Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Fabul-Hanß. danckbarn Sichemiten auch gieng/ die vergassen nicht allen ihres al-ten Richters/ sondern sie helffen ihrem Dorn-Busch/ daß er Gideons 69. Kinder auff einem Stein mördlich und tyrannisch umbbringet. Solch Undanckbarkeit und Untreu der Unterthanen und Nachkömm- Diß erwehnte ich von Jothams Fabel/ und von unsers Doctors Käyser Carl der Erste/ und Maximilianus/ hatten ihre Freude an So nun die Gelehrten/ dem weisen Homero sein Wercklich Ge- Damit wir nun diese Faßnacht/ nach Gelegenheit der Zeit/ bequem- oder
Fabul-Hanß. danckbarn Sichemiten auch gieng/ die vergaſſen nicht allen ihres al-ten Richters/ ſondern ſie helffen ihrem Dorn-Buſch/ daß er Gideons 69. Kinder auff einem Stein moͤrdlich und tyranniſch umbbringet. Solch Undanckbarkeit und Untreu der Unterthanen und Nachkoͤm̃- Diß erwehnte ich von Jothams Fabel/ und von unſers Doctors Kaͤyſer Carl der Erſte/ und Maximilianus/ hatten ihre Freude an So nun die Gelehrten/ dem weiſen Homero ſein Wercklich Ge- Damit wir nun dieſe Faßnacht/ nach Gelegenheit der Zeit/ bequem- oder
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Fabul-Hanß.
danckbarn Sichemiten auch gieng/ die vergaſſen nicht allen ihres al-
ten Richters/ ſondern ſie helffen ihrem Dorn-Buſch/ daß er Gideons
69. Kinder auff einem Stein moͤrdlich und tyranniſch umbbringet.
Solch Undanckbarkeit und Untreu der Unterthanen und Nachkoͤm̃-
lingen/ bande ihnen ein eigen Beſen oder Dorn-Strauch uͤber ihren
Leib/ denn ihr neuer Richter draſch ſie redlich uͤber ihre Koͤpff/ und ſtach
ſie todt/ wie er endlich auch von einem Weibe erworffen wird. Aquila
electa juſtè omnia vincit, ſagt Kaͤyſer Friederich der Dritte/ wer wie ein
Dorn Strauch ins Regiment kompt/ ungefordert und unbeſchneittelt/
kan nur ritzen und ſtechen/ und den Schafen die Wolle abziehen/ ge-
het gemeinlich mit blutigem oder brinnendem Kopff wider herauß/ und
umb des Volcks Suͤnde/ Undanck und Boßheit willen/ ſchicket GOtt
offtmals Dorn-Buͤſch und weltliche Diſtel-Koͤpffe.
Diß erwehnte ich von Jothams Fabel/ und von unſers Doctors
Eſopo/ und viel weiſer Leut Maͤhrlein/ der etliche in den alten Weiſen
auch zuſammen klaubet ſeyn. Denn groſſe und Biderleut/ beyde in Re-
gimenten/ Schul und Kirchen/ die ſich dermuͤdet/ muͤſſen auch ihr ehr-
liche Freud und luſtige Kurtzweil/ und liebliche Ergetzligkeit haben.
Wie ſagt S. Johannes der heilige Apoſtel und Evangeliſt/ da Jhm
etliche verhuben/ daß er ſeine Voͤgelein und Rebhuͤnerlein hatte/ und
bißweilen mit den Seinigen zum Sichermahl ſchoß/ ein Bogen/ der
ſtetigs geſpant iſt/ verlamet und verdirbt endlich.
Kaͤyſer Carl der Erſte/ und Maximilianus/ hatten ihre Freude an
Jagen. S. Marcus mahlet bißweilen fuͤr die lange Weile. Cyrus der
alt/ und der heilige Patriach Abraham/ bauten Luſt-Gaͤrten/ pflantz-
ten Baͤum. Salomo diſputirt zur Gelegenheit von allerley Kraͤutern
und Baͤumen. Chur-Fuͤrſt Friederich zu Sachſen hatte ſein Drehe-
Zeug und ſchifftet und fidert Boͤltze/ die offtmahls ander Leut verſchoſ-
ſen. Kaͤyſer Auguſtus machet bißweilen Verß/ wie auff ein Zeit ſein
Ajax ſich am Schwamm erſtach/ wie Suetonius ſchreibet. Doct. Mar-
tinus war uͤber Tiſch von viel guten Spruͤchen und froͤlichen Reden/
wie er auch zu Coburg mit M. Veit Dieterich zum Ziel ſchoß/ und
auff ein Zeit einer Fledermauß Hertz/ mit ſeinem Boͤltzlein auß dem
Bauch zoge.
So nun die Gelehrten/ dem weiſen Homero ſein Wercklich Ge-
dicht von der Froͤſche und Maͤuſe gefaͤhrlichem Kriege/ koͤnnen zu gut
halten/ wie kan man unſerm Doctor und andern zum argen deuten/
daß ſie zur Kurtzweil und Ergetzligkeit/ der Fabeln gedencken/ ſchrei-
ben und predigen/ weil ſie zumahl von nuͤtzlichen und kuͤnſtlichen Haͤn-
deln reden.
Damit wir nun dieſe Faßnacht/ nach Gelegenheit der Zeit/ bequem-
lich verrichten/ will ich dieſe Jothams und Eſaphs Predig/ nicht mit
Rabiniſchen und Mahometiſchen/ oder alten Muͤnchiſchen Exempeln/
oder
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