Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Vorrede. Barbara & Celarent, in Darapti & Felapton genugsam antworten.Glaubet mir Philanderson die Studenten auff Universitäten/ wer- den mit ihrer Aristotelischen Schulwitz die Welt nicht reformiren/ und auß einer Monarchia eine Aristocratiam, oder auß einer Aristo- eratia eine Monarchiam machen/ Gott ist in translatione Dominiorum ein wunderbarer und verborgener Gott/ und läst offt grosse Herrn se- hen/ daß die Königreich stehen in seiner Hand/ und er gebe sie wem er wolle. Es fällt mir itzo ein der weltberühmte Politicus, Hugo Grote, der ist einsmals von einem jungen Herrn gebeten worden/ er wolle ihm doch ein Buch recommendiren/ darauß er die Politic lernen könne. Da hat er ihm geantwortet; Jch recommendire euch ein Buch weiß Pa- pier/ das nehmt und gehet durch die Welt/ und gebt Achtung auff alle actiones publicas, und was ihr höret/ das notiret wol. Es ist Pedanterey daß man auff den Universitäten grosse Disputationes Oeconomicus hält/ und auß dem Aristotele disputiret/ wie eine glückselige Haußhal- tung anzustellen sey/ und wie man einen grossen Herren reich machen solle. Wie ein jeglicher sein Ampt in einer ordentlichen wolbestalten Haußhaltung thun solle/ das kan man besser lernen auß der Haußta- fel im Catechismo/ als auß dem Aristotele oder Platone. Und wie man reich werden sol/ das kan der alte Fischer Petrus am besten lehren. Denn der war ein Stümper und ein Plümper/ er arbeitete sich die gantze Nacht müde/ und konte doch keine Fisch bekommen/ biß daß er Christi Predigt mit Andacht hörte/ seinen Worte gehorchte/ in nomine Domini das Netz außwarff/ und Gott den Segen gab. Salom. sagt Prov. 24. Durch ordentlich Haußhalten werden alle Cammern voll. Wer aber ordentlich Haußhalten wil/ der muß am Himmel anfan- gen/ und folgen der Regul Christi die er gibt Matt. 6. und sagt: Trach- tet am ersten nach dem Reich Gottes/ und nach seiner Gerechtigkeit/ so wird euch das ander alles zufallen. Caetera adjicientur vobis, es wird euch zugeworffen werden als eine Zugab. Plato ist hiebevor auff allen Schulen und Universitäten für den weisesten Mann gehalten wor- den/ und wird noch von vielen Philosophis vor einen weisen Politicum gehalten. Allein wann Plato were Römischer Kayser worden/ so würde er eine solche schöne Regierung angestellet haben. Erstlich würde er das Mein und Dein als die Quell aller Uneinigkeit abgeschaffet und verboten haben/ daß niemand nichts eigenes haben/ sondern alles ge- mein seyn solle an ligenden und fahrenden Gütern. Zum andern wür- de er befohlen haben/ daß alle Mann- und Weibspersonen gegenein- ander gemein seyn solten. Denn er vermeynt/ darauß würde erfolgen/ daß die Lieb der Menschen würde gegen alle gemein seyn/ und es würde ein überauß lieblich und gut Leben erwachsen. Das ist die grosse Weiß- heit/ dadurch der gelahrte Plato und sein Consort Socrates die Welt haben
Vorrede. Barbara & Celarent, in Darapti & Felapton genugſam antworten.Glaubet mir Philanderſon die Studenten auff Univerſitaͤten/ wer- den mit ihrer Ariſtoteliſchen Schulwitz die Welt nicht reformiren/ und auß einer Monarchia eine Ariſtocratiam, oder auß einer Ariſto- eratia eine Monarchiam machen/ Gott iſt in translatione Dominiorum ein wunderbarer und verborgener Gott/ und laͤſt offt groſſe Herꝛn ſe- hen/ daß die Koͤnigreich ſtehen in ſeiner Hand/ und er gebe ſie wem er wolle. Es faͤllt mir itzo ein der weltberuͤhmte Politicus, Hugo