Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Sieben böse Geister.
andern zum abscheulichen Exempel. Und die Kupler und alte Welber/
welche das Gesinde abwendig machen/ sollen wissen/ daß sie damit
gröblich sündigen wider Gott und die Liebe deß Nechsten. Jm zehen-
den Gebot saget Gott: Du solt dich nicht lassen gelüsten dei-
nes Nechsten/ Knecht/ Magd etc.
Und im siebenden Gebote
spricht Er: Du solt nicht stehlen. Welche nun andern ihre Die-
ner/ ihre Knechte abspannen/ die sind Menschen-Diebe; Und
GOTT saget Exod. am 21. Capitel Wer einen Menschen
stillt/ der soll des Todes sterben.
Und S. Paulus zehlet die
Menschen-Diebe unter die greulichsten Sünder/ 1. Tim. 1. Obrigkeit
solte solche Kupler/ solche lose Weiber nicht ungestrafft lassen. Und
Eltern handeln nicht Christlich/ wenn sie zugeben und gestatten/ daß
ihre Kinder ehrlichen Leuten solche Untreu erweisen/ und nicht hal-
ten/ was sie einmal versprochen haben Herren und Frauen/ die solch
ungetreu Gesinde mieten/ und wissen was sie andern gethan haben/
beschweren auch ihr Gewissen/ und sündigen wider das Gesetz der
Natur/ welches also lautet: Was du wilt/ das man dir thue/ das solt
du einem andern auch nicht thun. Uber dessen so helffen sie mit solchem
mieten die Untreu und Boßheit des Gesindes befördern und ver-
mehren.

Der vierdte Teufel.

WAnn Knechte und Mägde ihre Dienste angetre-
ten haben/ und sehen/ daß sie nicht bessere Gelegenheit ha-
ben/ als zuvor/ daß sie nicht so gute Tage haben/ als sie ih-
nen eingebildet hatten/ sondern daß Herren und Frauen eben so wol
als die vorige haben wollen/ daß man umb den Lohn arbeiten solle/
und Nachlässigkeit und Verwahrlosung nicht leiden können/ so köm-
met der vierdte Teufel und überredet sie/ daß sie davon lauffen/ oder
sich also stellen sollen/ daß Herr und Frau selbst genötiget werden ih-
nen den Abschied wieder zu geben. Wann die Arbeit am allernötigsten
ist/ und man der Knechte und Mägde am allerwenigsten entrahten
kan/ so sind sie am aller muthwilligsten/ thun und lassen/ was sie wol-
len. Wann es denn der HErr nicht leyden will/ sondern ein Wort
dazu redet/ so setzen sie ihm alsbald den Stuel vor die Thür/ und sa-
gen: Gebt mir meinen Lohn/ und schaffet euch ander Gesinde. Allein
auch diesem Teufel solte die Obrigkeit billich steuren/ und verordnen/
daß man solchem Gesinde keinen Lohn gebe/ und daß andere Leute sol-
che entlauffene Knechte und Mägde nicht wieder in ihre Dienste an-
nehmen dürffen/ damit also die Boßheit und der Muthwill des Ge-
sindes nicht gestärcket würde. Zwar die H. Schrifft befihlet/ daß

