eine neue entſproſſen. Er weiß/
daß wie im Regimentsweſen nichts neues geſchehe/ ſondern es werde
allezeit einerley Comœdi agirt, durch andere Perſonen/ alſo geſchehe
auch nichts neues in Eccleſia, ſondern es werde immer einer alten Ke-
tzerey ein neuer Mantel umbgehaͤnget. Allein mit aller dieſer Wiſſen-
ſchafft/ kan der Teuffel auff ſeiner Scala prædicament ali nicht in Him-
mel klettern. Wie viel tauſend tapffere Cavallirer und weitberuͤhmte
Maͤnner/ werden am juͤngſten Tag aufftreten uñ ſagen: HErꝛ/ HErꝛ/
haben wir nicht in deinem Namen geweiſſaget? Haben wir nicht in
deinem Namen Teuffel außgetrieben? Haben wir nicht in deinem
Namen viel Thaten gethan? Haben wir nicht wider Tuͤrcken und

Bapſt/
F iiij
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[87/0129] Regenten-Spiegel. eure Grandes bild en ſich ein/ Gott muͤſſe ihnen nothwendig ein ſam- metes Kuͤſſen in Himmel legen laſſen/ daß ſie dermaleins uͤber ihren Bauren ſitzen koͤnnen/ und ſich der Bauer nicht uͤber den Juncker im ewigen Leben erhebe/ bevorab weil der Juncker ſo artig diſcurrire auß den Buͤchern/ welche heutiges Tages in Jtalien/ in Franckreich und anderſtwo von gottloſen ſpargirt werden/ deren Namen ich nicht nen- nen mag/ welche dem Teuffel einen Reuterdienſt thun/ und viel dubia moviren, aber nicht ſolviren, und unter andern fragen/ Ob die Seel unſterblich ſey? An polygamia etiam in Novo Teſtamento ſit licita? &c. Wañ der Verwalter und die Laqueyen ſolche ihres Junckern Diſcurs anhoͤren/ ſo dencken ſie/ es hab Haͤnd und Fuͤß/ was ihr Jun- cker ſage/ und ihr Juncker ſey in der Theologi viel beſſer beſchla- gen/ als ihr Beichtvater und Prediger/ Herꝛ Johann. Sie be- trachten aber nicht/ daß der Teuffel die H. Schrifft auch hab geleſen und verfaͤlſchen koͤnnen/ er werde aber deßwegen nicht in Himmel kommen. Der Teuffel iſt viel als alle eure Politici und Statiſten. Un- ter allen Griechiſchen und Lateiniſchen Oratorn iſt keiner geweſen/ der es dem Teuffel haͤtte koͤnnen gleich thun. Dann er hat die allerweiſe- ſten Leut/ Adam und Eva/ als ſie noch im Stand der Unſchuld/ und mit dem Ebenbild Gottes begabt waren/ uͤberꝛedet/ daß ſie von Gott/ dem Herꝛſcher und Regierer der gantzen Welt/ abgefallen/ und ſich zu ſeiner Parthey geſchlagen haben. Wo iſt ein ſolcher Hiſtoricus und Geographus wie der Teuffel? Er weiß was in allen Monarchien/ Koͤ- nigreichen und Laͤndern von Erſchaffung der Welt vorgangen ſey? Wo iſt ein ſolcher Philoſophus wie der Teuffel? Wo iſt ein ſolcher Poet wie der Teuffel: Der Teuffel weiß alles/ was in dem verfluchten Buch de tribus impoſtoribus, oder in dem gottloſen Buch de arte nihil creden- di ſtehet. Er weiß wie die alte Philoſophi de æternitate mundi diſputirt haben/ er weiß was fuͤr Ketzer in der Welt geweſen ſeyn/ was ſie ihrer Ketzerey fuͤr eine Farb angeſtrichen haben. Er weiß wie und durch was occaſion, auß einer alten Ketzerey eine neue entſproſſen. Er weiß/ daß wie im Regimentsweſen nichts neues geſchehe/ ſondern es werde allezeit einerley Comœdi agirt, durch andere Perſonen/ alſo geſchehe auch nichts neues in Eccleſia, ſondern es werde immer einer alten Ke- tzerey ein neuer Mantel umbgehaͤnget. Allein mit aller dieſer Wiſſen- ſchafft/ kan der Teuffel auff ſeiner Scala prædicament ali nicht in Him- mel klettern. Wie viel tauſend tapffere Cavallirer und weitberuͤhmte Maͤnner/ werden am juͤngſten Tag aufftreten uñ ſagen: HErꝛ/ HErꝛ/ haben wir nicht in deinem Namen geweiſſaget? Haben wir nicht in deinem Namen Teuffel außgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viel Thaten gethan? Haben wir nicht wider Tuͤrcken und Bapſt/ F iiij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/129>, abgerufen am 22.11.2024.