Grote, der iſt einsmals von einem jungen Herꝛn gebeten worden/ er wolle ihm doch ein Buch recommendiren/ darauß er die Politic lernen koͤnne. Da hat er ihm geantwortet; Jch recommendire euch ein Buch weiß Pa- pier/ das nehmt und gehet durch die Welt/ und gebt Achtung auff alle actiones publicas, und was ihr hoͤret/ das notiret wol. Es iſt Pedanterey daß man auff den Univerſitaͤten groſſe Diſputationes Oeconomicus haͤlt/ und auß dem Ariſtotele diſputiret/ wie eine gluͤckſelige Haußhal- tung anzuſtellen ſey/ und wie man einen groſſen Herꝛen reich machen ſolle. Wie ein jeglicher ſein Ampt in einer ordentlichen wolbeſtalten Haußhaltung thun ſolle/ das kan man beſſer lernen auß der Haußta- fel im Catechiſmo/ als auß dem Ariſtotele oder Platone. Und wie man reich werden ſol/ das kan der alte Fiſcher Petrus am beſten lehren. Denn der war ein Stuͤmper und ein Pluͤmper/ er arbeitete ſich die gantze Nacht muͤde/ und konte doch keine Fiſch bekommen/ biß daß er Chriſti Predigt mit Andacht hoͤrte/ ſeinẽ Worte gehorchte/ in nomine Domini das Netz außwarff/ und Gott den Segen gab. Salom. ſagt Prov. 24. Durch ordentlich Haußhalten werden alle Cammern voll. Wer aber ordentlich Haußhalten wil/ der muß am Himmel anfan- gen/ und folgen der Regul Chriſti die er gibt Matt. 6. und ſagt: Trach- tet am erſten nach dem Reich Gottes/ und nach ſeiner Gerechtigkeit/ ſo wird euch das ander alles zufallen. Cætera adjicientur vobis, es wird euch zugeworffen werden als eine Zugab. Plato iſt hiebevor auff allen Schulen und Univerſitaͤten fuͤr den weiſeſten Mann gehalten wor- den/ und wird noch von vielen Philoſophis vor einen weiſen Politicum gehalten. Allein wann Plato were Roͤmiſcher Kayſer worden/ ſo wuͤrde er eine ſolche ſchoͤne Regierung angeſtellet haben. Erſtlich wuͤrde er das Mein und Dein als die Quell aller Uneinigkeit abgeſchaffet und verboten haben/ daß niemand nichts eigenes haben/ ſondern alles ge- mein ſeyn ſolle an ligenden und fahrenden Guͤtern. Zum andern wuͤr- de er befohlen haben/ daß alle Mann- und Weibsperſonen gegenein- ander gemein ſeyn ſolten. Denn er vermeynt/ darauß wuͤrde erfolgen/ daß die Lieb der Menſchen wuͤrde gegen alle gemein ſeyn/ und es wuͤrde ein uͤberauß lieblich und gut Leben erwachſen. Das iſt die groſſe Weiß- heit/ dadurch der gelahrte Plato und ſein Conſort Socrates die Welt haben
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="preface" n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Barbara & Celarent, in</hi> D<hi rendition="#i">arapti & Felapton</hi></hi> genugſam antworten.<lb/> Glaubet mir Philanderſon die Studenten auff Univerſitaͤten/ wer-<lb/> den mit ihrer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ariſtoteli</hi></hi>ſchen Schulwitz die Welt nicht reformiren/<lb/> und auß einer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Monarchia</hi></hi> eine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ariſtocratiam,</hi></hi> oder auß einer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ariſto-<lb/> eratia</hi></hi> eine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Monarchiam</hi></hi> machen/ Gott iſt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in translatione Dominiorum</hi></hi><lb/> ein wunderbarer und verborgener Gott/ und laͤſt offt groſſe Herꝛn ſe-<lb/> hen/ daß die Koͤnigreich ſtehen in ſeiner Hand/ und er gebe ſie wem er<lb/> wolle. Es faͤllt mir itzo ein der weltberuͤhmte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Politicus, Hugo