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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Sieben böse Geister.
Jch habe nicht gewust/ warumb in dem Kinder-Catechismo Lutheri
stehe/ wann man umb das täglich Brodt bitte/ solle man auch beten
umb fromm Gesind. Allein nachdem ich und meine Freundschafft/
auß frembden Landen in diese Stadt kommen/ ist die Erfahrung uns
eine Schulmeisterin und Außlegerin der vierdten Bitte im Vater
unser worden. Meine Zung ist zu schwach/ genugsam außzusprechen/
was mir das üppige ungehorsame Volck für Unlusten gemacht hab.
Es hat mir in meinem Vaterland eine Magd mehr gethan/ als allhie
drey thun. Der Niemand thut mir in meiner Haußhaltung allhier
mehr Schaden/ als mancher Soldat seinem Bauren/ bey dem er im
Quartier ligt/ und ich darff nicht ein Wort darzu sagen! Kurtz her-
nach/ kam ein hauffen Knecht und Mägde/ und wusten nicht was es
bedute. Endlich trate Eulalia herfür und sagte: Jch preise diese
Stunde für glückselig/ darin durch Gottes deß H. Geistes Beystand/
arme Knechte und Mägde können befördert werden zu ihrer zeitlichen
und ewigen Wolfahrt. Antenor du Diener Gottes deß Allerhöch-
sten/ sage doch in Gegenwart dieser/ was du zuvor anfiengest zu sa-
gen. Jch als eine Haußmutter erkenne mich schuldig/ nit allein für sol-
cher Leute Leib/ sondern auch für ihre Seelen zu sorgen. Antenor rühme-
te ihre Christliche Sorgfalt/ und sagte? Eulalia du Zierde und Kron
der Frauen/ Gott lasse seinen reichen Segen über dich regnen/ und
gebe daß alle Frauen in deine löbliche Fußstapffen treten/ und nicht
nur sorgen für ihrer Knechte und Mägde Leib/ sondern auch für ihre
Seele. Jm Theatro Diabolorum stehet ein Tractätlein/ welches
ein gelahrter Mann M. Peter Glaser/ gewesener Prediger zu Dreß-
den gemachet hat/ und nennet es den Gesind Teuffel. Jn dem ich
an dieses Tractätlein gedencke/ düncket mich/ es sey nicht einer/ son-
dern sieben Teuffel/ welche das gemeine Volck/ Knechte und Mäg-
de heutiges Tages regieren und verführen. Der erste Teuffel bil-
det dem gemeinen Volck ein die Süssig- und Liebligkeit deß Müssig-
ganges und der Freyheit. Er bildet ihnen ein/ das Brodt sey itzo gut
Kauffs/ darneben sey es ein köstliches Ding/ daß einer daheim sitzen/
und die Hände in den Schoß legen könne; Daß er dürffe schlaffen ge-
hen wenn er wolle/ dürffe wider auffstehen/ wann er wolle. Dieser
Teuffel mahlet Knechten und Magden für/ was das für ein herr-
lich Ding sey/ wann einer Niemand dürffe unterthan seyn/ wann er
dürffe gehen wohin er wolle/ wann er dürffe reden und thun was er
wolle. Daher kommt es/ daß manche Magd ihrer Frauen nicht ein gut
Wort gibt/ sondern wird stoltz und hoffärtig/ wie die Hagar. Und
wann ihr die Frau viel sagen wil/ so gehet sie davon/ mietet ein eigen
Stüblein/ wird eine Wäscherin oder Nätherin/ auß einer Wäscherin
eine Hure/ auß einer Hure eine Amme. Mancher Lemmel/ mancher

Vagant/
Y

Sieben boͤſe Geiſter.
