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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Fabul-Hanß.
klüger und verschmitzter/ den die Kinder des Liechts/ doch frist der
Wolff offt auch die gescheiden Hündlein/ und GOtt ergreifft die Ver-
schmitzten in ihrer Schalckheit/ und alle listige Füchs kommen endlich
beyen Kürschner in der Beisse zusammen. Wer aber GOTT wol
trauet/ der hat wol gebauet/ und wird in der argen Welt erhalten/
und endlich mit Ehren aus allem Unglück errettet/ wann nun eines je-
den Wandel und Gerechtigkeit an die Sonne kommen/ und jeder-
mann vor dem Gerichtstuel JEsu Christi an seinem Leibe empfahen
wird/ was er guts oder böses in seinem Leben gethan hat. Denn wir
sind nicht zu diesem Leben/ wie die armen Vögelein/ erschaffen/ und
mit Christi Blut erlöset/ nnd mit seinem Geist beseliget/ sondern daß
wir hie Glauben und gut Gewissen bewahren/ und auff ein ander
und ewiges Leben in Gedult hoffen und harren sollen. Komm HErr
JESU/ und laß dich auff deinem Richtstul sehen/ und erlöse und er-
quicke uns/ die wir hie die Hitze und Last des langen Tages tragen/
und reume mitler Zeit die brummenden und sumsenden Fliegen auff/ so
in der Kirchen murren/ und die Predigt verhindern wollen/ Amen
HErre JESU Christi/ Amen/ der du uns in deinem Wort auch
die armen Sperling weisest/ und stellest sie uns zu Doctorn und Leh-
rern für. AMEN.



An den Leser.

DJeses ist hochgel. Leser/ die Predigt welche der Hoch-
gel. und Geistreiche Theologus Hr. Matthesius Seliger/ von
Jothams Fabul auff der Cantzel gehalten. Jch bitte/ dich du
wollest dieselbe noch einmal mit Fleiß durchlesen/ und daraus urthei-
len/ wie Un-Christlich Butyrolambius und sein Anhang bey Antenorn
handeln/ indem sie ihn bey dem gemeinen Mann und sonderlich seinen
Zuhörer wollen stinckend machen/ und ein Fabul-Hansen nennen/ weil er
hiebevor etwann einmahl eine Fabul erzehlet/ und ingeniose applici-
ret hat. Jch will jetzo nicht gedencken/ wie viel Fabuln Matthesius in
seinen Schrifften und Predigten angezogen habe/ sonder ich erinnere
mich einer Predigt/ welche er an dem dritten Oster-Feyertag zur Ve-
sper
gehalten/ und nennet sie ein Osterneu aus Simsons Historien
Jud. 14. cap. Darin er also redet:

Liebe Freunde im HErrn/ ihr Alten habet euch zu erinnen/ wie man
vor alters am Oster-Tage zur Vesper pfleget von der Cantzel ein
Oster-Neu zu sagen. Das waren närrische Fabul und Mährlein/

wie
G g g iiij

Fabul-Hanß.
kluͤger und verſchmitzter/ den die Kinder des Liechts/ doch friſt der
Wolff offt auch die geſcheiden Huͤndlein/ und GOtt ergreifft die Ver-
ſchmitzten in ihrer Schalckheit/ und alle liſtige Fuͤchs kommen endlich
beyen Kuͤrſchner in der Beiſſe zuſammen. Wer aber GOTT wol
trauet/ der hat wol gebauet/ und wird in der argen Welt erhalten/
und endlich mit Ehren aus allem Ungluͤck errettet/ wann nun eines je-
den Wandel und Gerechtigkeit an die Sonne kommen/ und jeder-
mann vor dem Gerichtſtuel JEſu Chriſti an ſeinem Leibe empfahen
wird/ was er guts oder boͤſes in ſeinem Leben gethan hat. Denn wir
ſind nicht zu dieſem Leben/ wie die armen Voͤgelein/ erſchaffen/ und
mit Chriſti Blut erloͤſet/ nnd mit ſeinem Geiſt beſeliget/ ſondern daß
wir hie Glauben und gut Gewiſſen bewahren/ und auff ein ander
und ewiges Leben in Gedult hoffen und harren ſollen. Komm HErꝛ
JESU/ und laß dich auff deinem Richtſtul ſehen/ und erloͤſe und er-
quicke uns/ die wir hie die Hitze und Laſt des langen Tages tragen/
und reume mitler Zeit die brummenden und ſumſenden Fliegen auff/ ſo
in der Kirchen murren/ und die Predigt verhindern wollen/ Amen
HErre JESU Chriſti/ Amen/ der du uns in deinem Wort auch
die armen Sperling weiſeſt/ und ſtelleſt ſie uns zu Doctorn und Leh-
rern fuͤr. AMEN.



