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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Lucidor.
sie eine Behausung aller unreinen Vögel/ da hüpffeten Feld-Teuffel
und Drachen. Also wo die Liebe des Nechsten in einem Hertzen zerstö-
ret ist/ da wohnen auch allerhand feindselige Vögel/ und unter solchen
Feld-Teuffeln und Drachen mag Gott nicht ruhen. Jch habe eins-
mals einen vornehmen Theologum hören discuriren, der hatte
diese unvorgreifliche Gedancken/ der Jüngste Tag würde auff einen
Sontag kommen/ und wolte seine Meynung mit anderer Kirchen-
väter Gedancken bekräfftigen. Jch lasse solche Meynung an ihren Ort
gestellet seyn. Und es lebet zwar kein Mensch auff Erden/ es ist auch
kein Engel im Himmel/ auch keine Creatur zwischen Himmel und
Erden/ die uns eigentlich sagen könne/ wann der Jüngste Tag kom-
men werde. Jedoch muthmasse ich und halte darvor/ daß der Jüng-
ste Tag nicht ferne sey. Es ist mir jüngst von einem guten Freunde
communiciret worden ein Astrologisch Bedencken von dem Co-
meten/ der Anno 1652. ist gesehen worden/ darin finde ich wunderli-
che Dinge. Es wird vermuhtet/ daß selbiges Bedencken auffgesetzet
sey von demjenigen/ welcher die Apocalypsin reseratam geschrie-
ben. Und meynet dieser Astrologus, daß nunmehr werde erfüllet
werden/ was der Cassiopaeae meretrici Romanae, dicenti, sedeo
Regina, &c. Apoc. 18. v.
7. getrohet werde. Und daß dieser Comet,
nit weiter gelauffen/ sondern als er an Perseum und zu den abgehauenen
Häupt Medusae kommen/ auch Jtalien und der Statt Rom Vertical wor-
denverschwunden sey/ dabey erinnerte er sich der alten Röm. Ceremonien/
welche/ wann sie einen Land einen Krieg ankündigen/ schicketen sie einen Her-
olden auß/ welcher/ wann er an des Landes Grentzen kam/ warff er einen
Spieß in des Feindes Land/ und zog wider davon. Also sey diser Comet/
als er über Jtalien und Rom kommen/ verschwunden/ anzuzeigen/
daß er sein Ampt verrichtet/ und der Babylonischen Hur angekündi-
get habe/ daß sie vom Stuel solle gestürtzet werden/ etc. Der Schluß
seines gantzen Discurs gehet dahin/ daß nach diesem Cometen viel
Dings plötzlich werde erfüllet werden/ davon in der Offenbarung
Johannis stehet. Jch halte zwar solche Dinge für keine Evangelia.
Sondern halte dafür unvorgreiflich/ daß den Tacitum wenig Po-
litici,
und die Offenbarung Johannis wenig Theologi verstehen.
Die Offenbarung Johannis ist eine Propheceyhung/ quae citius
impletur quam explicatur.
Wie viel Leute sind bißhero gewesen/
welche gar zu sehr ad specialia gangen/ und solche Ding auß der
Offenbarung Johannis fürbracht haben/ welche die Zeit selbst wider-
legt hat? Der gute Mann/ der mir dieses Astrologisch Bedencken
zeigte/ hielte zwar dasselbe für ein sonderlich Oraculum, und begehrt/
ich solle ihm sagen/ ob man nicht auß dem Gestirn solche Ding erfor-
schen könne? Jch solle ihm sagen/ wie die Weisen auß Morgenland/
an dem Stern/ haben sehen und mercken können/ daß der König der

Juden

Lucidor.
ſie eine Behauſung aller unreinen Voͤgel/ da huͤpffeten Feld-Teuffel
und Drachen. Alſo wo die Liebe des Nechſten in einem Hertzen zerſtoͤ-
ret iſt/ da wohnen auch allerhand feindſelige Voͤgel/ uñ unter ſolchen
Feld-Teuffeln und Drachen mag Gott nicht ruhen. Jch habe eins-
mals einen vornehmen Theologum hoͤren diſcuriren, der hatte
dieſe unvorgreifliche Gedancken/ der Juͤngſte Tag wuͤrde auff einen
Sontag kommen/ und wolte ſeine Meynung mit anderer Kirchen-
vaͤter Gedancken bekraͤfftigen. Jch laſſe ſolche Meynung an ihren Ort
geſtellet ſeyn. Und es lebet zwar kein Menſch auff Erden/ es iſt auch
kein Engel im Himmel/ auch keine Creatur zwiſchen Himmel und
Erden/ die uns eigentlich ſagen koͤnne/ wann der Juͤngſte Tag kom-
men werde. Jedoch muthmaſſe ich und halte darvor/ daß der Juͤng-
ſte Tag nicht ferne ſey. Es iſt mir juͤngſt von einem guten Freunde
communiciret worden ein Aſtrologiſch Bedencken von dem Co-
meten/ der Anno 1652. iſt geſehen worden/ darin finde ich wunderli-
che Dinge. Es wird vermuhtet/ daß ſelbiges Bedencken auffgeſetzet
ſey von demjenigen/ welcher die Apocalypſin reſeratam geſchrie-
ben. Und meynet dieſer Aſtrologus, daß nunmehr werde erfuͤllet
werden/ was der Caſſiopææ meretrici Romanæ, dicenti, ſedeo
Regina, &c. Apoc. 18. v.
7. getrohet werde. Und daß dieſer Comet,
nit weiter gelauffẽ/ ſondern als er an Perſeum uñ zu dẽ abgehauenen
Haͤupt Meduſæ kom̃en/ auch Jtaliẽ uñ der Statt Rom Vertical woꝛ-
dẽverſchwunden ſey/ dabey erinnerte er ſich der altẽ Roͤm. Ceremoniẽ/
welche/ wañ ſie einẽ Land einẽ Krieg ankuͤndigẽ/ ſchicketẽ ſie einen Her-
olden auß/ welcher/ wañ er an des Landes Grentzen kam/ warff er einen
Spieß in des Feindes Land/ uñ zog wider davon. Alſo ſey diſer Comet/
als er uͤber Jtalien und Rom kommen/ verſchwunden/ anzuzeigen/
daß er ſein Ampt verrichtet/ und der Babyloniſchen Hur angekuͤndi-
get habe/ daß ſie vom Stuel ſolle geſtuͤrtzet werden/ ꝛc. Der Schluß
ſeines gantzen Diſcurs gehet dahin/ daß nach dieſem Cometen viel
Dings ploͤtzlich werde erfuͤllet werden/ davon in der Offenbarung
Johannis ſtehet. Jch halte zwar ſolche Dinge fuͤr keine Evangelia.
Sondern halte dafuͤr unvorgreiflich/ daß den Tacitum wenig Po-
litici,
und die Offenbarung Johannis wenig Theologi verſtehen.
Die Offenbarung Johannis iſt eine Propheceyhung/ quæ citius
impletur quàm explicatur.