Grote,</hi></hi> der<lb/> iſt einsmals von einem jungen Herꝛn gebeten worden/ er wolle ihm<lb/> doch ein Buch recommendiren/ darauß er die Politic lernen koͤnne. Da<lb/> hat er ihm geantwortet; Jch recommendire euch ein Buch weiß Pa-<lb/> pier/ das nehmt und gehet durch die Welt/ und gebt Achtung auff alle<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">actiones publicas,</hi></hi> und was ihr hoͤret/ das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">notiret</hi></hi> wol. Es iſt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pedante</hi></hi>rey<lb/> daß man auff den Univerſitaͤten groſſe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Diſputationes Oeconomicus</hi></hi><lb/> haͤlt/ und auß dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ariſtotele</hi></hi> diſputiret/ wie eine gluͤckſelige Haußhal-<lb/> tung anzuſtellen ſey/ und wie man einen groſſen Herꝛen reich machen<lb/> ſolle. Wie ein jeglicher ſein Ampt in einer ordentlichen wolbeſtalten<lb/> Haußhaltung thun ſolle/ das kan man beſſer lernen auß der Haußta-<lb/> fel im Catechiſmo/ als auß dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ariſtotele</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Platone.</hi></hi> Und wie man<lb/> reich werden ſol/ das kan der alte Fiſcher Petrus am beſten lehren.<lb/> Denn der war ein Stuͤmper und ein Pluͤmper/ er arbeitete ſich die<lb/> gantze Nacht muͤde/ und konte doch keine Fiſch bekommen/ biß daß er<lb/> Chriſti Predigt mit Andacht hoͤrte/ ſeinẽ Worte gehorchte/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in nomine<lb/> Domini</hi></hi> das Netz außwarff/ und Gott den Segen gab. Salom. ſagt<lb/> Prov. 24. Durch ordentlich Haußhalten werden alle Cammern voll.<lb/> Wer aber ordentlich Haußhalten wil/ der muß am Himmel anfan-<lb/> gen/ und folgen der Regul Chriſti die er gibt Matt. 6. und ſagt: Trach-<lb/> tet am erſten nach dem Reich Gottes/ und nach ſeiner Gerechtigkeit/<lb/> ſo wird euch das ander alles zufallen. <hi rendition="#aq">C<hi rendition="#i">ætera adjicientur vobis,</hi></hi> es wird<lb/> euch zugeworffen werden als eine Zugab. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Plato</hi></hi> iſt hiebevor auff allen<lb/> Schulen und Univerſitaͤten fuͤr den weiſeſten Mann gehalten wor-<lb/> den/ und wird noch von vielen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Philoſophis</hi></hi> vor einen weiſen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Politicum</hi></hi><lb/> gehalten. Allein wann <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Plato</hi></hi> were Roͤmiſcher Kayſer worden/ ſo wuͤrde<lb/> er eine ſolche ſchoͤne Regierung angeſtellet haben. Erſtlich wuͤrde er<lb/> das Mein und Dein als die Quell aller Uneinigkeit abgeſchaffet und<lb/> verboten haben/ daß niemand nichts eigenes haben/ ſondern alles ge-<lb/> mein ſeyn ſolle an ligenden und fahrenden Guͤtern. Zum andern wuͤr-<lb/> de er befohlen haben/ daß alle Mann- und Weibsperſonen gegenein-<lb/> ander gemein ſeyn ſolten. Denn er vermeynt/ darauß wuͤrde erfolgen/<lb/> daß die Lieb der Menſchen wuͤrde gegen alle gemein ſeyn/ und es wuͤrde<lb/> ein uͤberauß lieblich und gut Leben erwachſen. Das iſt die groſſe Weiß-<lb/> heit/ dadurch der gelahrte Plato und ſein Conſort Socrates die Welt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">haben</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0048]
Vorrede.