An den Leſer.

DJeſes iſt hochgel. Leſer/ die Predigt welche der Hoch-
gel. und Geiſtreiche Theologus Hr. Mattheſius Seliger/ von
Jothams Fabul auff der Cantzel gehalten. Jch bitte/ dich du
wolleſt dieſelbe noch einmal mit Fleiß durchleſen/ und daraus urthei-
len/ wie Un-Chriſtlich Butyrolambius und ſein Anhang bey Antenorn
handeln/ indem ſie ihn bey dem gemeinen Mann und ſonderlich ſeinen
Zuhoͤrer wollen ſtinckend machẽ/ und ein Fabul-Hanſen neñen/ weil er
hiebevor etwann einmahl eine Fabul erzehlet/ und ingeniosè applici-
ret hat. Jch will jetzo nicht gedencken/ wie viel Fabuln Mattheſius in
ſeinen Schrifften und Predigten angezogen habe/ ſonder ich erinnere
mich einer Predigt/ welche er an dem dritten Oſter-Feyertag zur Ve-
ſper
gehalten/ und nennet ſie ein Oſterneu aus Simſons Hiſtorien
Jud. 14. cap. Darin er alſo redet:

Liebe Freunde im HErꝛn/ ihr Alten habet euch zu erinnen/ wie man
vor alters am Oſter-Tage zur Veſper pfleget von der Cantzel ein
Oſter-Neu zu ſagen. Das waren naͤrriſche Fabul und Maͤhrlein/

wie
G g g iiij
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[839/0881] Fabul-Hanß. kluͤger und verſchmitzter/ den die Kinder des Liechts/ doch friſt der Wolff offt auch die geſcheiden Huͤndlein/ und GOtt ergreifft die Ver- ſchmitzten in ihrer Schalckheit/ und alle liſtige Fuͤchs kommen endlich beyen Kuͤrſchner in der Beiſſe zuſammen. Wer aber GOTT wol trauet/ der hat wol gebauet/ und wird in der argen Welt erhalten/ und endlich mit Ehren aus allem Ungluͤck errettet/ wann nun eines je- den Wandel und Gerechtigkeit an die Sonne kommen/ und jeder- mann vor dem Gerichtſtuel JEſu Chriſti an ſeinem Leibe empfahen wird/ was er guts oder boͤſes in ſeinem Leben gethan hat. Denn wir ſind nicht zu dieſem Leben/ wie die armen Voͤgelein/ erſchaffen/ und mit Chriſti Blut erloͤſet/ nnd mit ſeinem Geiſt beſeliget/ ſondern daß wir hie Glauben und gut Gewiſſen bewahren/ und auff ein ander und ewiges Leben in Gedult hoffen und harren ſollen. Komm HErꝛ JESU/ und laß dich auff deinem Richtſtul ſehen/ und erloͤſe und er- quicke uns/ die wir hie die Hitze und Laſt des langen Tages tragen/ und reume mitler Zeit die brummenden und ſumſenden Fliegen auff/ ſo in der Kirchen murren/ und die Predigt verhindern wollen/ Amen HErre JESU Chriſti/ Amen/ der du uns in deinem Wort auch die armen Sperling weiſeſt/ und ſtelleſt ſie uns zu Doctorn und Leh- rern fuͤr. AMEN. An den Leſer. DJeſes iſt hochgel. Leſer/ die Predigt welche der Hoch- gel. und Geiſtreiche Theologus Hr. Mattheſius Seliger/ von Jothams Fabul auff der Cantzel gehalten. Jch bitte/ dich du wolleſt dieſelbe noch einmal mit Fleiß durchleſen/ und daraus urthei- len/ wie Un-Chriſtlich Butyrolambius und ſein Anhang bey Antenorn handeln/ indem ſie ihn bey dem gemeinen Mann und ſonderlich ſeinen Zuhoͤrer wollen ſtinckend machẽ/ und ein Fabul-Hanſen neñen/ weil er hiebevor etwann einmahl eine Fabul erzehlet/ und ingeniosè applici- ret hat. Jch will jetzo nicht gedencken/ wie viel Fabuln Mattheſius in ſeinen Schrifften und Predigten angezogen habe/ ſonder ich erinnere mich einer Predigt/ welche er an dem dritten Oſter-Feyertag zur Ve- ſper gehalten/ und nennet ſie ein Oſterneu aus Simſons Hiſtorien Jud. 14. cap. Darin er alſo redet: Liebe Freunde im HErꝛn/ ihr Alten habet euch zu erinnen/ wie man vor alters am Oſter-Tage zur Veſper pfleget von der Cantzel ein Oſter-Neu zu ſagen. Das waren naͤrriſche Fabul und Maͤhrlein/ wie G g g iiij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 839. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/881>, abgerufen am 22.11.2024.