Wie viel Leute ſind bißhero geweſen/
welche gar zu ſehr ad ſpecialia gangen/ und ſolche Ding auß der
Offenbarung Johannis fuͤrbracht haben/ welche die Zeit ſelbſt wider-
legt hat? Der gute Mann/ der mir dieſes Aſtrologiſch Bedencken
zeigte/ hielte zwar daſſelbe fuͤr ein ſonderlich Oraculum, und begehꝛt/
ich ſolle ihm ſagen/ ob man nicht auß dem Geſtirn ſolche Ding erfor-
ſchen koͤnne? Jch ſolle ihm ſagen/ wie die Weiſen auß Morgenland/
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[285/0327] Lucidor. ſie eine Behauſung aller unreinen Voͤgel/ da huͤpffeten Feld-Teuffel und Drachen. Alſo wo die Liebe des Nechſten in einem Hertzen zerſtoͤ- ret iſt/ da wohnen auch allerhand feindſelige Voͤgel/ uñ unter ſolchen Feld-Teuffeln und Drachen mag Gott nicht ruhen. Jch habe eins- mals einen vornehmen Theologum hoͤren diſcuriren, der hatte dieſe unvorgreifliche Gedancken/ der Juͤngſte Tag wuͤrde auff einen Sontag kommen/ und wolte ſeine Meynung mit anderer Kirchen- vaͤter Gedancken bekraͤfftigen. Jch laſſe ſolche Meynung an ihren Ort geſtellet ſeyn. Und es lebet zwar kein Menſch auff Erden/ es iſt auch kein Engel im Himmel/ auch keine Creatur zwiſchen Himmel und Erden/ die uns eigentlich ſagen koͤnne/ wann der Juͤngſte Tag kom- men werde. Jedoch muthmaſſe ich und halte darvor/ daß der Juͤng- ſte Tag nicht ferne ſey. Es iſt mir juͤngſt von einem guten Freunde communiciret worden ein Aſtrologiſch Bedencken von dem Co- meten/ der Anno 1652. iſt geſehen worden/ darin finde ich wunderli- che Dinge. Es wird vermuhtet/ daß ſelbiges Bedencken auffgeſetzet ſey von demjenigen/ welcher die Apocalypſin reſeratam geſchrie- ben. Und meynet dieſer Aſtrologus, daß nunmehr werde erfuͤllet werden/ was der Caſſiopææ meretrici Romanæ, dicenti, ſedeo Regina, &c. Apoc. 18. v. 7. getrohet werde. Und daß dieſer Comet, nit weiter gelauffẽ/ ſondern als er an Perſeum uñ zu dẽ abgehauenen Haͤupt Meduſæ kom̃en/ auch Jtaliẽ uñ der Statt Rom Vertical woꝛ- dẽverſchwunden ſey/ dabey erinnerte er ſich der altẽ Roͤm. Ceremoniẽ/ welche/ wañ ſie einẽ Land einẽ Krieg ankuͤndigẽ/ ſchicketẽ ſie einen Her- olden auß/ welcher/ wañ er an des Landes Grentzen kam/ warff er einen Spieß in des Feindes Land/ uñ zog wider davon. Alſo ſey diſer Comet/ als er uͤber Jtalien und Rom kommen/ verſchwunden/ anzuzeigen/ daß er ſein Ampt verrichtet/ und der Babyloniſchen Hur angekuͤndi- get habe/ daß ſie vom Stuel ſolle geſtuͤrtzet werden/ ꝛc. Der Schluß ſeines gantzen Diſcurs gehet dahin/ daß nach dieſem Cometen viel Dings ploͤtzlich werde erfuͤllet werden/ davon in der Offenbarung Johannis ſtehet. Jch halte zwar ſolche Dinge fuͤr keine Evangelia. Sondern halte dafuͤr unvorgreiflich/ daß den Tacitum wenig Po- litici, und die Offenbarung Johannis wenig Theologi verſtehen. Die Offenbarung Johannis iſt eine Propheceyhung/ quæ citius impletur quàm explicatur. Wie viel Leute ſind bißhero geweſen/ welche gar zu ſehr ad ſpecialia gangen/ und ſolche Ding auß der Offenbarung Johannis fuͤrbracht haben/ welche die Zeit ſelbſt wider- legt hat? Der gute Mann/ der mir dieſes Aſtrologiſch Bedencken zeigte/ hielte zwar daſſelbe fuͤr ein ſonderlich Oraculum, und begehꝛt/ ich ſolle ihm ſagen/ ob man nicht auß dem Geſtirn ſolche Ding erfor- ſchen koͤnne? Jch ſolle ihm ſagen/ wie die Weiſen auß Morgenland/ an dem Stern/ haben ſehen und mercken koͤnnen/ daß der Koͤnig der Juden

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/327>, abgerufen am 22.11.2024.