Barbara & Celarent, in Darapti & Felapton genugſam antworten.
Glaubet mir Philanderſon die Studenten auff Univerſitaͤten/ wer-
den mit ihrer Ariſtoteliſchen Schulwitz die Welt nicht reformiren/
und auß einer Monarchia eine Ariſtocratiam, oder auß einer Ariſto-
eratia eine Monarchiam machen/ Gott iſt in translatione Dominiorum
ein wunderbarer und verborgener Gott/ und laͤſt offt groſſe Herꝛn ſe-
hen/ daß die Koͤnigreich ſtehen in ſeiner Hand/ und er gebe ſie wem er
wolle. Es faͤllt mir itzo ein der weltberuͤhmte Politicus, Hugo Grote, der
iſt einsmals von einem jungen Herꝛn gebeten worden/ er wolle ihm
doch ein Buch recommendiren/ darauß er die Politic lernen koͤnne. Da
hat er ihm geantwortet; Jch recommendire euch ein Buch weiß Pa-
pier/ das nehmt und gehet durch die Welt/ und gebt Achtung auff alle
actiones publicas, und was ihr hoͤret/ das notiret wol. Es iſt Pedanterey
daß man auff den Univerſitaͤten groſſe Diſputationes Oeconomicus
haͤlt/ und auß dem Ariſtotele diſputiret/ wie eine gluͤckſelige Haußhal-
tung anzuſtellen ſey/ und wie man einen groſſen Herꝛen reich machen
ſolle. Wie ein jeglicher ſein Ampt in einer ordentlichen wolbeſtalten
Haußhaltung thun ſolle/ das kan man beſſer lernen auß der Haußta-
fel im Catechiſmo/ als auß dem Ariſtotele oder Platone. Und wie man
reich werden ſol/ das kan der alte Fiſcher Petrus am beſten lehren.
Denn der war ein Stuͤmper und ein Pluͤmper/ er arbeitete ſich die
gantze Nacht muͤde/ und konte doch keine Fiſch bekommen/ biß daß er
Chriſti Predigt mit Andacht hoͤrte/ ſeinẽ Worte gehorchte/ in nomine
Domini das Netz außwarff/ und Gott den Segen gab. Salom. ſagt
Prov. 24. Durch ordentlich Haußhalten werden alle Cammern voll.
Wer aber ordentlich Haußhalten wil/ der muß am Himmel anfan-
gen/ und folgen der Regul Chriſti die er gibt Matt. 6. und ſagt: Trach-
tet am erſten nach dem Reich Gottes/ und nach ſeiner Gerechtigkeit/
ſo wird euch das ander alles zufallen. Cætera adjicientur vobis, es wird
euch zugeworffen werden als eine Zugab. Plato iſt hiebevor auff allen
Schulen und Univerſitaͤten fuͤr den weiſeſten Mann gehalten wor-
den/ und wird noch von vielen Philoſophis vor einen weiſen Politicum
gehalten. Allein wann Plato were Roͤmiſcher Kayſer worden/ ſo wuͤrde
er eine ſolche ſchoͤne Regierung angeſtellet haben. Erſtlich wuͤrde er
das Mein und Dein als die Quell aller Uneinigkeit abgeſchaffet und
verboten haben/ daß niemand nichts eigenes haben/ ſondern alles ge-
mein ſeyn ſolle an ligenden und fahrenden Guͤtern. Zum andern wuͤr-
de er befohlen haben/ daß alle Mann- und Weibsperſonen gegenein-
ander gemein ſeyn ſolten. Denn er vermeynt/ darauß wuͤrde erfolgen/
daß die Lieb der Menſchen wuͤrde gegen alle gemein ſeyn/ und es wuͤrde
ein uͤberauß lieblich und gut Leben erwachſen. Das iſt die groſſe Weiß-
heit/ dadurch der gelahrte Plato und ſein Conſort Socrates die Welt
haben
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |