Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Ein Holländisch wann ich gedencke/ wie man heutiges Tages mit Iuramenten spielt.Da König Carl Gustav in Pohlen mit seiner Armee kam/ da fielen ihm die vornembste und mächtigste unter den Polnischen Ständen zu/ schwuren so viel theure Eyd/ daß alles was mit Polnischer Zun- gen rede/ solle dem Könige in Schweden treu und hold seyn. Wer es nicht thun wolte/ den wolten sie mit Feuer und Schwerdt verfolgen. Ehe man sichs aber versahe/ fielen sie wieder ab/ und vergassen aller dieser theuren Eydschwür! Und sehet doch/ wie es jetzo in Pohlen ge- he? Da werden nicht etliche 100. sondern etliche 1000. Städte und Dörffer in die Asche gelegt. Nicht 1000. sondern mehr als 100000. Menschen von Edlen und Unedlen/ sind seyd der Ragotzischen Con- junction von Cosacken und andern erwürget/ und geschlachtet wor- den. Viel arme Pohlen/ welche sich auß Furcht in den grossen Wild- nissen und Morasten auffgehalten/ sind wie das Wild von den Jag- hunden außgespühret/ und jämmerlich geschlachtet/ und erwürget worden/ wie mich ein vornehmer/ glaubwürdiger Mann berichtet/ und daneben hoch betheuret/ daß die Königl. Mayt. in Schweden diesem Unwesen weder mit guten Worten/ oder mit harten Dräuun- gen habe steuren können. Wann ich dieses brennende Zornfeuer Got- tes betrachte/ so sorge ich/ es möge etwa in andern Ländern auch an- gehen. Dann Gott kan und wil die Entheiligung seines Namens nicht leiden/ und läst Eydbruch nicht ungestrafft/ und solte es auch bey den Nachkommen im zehenden Glied gestrafft werden. Gebt ihr ach- tung drauff/ und sagt es euren Kindern/ Herr Peter Janson/ wie Gott dem Moscowiter noch werde auff die Finger klopffen/ umb des mit der Cron Schweden auffgerichteten und mit so theuren Iu- ramenten hiebevor bekräfftigten/ und nunmehr so liederlich gebro- chenen Bündniß willen. Wann ich in Historien mich umbsehe/ so be- finde ich/ daß es den Unterthanen nimmermehr wol gangen/ welche ihrer Obrigkeit untreu worden/ und wieder ihr Eyd und Pflicht ge- handelt haben. Wie gieng es den jenigen/ welche sich wider ihre Ob- rigkeit Käyser Adolphum Nassavocum setzten/ und ihn bekrieg- ten? Alle so sich wieder ihn verbunden/ und dazu Vorschub gethan/ seynd gestrafft worden. Graff Albrecht von Heyerlach ist erschla- gen. Graf Otto von Ochsenstein kam in der Schlacht umb. Der Graf von Zweybrück ist im Wasser ersoffen. Gerhard der Ertzbischoff zu Mäyntz wurd auff seinem Stuel vom Schlag ge- rühret. Conrad der Ertzbischoff von Straßburg wurd von einem Bauren vor Friedberg erschlagen. Der Graf von Len- ningen geriehte in Aberwitz. Albertus Adolphi Nachfolger im Reich/ wurd von seines leiblichen Brudern Sohn entleibet/ etc. Was widerfuhr dem mächtigen Heer/ welches von Mauritio ihrem Käy-
Ein Hollaͤndiſch wann ich gedencke/ wie man heutiges Tages mit Iuramenten ſpielt.Da Koͤnig Carl Guſtav in Pohlen mit ſeiner Armee kam/ da fielen ihm die vornembſte und maͤchtigſte unter den Polniſchen Staͤnden zu/ ſchwuren ſo viel theure Eyd/ daß alles was mit Polniſcher Zun- gen rede/ ſolle dem Koͤnige in Schweden treu und hold ſeyn. Wer es nicht thun wolte/ den wolten ſie mit Feuer und Schwerdt verfolgen. Ehe man ſichs aber verſahe/ fielen ſie wieder ab/ und vergaſſen aller dieſer theuren Eydſchwuͤr! Und ſehet doch/ wie es jetzo in Pohlen ge- he? Da werden nicht etliche 100. ſondern etliche 1000. Staͤdte und Doͤrffer in die Aſche gelegt. Nicht 1000. ſondern mehr als 100000. Menſchen von Edlen und Unedlen/ ſind ſeyd der Ragotziſchen Con- junction von Coſacken und andern erwuͤrget/ und geſchlachtet wor- den. Viel arme Pohlen/ welche ſich auß Furcht in den groſſen Wild- niſſen und Moraſten auffgehalten/ ſind wie das Wild von den Jag- hunden außgeſpuͤhret/ und jaͤmmerlich geſchlachtet/ und erwuͤrget worden/ wie mich ein vornehmer/ glaubwuͤrdiger Mann berichtet/ und daneben hoch betheuret/ daß die Koͤnigl. Mayt. in Schweden dieſem Unweſen weder mit guten Worten/ oder mit harten Draͤuun- gen habe ſteuren koͤnnen. Wann ich dieſes brennende Zornfeuer Got- tes betrachte/ ſo ſorge ich/ es moͤge etwa in andern Laͤndern auch an- gehen. Dann Gott kan und wil die Entheiligung ſeines Namens nicht leiden/ und laͤſt Eydbruch nicht ungeſtrafft/ und ſolte es auch bey den Nachkommen im zehenden Glied geſtrafft werden. Gebt ihr ach- tung drauff/ und ſagt es euren Kindern/ Herr Peter Janſon/ wie Gott dem Moſcowiter noch werde auff die Finger klopffen/ umb des mit der Cron Schweden auffgerichteten und mit ſo theuren Iu- ramenten hiebevor bekraͤfftigten/ und nunmehr ſo liederlich gebro- chenen Buͤndniß willen. Wann ich in Hiſtorien mich umbſehe/ ſo be- finde ich/ daß es den Unterthanen nimmermehr wol gangen/ welche ihrer Obrigkeit untreu worden/ und wieder ihr Eyd und Pflicht ge- handelt haben. Wie gieng es den jenigen/ welche ſich wider ihre Ob- rigkeit Kaͤyſer Adolphum Naſſavocum ſetzten/ und ihn bekrieg- ten? Alle ſo ſich wieder ihn verbunden/ und dazu Vorſchub gethan/ ſeynd geſtrafft worden. Graff Albrecht von Heyerlach iſt erſchla- gen. Graf Otto von Ochſenſtein kam in der Schlacht umb. Der Graf von Zweybruͤck iſt im Waſſer erſoffen. Gerhard der Ertzbiſchoff zu Maͤyntz wurd auff ſeinem Stuel vom Schlag ge- ruͤhret. Conrad der Ertzbiſchoff von Straßburg wurd von einem Bauren vor Friedberg erſchlagen. Der Graf von Len- ningen geriehte in Aberwitz. Albertus Adolphi Nachfolger im Reich/ wurd von ſeines leiblichen Brudern Sohn entleibet/ ꝛc. Was widerfuhr dem maͤchtigen Heer/ welches von Mauritio ihrem Kaͤy-
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wann ich gedencke/ wie man heutiges Tages mit Iuramenten ſpielt.
Da Koͤnig Carl Guſtav in Pohlen mit ſeiner Armee kam/ da fielen
ihm die vornembſte und maͤchtigſte unter den Polniſchen Staͤnden
zu/ ſchwuren ſo viel theure Eyd/ daß alles was mit Polniſcher Zun-
gen rede/ ſolle dem Koͤnige in Schweden treu und hold ſeyn. Wer es
nicht thun wolte/ den wolten ſie mit Feuer und Schwerdt verfolgen.
Ehe man ſichs aber verſahe/ fielen ſie wieder ab/ und vergaſſen aller
dieſer theuren Eydſchwuͤr! Und ſehet doch/ wie es jetzo in Pohlen ge-
he? Da werden nicht etliche 100. ſondern etliche 1000. Staͤdte und
Doͤrffer in die Aſche gelegt. Nicht 1000. ſondern mehr als 100000.
Menſchen von Edlen und Unedlen/ ſind ſeyd der Ragotziſchen Con-
junction von Coſacken und andern erwuͤrget/ und geſchlachtet wor-
den. Viel arme Pohlen/ welche ſich auß Furcht in den groſſen Wild-
niſſen und Moraſten auffgehalten/ ſind wie das Wild von den Jag-
hunden außgeſpuͤhret/ und jaͤmmerlich geſchlachtet/ und erwuͤrget
worden/ wie mich ein vornehmer/ glaubwuͤrdiger Mann berichtet/
und daneben hoch betheuret/ daß die Koͤnigl. Mayt. in Schweden
dieſem Unweſen weder mit guten Worten/ oder mit harten Draͤuun-
gen habe ſteuren koͤnnen. Wann ich dieſes brennende Zornfeuer Got-
tes betrachte/ ſo ſorge ich/ es moͤge etwa in andern Laͤndern auch an-
gehen. Dann Gott kan und wil die Entheiligung ſeines Namens
nicht leiden/ und laͤſt Eydbruch nicht ungeſtrafft/ und ſolte es auch bey
den Nachkommen im zehenden Glied geſtrafft werden. Gebt ihr ach-
tung drauff/ und ſagt es euren Kindern/ Herr Peter Janſon/
wie Gott dem Moſcowiter noch werde auff die Finger klopffen/ umb
des mit der Cron Schweden auffgerichteten und mit ſo theuren Iu-
ramenten hiebevor bekraͤfftigten/ und nunmehr ſo liederlich gebro-
chenen Buͤndniß willen. Wann ich in Hiſtorien mich umbſehe/ ſo be-
finde ich/ daß es den Unterthanen nimmermehr wol gangen/ welche
ihrer Obrigkeit untreu worden/ und wieder ihr Eyd und Pflicht ge-
handelt haben. Wie gieng es den jenigen/ welche ſich wider ihre Ob-
rigkeit Kaͤyſer Adolphum Naſſavocum ſetzten/ und ihn bekrieg-
ten? Alle ſo ſich wieder ihn verbunden/ und dazu Vorſchub gethan/
ſeynd geſtrafft worden. Graff Albrecht von Heyerlach iſt erſchla-
gen. Graf Otto von Ochſenſtein kam in der Schlacht umb.
Der Graf von Zweybruͤck iſt im Waſſer erſoffen. Gerhard der
Ertzbiſchoff zu Maͤyntz wurd auff ſeinem Stuel vom Schlag ge-
ruͤhret. Conrad der Ertzbiſchoff von Straßburg wurd von
einem Bauren vor Friedberg erſchlagen. Der Graf von Len-
ningen geriehte in Aberwitz. Albertus Adolphi Nachfolger im
Reich/ wurd von ſeines leiblichen Brudern Sohn entleibet/ ꝛc. Was
widerfuhr dem maͤchtigen Heer/ welches von Mauritio ihrem
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/428>, abgerufen am 26.06.2024. |