man

Sieben boͤſe Geiſter.
andern zum abſcheulichen Exempel. Und die Kupler und alte Welber/
welche das Geſinde abwendig machen/ ſollen wiſſen/ daß ſie damit
groͤblich ſuͤndigen wider Gott und die Liebe deß Nechſten. Jm zehen-
den Gebot ſaget Gott: Du ſolt dich nicht laſſen geluͤſten dei-
nes Nechſten/ Knecht/ Magd ꝛc.
Und im ſiebenden Gebote
ſpricht Er: Du ſolt nicht ſtehlen. Welche nun andern ihre Die-
ner/ ihre Knechte abſpannen/ die ſind Menſchen-Diebe; Und
GOTT ſaget Exod. am 21. Capitel Wer einen Menſchen
ſtillt/ der ſoll des Todes ſterben.
Und S. Paulus zehlet die
Menſchen-Diebe unter die greulichſten Suͤnder/ 1. Tim. 1. Obrigkeit
ſolte ſolche Kupler/ ſolche loſe Weiber nicht ungeſtrafft laſſen. Und
Eltern handeln nicht Chriſtlich/ wenn ſie zugeben und geſtatten/ daß
ihre Kinder ehrlichen Leuten ſolche Untreu erweiſen/ und nicht hal-
ten/ was ſie einmal verſprochen haben Herꝛen und Frauen/ die ſolch
ungetreu Geſinde mieten/ und wiſſen was ſie andern gethan haben/
beſchweren auch ihr Gewiſſen/ und ſuͤndigen wider das Geſetz der
Natur/ welches alſo lautet: Was du wilt/ das man dir thue/ das ſolt
du einem andern auch nicht thun. Ubeꝛ deſſen ſo helffen ſie mit ſolchem
mieten die Untreu und Boßheit des Geſindes befoͤrdern und ver-
mehren.

Der vierdte Teufel.

WAnn Knechte und Maͤgde ihre Dienſte angetre-
ten haben/ und ſehen/ daß ſie nicht beſſere Gelegenheit ha-
ben/ als zuvor/ daß ſie nicht ſo gute Tage haben/ als ſie ih-
nen eingebildet hatten/ ſondern daß Herꝛen und Frauen eben ſo wol
als die vorige haben wollen/ daß man umb den Lohn arbeiten ſolle/
und Nachlaͤſſigkeit und Verwahrloſung nicht leiden koͤnnen/ ſo koͤm-
met der vierdte Teufel und uͤberredet ſie/ daß ſie davon lauffen/ oder
ſich alſo ſtellen ſollen/ daß Herꝛ und Frau ſelbſt genoͤtiget werden ih-
nen den Abſchied wieder zu geben. Wann die Arbeit am allernoͤtigſten
iſt/ und man der Knechte und Maͤgde am allerwenigſten entrahten
kan/ ſo ſind ſie am aller muthwilligſten/ thun und laſſen/ was ſie wol-
len. Wann es denn der HErꝛ nicht leyden will/ ſondern ein Wort
dazu redet/ ſo ſetzen ſie ihm alsbald den Stuel vor die Thuͤr/ und ſa-
gen: Gebt mir meinen Lohn/ und ſchaffet euch ander Geſinde. Allein
auch dieſem Teufel ſolte die Obrigkeit billich ſteuren/ und verordnen/
daß man ſolchem Geſinde keinen Lohn gebe/ und daß andere Leute ſol-
che entlauffene Knechte und Maͤgde nicht wieder in ihre Dienſte an-
nehmen duͤrffen/ damit alſo die Boßheit und der Muthwill des Ge-
ſindes nicht geſtaͤrcket wuͤrde. Zwar die H. Schrifft befihlet/ daß

