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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
dem Stamm Benjamin wieder einnehmen. Jerobeam/ welcher zuvor
ein armer Schropper gewesen (seine Mutter hieß Zeruja/ und war
eine Witbe) wird sich entschuldiget haben/ er hab die Mittel nicht.
Allein er wolle Jhrer Maj. zu unterthänigen Ehren sich bemühen/
daß er ein paar tausend Pfund Silber zusammen bringe/ wann Jh-
re Maj. ihm wolle eine Anweisung an den Stamm Benjamin geben/
daß er sich wieder bezahlt machen könne. Wann dann Jerobeam die
Anweisung gehabt/ wird er die Benjamiter auff Rothwelsch getrillt/
und gesehen haben/ daß er an statt dieser 2000. Pfund. 4000. oder
5000. Pf. wieder bekommen hat. Und als er seinen Sack voll ge-
habt/ wird er in Egypten marchiret seyn/ c. 11. v 40. da wird dann
auff einen Abend verhüpfft/ versprungen und im Frauenzimmer
verdantzt worden seyn/ der Schweiß und das Blut eines gantzen
Stamms in Jsrael/ welchen der König David hiebevor employrte zu
so grossen und gewaltigen Thaten! Da die Römer noch in geringen
Hausern wohneten/ da thäten sie tapffere Thaten. Da sie sich aber
auff den luxum begaben/ und Marmorsteinerne Häuser baueten/ da
gieng es mit ihnen auff ein lami. Jhr sehet auch hier Philanderson/
was frommer Eltern Segen für ein grosses Capjtal sey. Gott war
zwar über Salomon zornig/ aber die Straffe/ die er ihm drohete/
lirß er nicht über sein Hauß ergehen bey seinen Lebzeiten/ umb seines
Vaters Davids willen. Und seinem Sohn Rehabeam nam er nicht
das gantze Königreich/ sondern er ließ ihn bey Brote/ er uberließ ihm
den Stamm Juda umb seines Großvatern Davids willen. Sonst ist
eine Disputation unter den Gelehrten entstanden/ ob auch Salomo
sey selig worden? Augustinus saget/ man könne in der Schrifft
von Salomons Bekehrung nichts finden. Scotus verdampt ihn sim-
pliciter.
Andere sagen/ daß er habe Busse gethan/ und habe nach seiner
Bekehrung beschrieben den Prediger Salomon/ und darinne habe er
seine Vanitäten beklagt und bekant. Die Jüden geben vor/ Salomo
habe Busse gethan/ und seine Diener haben ihn fünffmal durch die
Gassen zu Jerusalem ziehen müssen/ ja er sey mit fünff Ruthen nach
dem Tempel gelauffen/ habe die Gesetz-Gelehrten gebeten/ daß sie ihn
mit Ruthen streichen sollen. Als sie aber die Hand nicht an den Ge-
salbten des HErrn legen wollen/ habe sich der König selbst mit Ru-
then gestrichen. Lutherus ist gefragt worden/ ob man etwas von Sa-
lomons Busse in der Schrifft lese? Darauff hat er geantwortet/ Nein.
Aber das lese man/ er sey entschlaffen mit seinen Vätern/ darauß
muthmaste er/ daß er sey selig worden. Dem sey wie ihm wolle
wann es aber so ist/ daß Salomo nicht ist selig worden/ wie Scotus ver.
meynt/ so wolt ich lieber ein einfältiger Narr seyn/ als daß ich solt ein
reicher weltweiser Herr seyn/ und solt so viel Silber haben als Stein/

und

SALOMO oder
dem Stam̃ Benjamin wieder einnehmen. Jerobeam/ welcher zuvor
ein armer Schropper geweſen (ſeine Mutter hieß Zeruja/ und war
eine Witbe) wird ſich entſchuldiget haben/ er hab die Mittel nicht.
Allein er wolle Jhrer Maj. zu unterthaͤnigen Ehren ſich bemuͤhen/
daß er ein paar tauſend Pfund Silber zuſammen bringe/ wann Jh-
re Maj. ihm wolle eine Anweiſung an den Stam̃ Benjamin geben/
daß er ſich wieder bezahlt machen koͤnne. Wann dann Jerobeam die
Anweiſung gehabt/ wird er die Benjamiter auff Rothwelſch getrillt/
und geſehen haben/ daß er an ſtatt dieſer 2000. Pfund. 4000. oder
5000. Pf. wieder bekommen hat. Und als er ſeinen Sack voll ge-
habt/ wird er in Egypten marchiret ſeyn/ c. 11. v 40. da wird dann
auff einen Abend verhuͤpfft/ verſprungen und im Frauenzimmer
verdantzt worden ſeyn/ der Schweiß und das Blut eines gantzen
Stamms in Jſrael/ welchen der Koͤnig David hiebevor employrte zu
ſo groſſen und gewaltigen Thaten! Da die Roͤmer noch in geringen
Hauſern wohneten/ da thaͤten ſie tapffere Thaten. Da ſie ſich aber
auff den luxum begaben/ und Marmorſteinerne Haͤuſer baueten/ da
gieng es mit ihnen auff ein lami. Jhr ſehet auch hier Philanderſon/
was frommer Eltern Segen fuͤr ein groſſes Capjtal ſey. Gott war
zwar uͤber Salomon zornig/ aber die Straffe/ die er ihm drohete/
lirß er nicht uͤber ſein Hauß ergehen bey ſeinen Lebzeiten/ umb ſeines
Vaters Davids willen. Und ſeinem Sohn Rehabeam nam er nicht
das gantze Koͤnigreich/ ſondern er ließ ihn bey Brote/ er uberließ ihm
den Stam̃ Juda umb ſeines Großvatern Davids willen. Sonſt iſt
eine Diſputation unter den Gelehrten entſtanden/ ob auch Salomo
ſey ſelig worden? Auguſtinus ſaget/ man koͤnne in der Schrifft
von Salomons Bekehrung nichts finden. Scotus verdampt ihn ſim-
pliciter.
Andere ſagen/ daß er habe Buſſe gethan/ und habe nach ſeiner
Bekehrung beſchrieben den Prediger Salomon/ und darinne habe er
ſeine Vanitaͤten beklagt und bekant. Die Juͤden geben vor/ Salomo
habe Buſſe gethan/ und ſeine Diener haben ihn fuͤnffmal durch die
Gaſſen zu Jeruſalem ziehen muͤſſen/ ja er ſey mit fuͤnff Ruthen nach
dem Tempel gelauffen/ habe die Geſetz-Gelehꝛten gebeten/ daß ſie ihn
mit Ruthen ſtreichen ſollen. Als ſie aber die Hand nicht an den Ge-
ſalbten des HErꝛn legen wollen/ habe ſich der Koͤnig ſelbſt mit Ru-
then geſtrichen. Lutherus iſt gefragt worden/ ob man etwas von Sa-
lomons Buſſe in der Schrifft leſe? Darauff hat er geantwortet/ Nein.
Aber das leſe man/ er ſey entſchlaffen mit ſeinen Vaͤtern/ darauß
muthmaſte er/ daß er ſey ſelig worden. Dem ſey wie ihm wolle
wann es aber ſo iſt/ daß Salomo nicht iſt ſelig worden/ wie Scotus ver.
meynt/ ſo wolt ich lieber ein einfaͤltiger Narꝛ ſeyn/ als daß ich ſolt ein
reicher weltweiſer Herꝛ ſeyn/ und ſolt ſo viel Silber haben als Stein/