Jch habe nicht gewuſt/ warumb in dem Kinder-Catechiſmo Lutheri
ſtehe/ wann man umb das taͤglich Brodt bitte/ ſolle man auch beten
umb fromm Geſind. Allein nachdem ich und meine Freundſchafft/
auß frembden Landen in dieſe Stadt kommen/ iſt die Erfahrung uns
eine Schulmeiſterin und Außlegerin der vierdten Bitte im Vater
unſer worden. Meine Zung iſt zu ſchwach/ genugſam außzuſprechen/
was mir das uͤppige ungehorſame Volck fuͤr Unluſten gemacht hab.
Es hat mir in meinem Vaterland eine Magd mehr gethan/ als allhie
drey thun. Der Niemand thut mir in meiner Haußhaltung allhier
mehr Schaden/ als mancher Soldat ſeinem Bauren/ bey dem er im
Quartier ligt/ und ich darff nicht ein Wort darzu ſagen! Kurtz her-
nach/ kam ein hauffen Knecht und Maͤgde/ und wuſten nicht was es
bedute. Endlich trate Eulalia herfuͤr und ſagte: Jch preiſe dieſe
Stunde fuͤr gluͤckſelig/ darin durch Gottes deß H. Geiſtes Beyſtand/
arme Knechte und Maͤgde koͤnnen befoͤrdert werden zu ihrer zeitlichen
und ewigen Wolfahrt. Antenor du Diener Gottes deß Allerhoͤch-
ſten/ ſage doch in Gegenwart dieſer/ was du zuvor anfiengeſt zu ſa-
gen. Jch als eine Haußmutter erkenne mich ſchuldig/ nit allein fuͤr ſol-
cher Leute Leib/ ſondern auch fuͤr ihre Seelẽ zu ſorgẽ. Antenor ruͤhme-
te ihre Chriſtliche Sorgfalt/ und ſagte? Eulalia du Zierde und Kron
der Frauen/ Gott laſſe ſeinen reichen Segen uͤber dich regnen/ und
gebe daß alle Frauen in deine loͤbliche Fußſtapffen treten/ und nicht
nur ſorgen fuͤr ihrer Knechte und Maͤgde Leib/ ſondern auch fuͤr ihre
Seele. Jm Theatro Diabolorum ſtehet ein Tractaͤtlein/ welches
ein gelahrter Mann M. Peter Glaſer/ geweſener Prediger zu Dreß-
den gemachet hat/ und nennet es den Geſind Teuffel. Jn dem ich
an dieſes Tractaͤtlein gedencke/ duͤncket mich/ es ſey nicht einer/ ſon-
dern ſieben Teuffel/ welche das gemeine Volck/ Knechte und Maͤg-
de heutiges Tages regieren und verfuͤhren. Der erſte Teuffel bil-
det dem gemeinen Volck ein die Suͤſſig- und Liebligkeit deß Muͤſſig-
ganges und der Freyheit. Er bildet ihnen ein/ das Brodt ſey itzo gut
Kauffs/ darneben ſey es ein koͤſtliches Ding/ daß einer daheim ſitzen/
und die Haͤnde in den Schoß legen koͤnne; Daß er duͤrffe ſchlaffen ge-
hen wenn er wolle/ duͤrffe wider auffſtehen/ wann er wolle. Dieſer
Teuffel mahlet Knechten und Magden fuͤr/ was das fuͤr ein herr-
lich Ding ſey/ wann einer Niemand duͤrffe unterthan ſeyn/ wann er
duͤrffe gehen wohin er wolle/ wann er duͤrffe reden und thun was er
wolle. Daher kommt es/ daß manche Magd ihrer Frauen nicht ein gut
Wort gibt/ ſondern wird ſtoltz und hoffaͤrtig/ wie die Hagar. Und
wann ihr die Frau viel ſagen wil/ ſo gehet ſie davon/ mietet ein eigen
Stuͤblein/ wird eine Waͤſcherin oder Naͤtherin/ auß einer Waͤſcherin
eine Hure/ auß einer Hure eine Amme. Mancher Lemmel/ mancher

Vagant/
