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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Gedenck daran
Es gehet auch viel Fluchens und Schwerens dabey für. Wann da
einer verlieret/ so flucht er offt daß der Himmel und die Erde davon
beben möchte. 3. Muß jederman bekennen/ daß dieses Laster des
Spielens mit allen seinen Sünden/ am meisten geübt und getrieben
werde am Sontage/ da wir nur solten trachten nach dem Reich Got-
tes und nach seiner Gerechtigkeit. 4. Macht das Spielen/ daß offt-
mals Kinder und Gesinde ihre Eltern und Herren heimlich bestehlen/
damit sie was haben einzusetzen. Mancher Vater ist auff das Spielen
also erhitzt/ daß er es nicht lassen kan/ will nicht arbeiten/ sucht sein
Glück in der Karten/ bringt aber Weib und Kinder dadurch in Ar-
mut und Unglück/ und sich umb seine Ehr und Respect/ den er bey
seinen Kindern haben solte. 5. Jst bekand/ daß bey dem Spiel offt-
mals die allerbesten Freunde uneins werden/ und umb geringer Ursa-
chen willen aus dem Zanck Schlägerey/ auß der Schlägerey Mord
und Todschlag entstehe. Jch hab ein Exempel erlebt/ daß ein Vor-
nehmer wohlbegüterter Mann einen bey dem Spiel erstach/ und sei-
nen Kopff kurtz hernach wiederumb dem Scharffrichter darstrecken
muste. 6. Macht das Spiel offtmals Uneinigkeit unter Eheleuten/
dadurch der eheliche Glaub und das Band der ehlichen Lieb offtmals
zerrissen wird. Dann wann die Frau siehet daß der Mann ihrer nicht
achtet/ sondern alles versäuffet und verspielet/ so gibt sie dem Mann
kein gut Wort. Kommt der Mann nach Hauß und hat kein gut Wort
von der Frauen/ so will er stöß außtheilen. Hört die Frau von Stöß
und Schlägen/ so fängt sie an zu donnern und zu fulminiren. Der
Mann kan das Donner-Wetter nicht vertragen/ und sucht seine vo-
rige Spiel-Compagnie die Zeit zu passiren. Unterdessen bleibt die
Arbeit liegen/ und wird nichts verdient. Die Frau kan oder will nicht
vom Wind leben/ sondern hängt sich auch an leichtfertige Leute/ und
verdienet Geld wie und wo sie kan. 7. Gehet bey dem Spiel viel
List und Betrug für/ wer da den andern artig betriegen kan/ der wird
für einen Meister gehalten. Ja/ sagt mancher Spieler/ wann ich recht
spielte so würde ich wenig Geld behalten/ wolte lieber keine Kart
oder Würffel anrühren. 8. Gehet bey dem Spiel viel Verleum-
dung für/ da einer den andern beschuldiget/ er habe die Kart nicht recht
gemischt/ nicht recht geben/ er habe seinem Cammeraden das Spiel
in die Hand gespielt/ da muß der eine ein Schelm der ander ein Dieb
seyn. Es sündigen auch Spieler und Spitzbuben wieder das
9. und 10. Gebot/ dann sie begehren des Nechsten Geld und Gut/ und
haben von Hertzen Lust zum Spielen: Und wann ein Spitzbub seinem
leiblichen Bruder könte das Hauß und Hoff auff einen Abend abge-
winnen/ er würde es thun.

Sum-

Gedenck daran
Es gehet auch viel Fluchens und Schwerens dabey fuͤr. Wann da
einer verlieret/ ſo flucht er offt daß der Himmel und die Erde davon
beben moͤchte. 3. Muß jederman bekennen/ daß dieſes Laſter des
Spielens mit allen ſeinen Suͤnden/ am meiſten geuͤbt und getrieben
werde am Sontage/ da wir nur ſolten trachten nach dem Reich Got-
tes und nach ſeiner Gerechtigkeit. 4. Macht das Spielen/ daß offt-
mals Kinder und Geſinde ihre Eltern und Herren heimlich beſtehlen/
damit ſie was haben einzuſetzen. Mancher Vater iſt auff das Spielen
alſo erhitzt/ daß er es nicht laſſen kan/ will nicht arbeiten/ ſucht ſein
Gluͤck in der Karten/ bringt aber Weib und Kinder dadurch in Ar-
mut und Ungluͤck/ und ſich umb ſeine Ehr und Reſpect/ den er bey
ſeinen Kindern haben ſolte. 5. Jſt bekand/ daß bey dem Spiel offt-
mals die allerbeſten Freunde uneins werden/ und umb geringer Urſa-
chen willen aus dem Zanck Schlaͤgerey/ auß der Schlaͤgerey Mord
und Todſchlag entſtehe. Jch hab ein Exempel erlebt/ daß ein Vor-
nehmer wohlbeguͤterter Mann einen bey dem Spiel erſtach/ und ſei-
nen Kopff kurtz hernach wiederumb dem Scharffrichter darſtrecken
muſte. 6. Macht das Spiel offtmals Uneinigkeit unter Eheleuten/
dadurch der eheliche Glaub und das Band der ehlichen Lieb offtmals
zerriſſen wird. Dann wann die Frau ſiehet daß der Mann ihrer nicht
achtet/ ſondern alles verſaͤuffet und verſpielet/ ſo gibt ſie dem Mann
kein gut Wort. Kommt der Mann nach Hauß und hat kein gut Wort
von der Frauen/ ſo will er ſtoͤß außtheilen. Hoͤrt die Frau von Stoͤß
und Schlaͤgen/ ſo faͤngt ſie an zu donnern und zu fulminiren. Der
Mann kan das Donner-Wetter nicht vertragen/ und ſucht ſeine vo-
rige Spiel-Compagnie die Zeit zu paſſiren. Unterdeſſen bleibt die
Arbeit liegen/ und wird nichts verdient. Die Frau kan oder will nicht
vom Wind leben/ ſondern haͤngt ſich auch an leichtfertige Leute/ und
verdienet Geld wie und wo ſie kan. 7. Gehet bey dem Spiel viel
Liſt und Betrug fuͤr/ wer da den andern artig betriegen kan/ der wird
fuͤr einen Meiſter gehalten. Ja/ ſagt mancher Spieler/ wann ich recht
ſpielte ſo wuͤrde ich wenig Geld behalten/ wolte lieber keine Kart
oder Wuͤrffel anruͤhren. 8. Gehet bey dem Spiel viel Verleum-
dung fuͤr/ da einer den andern beſchuldiget/ eꝛ habe die Kart nicht recht
gemiſcht/ nicht recht geben/ er habe ſeinem Cammeraden das Spiel
in die Hand geſpielt/ da muß der eine ein Schelm der ander ein Dieb
ſeyn. Es ſuͤndigen auch Spieler und Spitzbuben wieder das
9. und 10. Gebot/ dann ſie begehren des Nechſten Geld und Gut/ und
haben von Hertzen Luſt zum Spielen: Und wann ein Spitzbub ſeinem
leiblichen Bruder koͤnte das Hauß und Hoff auff einen Abend abge-
winnen/ er wuͤrde es thun.

