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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
Großm. Landg. zu Hessen/ sagt in seinem Testament/ wann man wissen
wolte/ was an einem Herm zuthun sey/ so soll man sehen/ was er für
Müntze schlage/ ob er auch die Strassen rein halte/ und wie er seine
Zusage halte. Fürwar diese Qualitäten muß ich ohne Heucheley an
Herrn Christian zu Ranzow rühmen. Was er/ auch inter pocula, zu-
sagt/ darauff darff man sich verlassen/ als ob er seine Hand und Sie-
gel darüber gegeben/ und seine gantze Graffschafft verpfändet hätte.
Zum andern halte ich/ daß Salomons Reichthumb nicht wenig zu-
genommen habe durch die Kauffmanschafft. Dann man brachte dem
Salomon Pferde auß Egypten und allerley Wahren/ und die Kauff-
leute des Königs kaufften dieselben Wahren. Sehet wie der König
Salomo habe Hauß gehalten! Wann ihm ein gut Pferd vonnöhten
war schickte er nicht nach Jerusalem nach einem Roßtäuscher. Er
schickte nicht zu einem seiner Edelleute/ und ließ sagen: Hans wiltu
mir das Pferd überlassen; Wann er andere Wahren vonnöhten
hatte/ schickte er nicht zu einem Kramer zu Jerusalem/ sondern er
schichte seine Leute in Egypten/ und ließ sie Pferd und andere Wah-
ren holen. Wo man bey einer Hoffhaltung Mehl bey dem Becker
kaufft/ Kohlen bey dem Schmiede/ Fleisch bey dem Metzger/ Seyde
bey den Kammer-Jungfern/ das ist theur Wahre. Und wo man
Holtz umb Weynachten/ Korn umb Pfingsten/ und Wein umb Bar-
tholomäi kaufft/ da wird Schmalhans endlich Küchenmeister.
Salomo wuste/ wo man ein jeglichs Ding an dem rechten Orthe/ und
zu rechter Zeit kauffen solte. Es sagte einmal ein ehrlich Mann/ er
wisse ein Mittel/ wie es grosse Herren machen können/ daß sie fremde
Herren täglich wohl tractiren können/ und dürffen doch keinen Wein
kauffen. Als er nun gefraget wurde/ was dann das für ein Mittel sey;
Da antwortete er: Sie solten umb Martini Most kauffen/ so dürfften
sie hernach keinen Wein kauffen. Jch hab gestern gedacht/ daß die gros-
se Herrn in Deutschland nehmen offt zu ihren Kammermeistern Do-
ctores Iuris.
welche die Leut die etwas zu fodern haben artig vexiren
und mit ihnen umb eines geringen Dings willen/ Juristische Pro-
ceß anstellen können. Allein solche Leute betrachten nicht/ was für gros-
sen Schaden sie ihren Herrn dadurch thun/ in dem sie dieselbe umb ih-
ren Credit bringen. Was einem grossen Herrn an Credit gelegen sey/
das wird einjeder wissen/ der nur ein wenig in die Welt gegucket hat.
Credit ist so gut als baar Geld. Als König Heinrich der siebende in
Engeland zur Regierung kommen/ hat es ihm offt am Gelde geman-
gelt/ da hat ihn die Noth gezwungen/ an einem Orte ein stück Geld
auffzunehmen/ und ehe der Zahlungs-Termin verflossen/ hat er an ei-
nem andern Ort etwas auffgenommen/ und hat das erste bezahlt/ ehe
der Zahlungs-Termin herbey kommen. Dadurch hat er sich in Credit
erhalten/ biß seine eigene Mittel gewachsen sind/ und er jederman hat

ehrlich
H v

Regenten-Spiegel.
Großm. Landg. zu Heſſen/ ſagt in ſeinem Teſtament/ wañ man wiſſen
wolte/ was an einem Herm zuthun ſey/ ſo ſoll man ſehen/ was er fuͤr
Muͤntze ſchlage/ ob er auch die Straſſen rein halte/ und wie er ſeine
Zuſage halte. Fuͤrwar dieſe Qualitaͤten muß ich ohne Heucheley an
Herꝛn Chriſtian zu Ranzow ruͤhmen. Was er/ auch inter pocula, zu-
ſagt/ darauff darff man ſich verlaſſen/ als ob er ſeine Hand und Sie-
gel daruͤber gegeben/ und ſeine gantze Graffſchafft verpfaͤndet haͤtte.
Zum andern halte ich/ daß Salomons Reichthumb nicht wenig zu-
genommen habe durch die Kauffmanſchafft. Dann man brachte dem
Salomon Pferde auß Egypten und allerley Wahren/ und die Kauff-
leute des Koͤnigs kaufften dieſelben Wahren. Sehet wie der Koͤnig
Salomo habe Hauß gehalten! Wann ihm ein gut Pferd vonnoͤhten
war ſchickte er nicht nach Jeruſalem nach einem Roßtaͤuſcher. Er
ſchickte nicht zu einem ſeiner Edelleute/ und ließ ſagen: Hans wiltu
mir das Pferd uͤberlaſſen; Wann er andere Wahren vonnoͤhten
hatte/ ſchickte er nicht zu einem Kramer zu Jeruſalem/ ſondern er
ſchichte ſeine Leute in Egypten/ und ließ ſie Pferd und andere Wah-
ren holen. Wo man bey einer Hoffhaltung Mehl bey dem Becker
kaufft/ Kohlen bey dem Schmiede/ Fleiſch bey dem Metzger/ Seyde
bey den Kammer-Jungfern/ das iſt theur Wahre. Und wo man
Holtz umb Weynachten/ Korn umb Pfingſten/ und Wein umb Bar-
tholomaͤi kaufft/ da wird Schmalhans endlich Kuͤchenmeiſter.
Salomo wuſte/ wo man ein jeglichs Ding an dem rechten Orthe/ und
zu rechter Zeit kauffen ſolte. Es ſagte einmal ein ehrlich Mann/ er
wiſſe ein Mittel/ wie es groſſe Herꝛen machen koͤnnen/ daß ſie fremde
Herꝛen taͤglich wohl tractiren koͤnnen/ und duͤrffen doch keinen Wein
kauffen. Als er nun gefraget wurde/ was dann das fuͤr ein Mittel ſey;
Da antwortete er: Sie ſolten umb Martini Moſt kauffen/ ſo duͤrfften
ſie hernach keinen Wein kauffen. Jch hab geſtern gedacht/ daß die groſ-
ſe Herꝛn in Deutſchland nehmen offt zu ihren Kammermeiſtern Do-
ctores Iuris.
welche die Leut die etwas zu fodern haben artig vexiren
und mit ihnen umb eines geringen Dings willen/ Juriſtiſche Pro-
ceß anſtellen koͤnnen. Allein ſolche Leute betrachten nicht/ was fuͤr groſ-
ſen Schaden ſie ihren Herꝛn dadurch thun/ in dem ſie dieſelbe umb ih-
ren Credit bringen. Was einem groſſen Herꝛn an Credit gelegen ſey/
das wird einjeder wiſſen/ der nur ein wenig in die Welt gegucket hat.
Credit iſt ſo gut als baar Geld. Als Koͤnig Heinrich der ſiebende in
Engeland zur Regierung kommen/ hat es ihm offt am Gelde geman-
gelt/ da hat ihn die Noth gezwungen/ an einem Orte ein ſtuͤck Geld
auffzunehmen/ und ehe der Zahlungs-Termin verfloſſen/ hat er an ei-
nem andern Ort etwas auffgenommen/ und hat das erſte bezahlt/ ehe
der Zahlungs-Termin herbey kommen. Dadurch hat er ſich in Credit
erhalten/ biß ſeine eigene Mittel gewachſen ſind/ und er jederman hat

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/163>, abgerufen am 21.11.2024.