und
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[126/0168] SALOMO oder dem Stam̃ Benjamin wieder einnehmen. Jerobeam/ welcher zuvor ein armer Schropper geweſen (ſeine Mutter hieß Zeruja/ und war eine Witbe) wird ſich entſchuldiget haben/ er hab die Mittel nicht. Allein er wolle Jhrer Maj. zu unterthaͤnigen Ehren ſich bemuͤhen/ daß er ein paar tauſend Pfund Silber zuſammen bringe/ wann Jh- re Maj. ihm wolle eine Anweiſung an den Stam̃ Benjamin geben/ daß er ſich wieder bezahlt machen koͤnne. Wann dann Jerobeam die Anweiſung gehabt/ wird er die Benjamiter auff Rothwelſch getrillt/ und geſehen haben/ daß er an ſtatt dieſer 2000. Pfund. 4000. oder 5000. Pf. wieder bekommen hat. Und als er ſeinen Sack voll ge- habt/ wird er in Egypten marchiret ſeyn/ c. 11. v 40. da wird dann auff einen Abend verhuͤpfft/ verſprungen und im Frauenzimmer verdantzt worden ſeyn/ der Schweiß und das Blut eines gantzen Stamms in Jſrael/ welchen der Koͤnig David hiebevor employrte zu ſo groſſen und gewaltigen Thaten! Da die Roͤmer noch in geringen Hauſern wohneten/ da thaͤten ſie tapffere Thaten. Da ſie ſich aber auff den luxum begaben/ und Marmorſteinerne Haͤuſer baueten/ da gieng es mit ihnen auff ein lami. Jhr ſehet auch hier Philanderſon/ was frommer Eltern Segen fuͤr ein groſſes Capjtal ſey. Gott war zwar uͤber Salomon zornig/ aber die Straffe/ die er ihm drohete/ lirß er nicht uͤber ſein Hauß ergehen bey ſeinen Lebzeiten/ umb ſeines Vaters Davids willen. Und ſeinem Sohn Rehabeam nam er nicht das gantze Koͤnigreich/ ſondern er ließ ihn bey Brote/ er uberließ ihm den Stam̃ Juda umb ſeines Großvatern Davids willen. Sonſt iſt eine Diſputation unter den Gelehrten entſtanden/ ob auch Salomo ſey ſelig worden? Auguſtinus ſaget/ man koͤnne in der Schrifft von Salomons Bekehrung nichts finden. Scotus verdampt ihn ſim- pliciter. Andere ſagen/ daß er habe Buſſe gethan/ und habe nach ſeiner Bekehrung beſchrieben den Prediger Salomon/ und darinne habe er ſeine Vanitaͤten beklagt und bekant. Die Juͤden geben vor/ Salomo habe Buſſe gethan/ und ſeine Diener haben ihn fuͤnffmal durch die Gaſſen zu Jeruſalem ziehen muͤſſen/ ja er ſey mit fuͤnff Ruthen nach dem Tempel gelauffen/ habe die Geſetz-Gelehꝛten gebeten/ daß ſie ihn mit Ruthen ſtreichen ſollen. Als ſie aber die Hand nicht an den Ge- ſalbten des HErꝛn legen wollen/ habe ſich der Koͤnig ſelbſt mit Ru- then geſtrichen. Lutherus iſt gefragt worden/ ob man etwas von Sa- lomons Buſſe in der Schrifft leſe? Darauff hat er geantwortet/ Nein. Aber das leſe man/ er ſey entſchlaffen mit ſeinen Vaͤtern/ darauß muthmaſte er/ daß er ſey ſelig worden. Dem ſey wie ihm wolle wann es aber ſo iſt/ daß Salomo nicht iſt ſelig worden/ wie Scotus ver. meynt/ ſo wolt ich lieber ein einfaͤltiger Narꝛ ſeyn/ als daß ich ſolt ein reicher weltweiſer Herꝛ ſeyn/ und ſolt ſo viel Silber haben als Stein/ und

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/168>, abgerufen am 24.11.2024.