Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Der gedultige wie den Weitzen. Aber ich habe für dich gebeten/ daß deinGlaube nicht auffhöre. Diß ist des Satans Thun und Vor- nehmen noch heutiges Tages. Er gehet noch heutiges Tages herum wie ein brüllender Löw/ und sucht/ welchen er ver- schlinge/ 1. Pet. 5. Sehet an den Hiob. Es war dem Teuffel nicht genug/ daß er die- Wiewol nun Hiob in seinem üherhäufften Creutz standhafftig ver-
Der gedultige wie den Weitzen. Aber ich habe fuͤr dich gebeten/ daß deinGlaube nicht auffhoͤre. Diß iſt des Satans Thun und Vor- nehmen noch heutiges Tages. Er gehet noch heutiges Tages herum wie ein bruͤllender Loͤw/ und ſucht/ welchen er ver- ſchlinge/ 1. Pet. 5. Sehet an den Hiob. Es war dem Teuffel nicht genug/ daß er die- Wiewol nun Hiob in ſeinem uͤherhaͤufften Creutz ſtandhafftig ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0202" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der gedultige</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">wie den Weitzen. Aber ich habe fuͤr dich gebeten/ daß dein<lb/> Glaube nicht auffhoͤre.</hi> Diß iſt des Satans Thun und Vor-<lb/> nehmen noch heutiges Tages. <hi rendition="#fr">Er gehet noch heutiges Tages<lb/> herum wie ein bruͤllender Loͤw/ und ſucht/ welchen er ver-<lb/> ſchlinge</hi>/ 1. Pet. 5.</p><lb/> <p>Sehet an den Hiob. Es war dem Teuffel nicht genug/ daß er die-<lb/> ſen frommen Mann ſein Haab und Gut/ ſeine Kinder und alles<lb/> genommen/ und verderbet hatte/ ſondern er begehret auch noch/ daß<lb/> ihm Gott erlauben wolle/ daß er ihn an ſeinem Leibe angreiffe.<lb/> Dann/ ſagt der H. Geiſt/ <hi rendition="#fr">es begab ſich des Tags/ da die Kin-<lb/> der Gottes kamen/ und traten fuͤr den HErꝛn/ daß Sa-<lb/> tan auch unter ihnen kam/ und für den HErrn tratt.</hi> Es<lb/> fragt ſich allhier/ wann dieſe Zuſammenkunfft geſchehen ſey? Etzli-<lb/> che Theologi meinen/ es ſey geſchehen/ da der fromme Mann ſeine<lb/> Rinder/ ſeine Eſelin/ ſeine Schaaf/ ſeine Cameel/ ſeine Kinder/ ſein<lb/> Geſind verloren hat. Da hab der Teuffel gemeint/ Hiob ſey noch<lb/> nicht recht probirt/ drumb wolle er von Gott begehren/ er ſolle ihm<lb/> erlauben/ daß er ihn noch deſſelben Tages an ſeinem Leib angreiffe/<lb/> ehe dann er ſich erhole/ und ſein Hertz auß GOttes Wort ſtaͤrcken<lb/> koͤnne. Andere ſagen/ es ſey des andern Tages geſchehen/ und es ſey<lb/> der Teuffel gezwungen worden/ fuͤr Gott zu erſcheinen/ damit ihm<lb/> in Gegenwart der Kinder Gottes ſein Luͤgenmaul geſtopfft wer-<lb/> de/ und daß erwieſen werde/ daß er gelogen hab/ indem er vor-<lb/> geben/ es ſey mit Hiobs Froͤmmigkeit lauter Heucheley. Dann<lb/> wiewol Haab und Gut/ Kinder und Geſind weg ſey/ ſo ſey er doch<lb/> noch der alte fromme Hiob. Er ſey noch ſchlecht und recht. Er ſey<lb/> noch Gottsfuͤrchtig/ er meide noch das Boͤſe.</p><lb/> <p>Wiewol nun Hiob in ſeinem uͤherhaͤufften Creutz ſtandhafftig<lb/> blieb/ und der Satan zu Schanden gemacht war/ ſo hoͤrt doch der<lb/> verfluchte Geiſt nicht auff ihn auffs neue zu verklagen/ und ſagte:<lb/><hi rendition="#fr">Haut/ fuͤr Haut/ und alles/ was ein Mann hat/ das laͤſſt<lb/> er fuͤr ſein Leben.</hi> Er wolte ſagen: Es iſt kein Wunder/ daß<lb/> Hiob noch fromm iſt/ denn die Truͤbſal iſt ihm noch nicht auff ſein<lb/> eigen Haut kommen. Schaaf/ Rinder/ Cameel und ander Viehe<lb/> kan er wol wieder bekommen. Gut verloren/ nichts verloren. Es iſt<lb/> eben/ als ob man einem die Haar abſchneide/ die wachſen in einem<lb/> Jahr wieder. Sind ſchon ſeine Kinder todt was iſt das mehr? Er<lb/> iſt noch ein Mann in ſeinem beſten Alter/ er kan wol wieder Kin-<lb/> der zeugen. Gleichwie das die beſten Soldaten gibt/ die einmal oder<lb/> etzliche geſchlagen ſind. Alſo gibt es offt die beſte und reichſte Hauß-<lb/> Vaͤter/ die einmal ſind abgebrant/ die einmal <hi rendition="#aq">bancquerott</hi> ge-<lb/> macht haben. Die nehmen hernach ihre Sachen deſto beſſer in acht/<lb/> und werden durch Schaden klug. So lang ein Menſch lebt und ge-<lb/> ſund iſt/ ſo lang muß man an ſeinem Gluͤck nicht verzagen. Gut<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0202]
Der gedultige
wie den Weitzen. Aber ich habe fuͤr dich gebeten/ daß dein
Glaube nicht auffhoͤre. Diß iſt des Satans Thun und Vor-
nehmen noch heutiges Tages. Er gehet noch heutiges Tages
herum wie ein bruͤllender Loͤw/ und ſucht/ welchen er ver-
ſchlinge/ 1. Pet. 5.