man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0388" n="346"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sieben bo&#x0364;&#x017F;e Gei&#x017F;ter.</hi></fw><lb/>
andern zum ab&#x017F;cheulichen Exempel. Und die Kupler und alte Welber/<lb/>
welche das Ge&#x017F;inde abwendig machen/ &#x017F;ollen wi&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie damit<lb/>
gro&#x0364;blich &#x017F;u&#x0364;ndigen wider Gott und die Liebe deß Nech&#x017F;ten. Jm zehen-<lb/>
den Gebot &#x017F;aget Gott: <hi rendition="#fr">Du &#x017F;olt dich nicht la&#x017F;&#x017F;en gelu&#x0364;&#x017F;ten dei-<lb/>
nes Nech&#x017F;ten/ Knecht/ Magd &#xA75B;c.</hi> Und im &#x017F;iebenden Gebote<lb/>
&#x017F;pricht Er: <hi rendition="#fr">Du &#x017F;olt nicht &#x017F;tehlen.</hi> Welche nun andern ihre Die-<lb/>
ner/ ihre Knechte ab&#x017F;pannen/ die &#x017F;ind Men&#x017F;chen-Diebe; Und<lb/>
GOTT &#x017F;aget Exod. am 21. Capitel <hi rendition="#fr">Wer einen Men&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;tillt/ der &#x017F;oll des Todes &#x017F;terben.</hi> Und S. Paulus zehlet die<lb/>
Men&#x017F;chen-Diebe unter die greulich&#x017F;ten Su&#x0364;nder/ 1. Tim. 1. Obrigkeit<lb/>
&#x017F;olte &#x017F;olche Kupler/ &#x017F;olche lo&#x017F;e Weiber nicht unge&#x017F;trafft la&#x017F;&#x017F;en. Und<lb/>
Eltern handeln nicht Chri&#x017F;tlich/ wenn &#x017F;ie zugeben und ge&#x017F;tatten/ daß<lb/>
ihre Kinder ehrlichen Leuten &#x017F;olche Untreu erwei&#x017F;en/ und nicht hal-<lb/>
ten/ was &#x017F;ie einmal ver&#x017F;prochen haben Her&#xA75B;en und Frauen/ die &#x017F;olch<lb/>
ungetreu Ge&#x017F;inde mieten/ und wi&#x017F;&#x017F;en was &#x017F;ie andern gethan haben/<lb/>
be&#x017F;chweren auch ihr Gewi&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;u&#x0364;ndigen wider das Ge&#x017F;etz der<lb/>
Natur/ welches al&#x017F;o lautet: Was du wilt/ das man dir thue/ das &#x017F;olt<lb/>
du einem andern auch nicht thun. Ube&#xA75B; de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o helffen &#x017F;ie mit &#x017F;olchem<lb/>
mieten die Untreu und Boßheit des Ge&#x017F;indes befo&#x0364;rdern und ver-<lb/>
mehren.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der vierdte Teufel.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi><hi rendition="#fr">Ann Knechte und Ma&#x0364;gde ihre Dien&#x017F;te angetre-</hi><lb/>
ten haben/ und &#x017F;ehen/ daß &#x017F;ie nicht be&#x017F;&#x017F;ere Gelegenheit ha-<lb/>
ben/ als zuvor/ daß &#x017F;ie nicht &#x017F;o gute Tage haben/ als &#x017F;ie ih-<lb/>
nen eingebildet hatten/ &#x017F;ondern daß Her&#xA75B;en und Frauen eben &#x017F;o wol<lb/>
als die vorige haben wollen/ daß man umb den Lohn arbeiten &#x017F;olle/<lb/>
und Nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit und Verwahrlo&#x017F;ung nicht leiden ko&#x0364;nnen/ &#x017F;o ko&#x0364;m-<lb/>
met der vierdte Teufel und u&#x0364;berredet &#x017F;ie/ daß &#x017F;ie davon lauffen/ oder<lb/>
&#x017F;ich al&#x017F;o &#x017F;tellen &#x017F;ollen/ daß Her&#xA75B; und Frau &#x017F;elb&#x017F;t geno&#x0364;tiget werden ih-<lb/>
nen den Ab&#x017F;chied wieder zu geben. Wann die Arbeit am allerno&#x0364;tig&#x017F;ten<lb/>
i&#x017F;t/ und man der Knechte und Ma&#x0364;gde am allerwenig&#x017F;ten entrahten<lb/>
kan/ &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie am aller muthwillig&#x017F;ten/ thun und la&#x017F;&#x017F;en/ was &#x017F;ie wol-<lb/>
len. Wann es denn der HEr&#xA75B; nicht leyden will/ &#x017F;ondern ein Wort<lb/>
dazu redet/ &#x017F;o &#x017F;etzen &#x017F;ie ihm alsbald den Stuel vor die Thu&#x0364;r/ und &#x017F;a-<lb/>
gen: Gebt mir meinen Lohn/ und &#x017F;chaffet euch ander Ge&#x017F;inde. Allein<lb/>
auch die&#x017F;em Teufel &#x017F;olte die Obrigkeit billich &#x017F;teuren/ und verordnen/<lb/>
daß man &#x017F;olchem Ge&#x017F;inde keinen Lohn gebe/ und daß andere Leute &#x017F;ol-<lb/>
che entlauffene Knechte und Ma&#x0364;gde nicht wieder in ihre Dien&#x017F;te an-<lb/>
nehmen du&#x0364;rffen/ damit al&#x017F;o die Boßheit und der Muthwill des Ge-<lb/>
&#x017F;indes nicht ge&#x017F;ta&#x0364;rcket wu&#x0364;rde. Zwar die H. Schrifft befihlet/ <hi rendition="#fr">daß</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">man</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0388] Sieben boͤſe Geiſter. andern zum abſcheulichen Exempel. Und die Kupler und alte Welber/ welche das Geſinde abwendig machen/ ſollen wiſſen/ daß ſie damit groͤblich ſuͤndigen wider Gott und die Liebe deß Nechſten. Jm zehen- den Gebot ſaget Gott: Du ſolt dich nicht laſſen geluͤſten dei- nes Nechſten/ Knecht/ Magd ꝛc. Und im ſiebenden Gebote ſpricht Er: Du ſolt nicht ſtehlen. Welche nun andern ihre Die- ner/ ihre Knechte abſpannen/ die ſind Menſchen-Diebe; Und GOTT ſaget Exod. am 21. Capitel Wer einen Menſchen ſtillt/ der ſoll des Todes ſterben. Und S. Paulus zehlet die Menſchen-Diebe unter die greulichſten Suͤnder/ 1. Tim. 1. Obrigkeit ſolte ſolche Kupler/ ſolche loſe Weiber nicht ungeſtrafft laſſen. Und Eltern handeln nicht Chriſtlich/ wenn ſie zugeben und geſtatten/ daß ihre Kinder ehrlichen Leuten ſolche Untreu erweiſen/ und nicht hal- ten/ was ſie einmal verſprochen haben Herꝛen und Frauen/ die ſolch ungetreu Geſinde mieten/ und wiſſen was ſie andern gethan haben/ beſchweren auch ihr Gewiſſen/ und ſuͤndigen wider das Geſetz der Natur/ welches alſo lautet: Was du wilt/ das man dir thue/ das ſolt du einem andern auch nicht thun. Ubeꝛ deſſen ſo helffen ſie mit ſolchem mieten die Untreu und Boßheit des Geſindes befoͤrdern und ver- mehren. Der vierdte Teufel. WAnn Knechte und Maͤgde ihre Dienſte angetre- ten haben/ und ſehen/ daß ſie nicht beſſere Gelegenheit ha- ben/ als zuvor/ daß ſie nicht ſo gute Tage haben/ als ſie ih- nen eingebildet hatten/ ſondern daß Herꝛen und Frauen eben ſo wol als die vorige haben wollen/ daß man umb den Lohn arbeiten ſolle/ und Nachlaͤſſigkeit und Verwahrloſung nicht leiden koͤnnen/ ſo koͤm- met der vierdte Teufel und uͤberredet ſie/ daß ſie davon lauffen/ oder ſich alſo ſtellen ſollen/ daß Herꝛ und Frau ſelbſt genoͤtiget werden ih- nen den Abſchied wieder zu geben. Wann die Arbeit am allernoͤtigſten iſt/ und man der Knechte und Maͤgde am allerwenigſten entrahten kan/ ſo ſind ſie am aller muthwilligſten/ thun und laſſen/ was ſie wol- len. Wann es denn der HErꝛ nicht leyden will/ ſondern ein Wort dazu redet/ ſo ſetzen ſie ihm alsbald den Stuel vor die Thuͤr/ und ſa- gen: Gebt mir meinen Lohn/ und ſchaffet euch ander Geſinde. Allein auch dieſem Teufel ſolte die Obrigkeit billich ſteuren/ und verordnen/ daß man ſolchem Geſinde keinen Lohn gebe/ und daß andere Leute ſol- che entlauffene Knechte und Maͤgde nicht wieder in ihre Dienſte an- nehmen duͤrffen/ damit alſo die Boßheit und der Muthwill des Ge- ſindes nicht geſtaͤrcket wuͤrde. Zwar die H. Schrifft befihlet/ daß man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/388
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/388>, abgerufen am 17.06.2024.