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[337/0379] Sieben boͤſe Geiſter. Jch habe nicht gewuſt/ warumb in dem Kinder-Catechiſmo Lutheri ſtehe/ wann man umb das taͤglich Brodt bitte/ ſolle man auch beten umb fromm Geſind. Allein nachdem ich und meine Freundſchafft/ auß frembden Landen in dieſe Stadt kommen/ iſt die Erfahrung uns eine Schulmeiſterin und Außlegerin der vierdten Bitte im Vater unſer worden. Meine Zung iſt zu ſchwach/ genugſam außzuſprechen/ was mir das uͤppige ungehorſame Volck fuͤr Unluſten gemacht hab. Es hat mir in meinem Vaterland eine Magd mehr gethan/ als allhie drey thun. Der Niemand thut mir in meiner Haußhaltung allhier mehr Schaden/ als mancher Soldat ſeinem Bauren/ bey dem er im Quartier ligt/ und ich darff nicht ein Wort darzu ſagen! Kurtz her- nach/ kam ein hauffen Knecht und Maͤgde/ und wuſten nicht was es bedute. Endlich trate Eulalia herfuͤr und ſagte: Jch preiſe dieſe Stunde fuͤr gluͤckſelig/ darin durch Gottes deß H. Geiſtes Beyſtand/ arme Knechte und Maͤgde koͤnnen befoͤrdert werden zu ihrer zeitlichen und ewigen Wolfahrt. Antenor du Diener Gottes deß Allerhoͤch- ſten/ ſage doch in Gegenwart dieſer/ was du zuvor anfiengeſt zu ſa- gen. Jch als eine Haußmutter erkenne mich ſchuldig/ nit allein fuͤr ſol- cher Leute Leib/ ſondern auch fuͤr ihre Seelẽ zu ſorgẽ. Antenor ruͤhme- te ihre Chriſtliche Sorgfalt/ und ſagte? Eulalia du Zierde und Kron der Frauen/ Gott laſſe ſeinen reichen Segen uͤber dich regnen/ und gebe daß alle Frauen in deine loͤbliche Fußſtapffen treten/ und nicht nur ſorgen fuͤr ihrer Knechte und Maͤgde Leib/ ſondern auch fuͤr ihre Seele. Jm Theatro Diabolorum ſtehet ein Tractaͤtlein/ welches ein gelahrter Mann M. Peter Glaſer/ geweſener Prediger zu Dreß- den gemachet hat/ und nennet es den Geſind Teuffel. Jn dem ich an dieſes Tractaͤtlein gedencke/ duͤncket mich/ es ſey nicht einer/ ſon- dern ſieben Teuffel/ welche das gemeine Volck/ Knechte und Maͤg- de heutiges Tages regieren und verfuͤhren. Der erſte Teuffel bil- det dem gemeinen Volck ein die Suͤſſig- und Liebligkeit deß Muͤſſig- ganges und der Freyheit. Er bildet ihnen ein/ das Brodt ſey itzo gut Kauffs/ darneben ſey es ein koͤſtliches Ding/ daß einer daheim ſitzen/ und die Haͤnde in den Schoß legen koͤnne; Daß er duͤrffe ſchlaffen ge- hen wenn er wolle/ duͤrffe wider auffſtehen/ wann er wolle. Dieſer Teuffel mahlet Knechten und Magden fuͤr/ was das fuͤr ein herr- lich Ding ſey/ wann einer Niemand duͤrffe unterthan ſeyn/ wann er duͤrffe gehen wohin er wolle/ wann er duͤrffe reden und thun was er wolle. Daher kommt es/ daß manche Magd ihrer Frauen nicht ein gut Wort gibt/ ſondern wird ſtoltz und hoffaͤrtig/ wie die Hagar. Und wann ihr die Frau viel ſagen wil/ ſo gehet ſie davon/ mietet ein eigen Stuͤblein/ wird eine Waͤſcherin oder Naͤtherin/ auß einer Waͤſcherin eine Hure/ auß einer Hure eine Amme. Mancher Lemmel/ mancher Vagant/ Y

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/379>, abgerufen am 22.11.2024.