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[200/0242] Gedenck daran Es gehet auch viel Fluchens und Schwerens dabey fuͤr. Wann da einer verlieret/ ſo flucht er offt daß der Himmel und die Erde davon beben moͤchte. 3. Muß jederman bekennen/ daß dieſes Laſter des Spielens mit allen ſeinen Suͤnden/ am meiſten geuͤbt und getrieben werde am Sontage/ da wir nur ſolten trachten nach dem Reich Got- tes und nach ſeiner Gerechtigkeit. 4. Macht das Spielen/ daß offt- mals Kinder und Geſinde ihre Eltern und Herren heimlich beſtehlen/ damit ſie was haben einzuſetzen. Mancher Vater iſt auff das Spielen alſo erhitzt/ daß er es nicht laſſen kan/ will nicht arbeiten/ ſucht ſein Gluͤck in der Karten/ bringt aber Weib und Kinder dadurch in Ar- mut und Ungluͤck/ und ſich umb ſeine Ehr und Reſpect/ den er bey ſeinen Kindern haben ſolte. 5. Jſt bekand/ daß bey dem Spiel offt- mals die allerbeſten Freunde uneins werden/ und umb geringer Urſa- chen willen aus dem Zanck Schlaͤgerey/ auß der Schlaͤgerey Mord und Todſchlag entſtehe. Jch hab ein Exempel erlebt/ daß ein Vor- nehmer wohlbeguͤterter Mann einen bey dem Spiel erſtach/ und ſei- nen Kopff kurtz hernach wiederumb dem Scharffrichter darſtrecken muſte. 6. Macht das Spiel offtmals Uneinigkeit unter Eheleuten/ dadurch der eheliche Glaub und das Band der ehlichen Lieb offtmals zerriſſen wird. Dann wann die Frau ſiehet daß der Mann ihrer nicht achtet/ ſondern alles verſaͤuffet und verſpielet/ ſo gibt ſie dem Mann kein gut Wort. Kommt der Mann nach Hauß und hat kein gut Wort von der Frauen/ ſo will er ſtoͤß außtheilen. Hoͤrt die Frau von Stoͤß und Schlaͤgen/ ſo faͤngt ſie an zu donnern und zu fulminiren. Der Mann kan das Donner-Wetter nicht vertragen/ und ſucht ſeine vo- rige Spiel-Compagnie die Zeit zu paſſiren. Unterdeſſen bleibt die Arbeit liegen/ und wird nichts verdient. Die Frau kan oder will nicht vom Wind leben/ ſondern haͤngt ſich auch an leichtfertige Leute/ und verdienet Geld wie und wo ſie kan. 7. Gehet bey dem Spiel viel Liſt und Betrug fuͤr/ wer da den andern artig betriegen kan/ der wird fuͤr einen Meiſter gehalten. Ja/ ſagt mancher Spieler/ wann ich recht ſpielte ſo wuͤrde ich wenig Geld behalten/ wolte lieber keine Kart oder Wuͤrffel anruͤhren. 8. Gehet bey dem Spiel viel Verleum- dung fuͤr/ da einer den andern beſchuldiget/ eꝛ habe die Kart nicht recht gemiſcht/ nicht recht geben/ er habe ſeinem Cammeraden das Spiel in die Hand geſpielt/ da muß der eine ein Schelm der ander ein Dieb ſeyn. Es ſuͤndigen auch Spieler und Spitzbuben wieder das 9. und 10. Gebot/ dann ſie begehren des Nechſten Geld und Gut/ und haben von Hertzen Luſt zum Spielen: Und wann ein Spitzbub ſeinem leiblichen Bruder koͤnte das Hauß und Hoff auff einen Abend abge- winnen/ er wuͤrde es thun. Sum-

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/242>, abgerufen am 21.11.2024.