Sehet an den Hiob. Es war dem Teuffel nicht genug/ daß er die-
ſen frommen Mann ſein Haab und Gut/ ſeine Kinder und alles
genommen/ und verderbet hatte/ ſondern er begehret auch noch/ daß
ihm Gott erlauben wolle/ daß er ihn an ſeinem Leibe angreiffe.
Dann/ ſagt der H. Geiſt/ es begab ſich des Tags/ da die Kin-
der Gottes kamen/ und traten fuͤr den HErꝛn/ daß Sa-
tan auch unter ihnen kam/ und für den HErrn tratt. Es
fragt ſich allhier/ wann dieſe Zuſammenkunfft geſchehen ſey? Etzli-
che Theologi meinen/ es ſey geſchehen/ da der fromme Mann ſeine
Rinder/ ſeine Eſelin/ ſeine Schaaf/ ſeine Cameel/ ſeine Kinder/ ſein
Geſind verloren hat. Da hab der Teuffel gemeint/ Hiob ſey noch
nicht recht probirt/ drumb wolle er von Gott begehren/ er ſolle ihm
erlauben/ daß er ihn noch deſſelben Tages an ſeinem Leib angreiffe/
ehe dann er ſich erhole/ und ſein Hertz auß GOttes Wort ſtaͤrcken
koͤnne. Andere ſagen/ es ſey des andern Tages geſchehen/ und es ſey
der Teuffel gezwungen worden/ fuͤr Gott zu erſcheinen/ damit ihm
in Gegenwart der Kinder Gottes ſein Luͤgenmaul geſtopfft wer-
de/ und daß erwieſen werde/ daß er gelogen hab/ indem er vor-
geben/ es ſey mit Hiobs Froͤmmigkeit lauter Heucheley. Dann
wiewol Haab und Gut/ Kinder und Geſind weg ſey/ ſo ſey er doch
noch der alte fromme Hiob. Er ſey noch ſchlecht und recht. Er ſey
noch Gottsfuͤrchtig/ er meide noch das Boͤſe.
Wiewol nun Hiob in ſeinem uͤherhaͤufften Creutz ſtandhafftig
blieb/ und der Satan zu Schanden gemacht war/ ſo hoͤrt doch der
verfluchte Geiſt nicht auff ihn auffs neue zu verklagen/ und ſagte:
Haut/ fuͤr Haut/ und alles/ was ein Mann hat/ das laͤſſt
er fuͤr ſein Leben. Er wolte ſagen: Es iſt kein Wunder/ daß
Hiob noch fromm iſt/ denn die Truͤbſal iſt ihm noch nicht auff ſein
eigen Haut kommen. Schaaf/ Rinder/ Cameel und ander Viehe
kan er wol wieder bekommen. Gut verloren/ nichts verloren. Es iſt
eben/ als ob man einem die Haar abſchneide/ die wachſen in einem
Jahr wieder. Sind ſchon ſeine Kinder todt was iſt das mehr? Er
iſt noch ein Mann in ſeinem beſten Alter/ er kan wol wieder Kin-
der zeugen. Gleichwie das die beſten Soldaten gibt/ die einmal oder
etzliche geſchlagen ſind. Alſo gibt es offt die beſte und reichſte Hauß-
Vaͤter/ die einmal ſind abgebrant/ die einmal bancquerott ge-
macht haben. Die nehmen hernach ihre Sachen deſto beſſer in acht/
und werden durch Schaden klug. So lang ein Menſch lebt und ge-
ſund iſt/ ſo lang muß man an ſeinem Gluͤck nicht verzagen. Gut
ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |