Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Regenten-Spiegel. seyn/ daß Spinola einsmals Printz Moritzen von Uranien zu Gastgebeten/ ihn mit Citronen und Pomerantzen tractiret und gesagt habe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Er solle sehen was Spanien für ein Land sey? Diese Frucht können sie alle Jahr zweymal haben. Printz Moritz habe Spinola wider zu Gast gebeten/ Jhn mit Butter/ Milch und Käß tractirt/ und gesagt/ er solle sehen was Holland für ein Land sey. Diese Speise können sie alle Tage zweymal haben. Der tapffere Fürst/ mein Herr Landgraf Johann zu Hessen-Braubach/ ließ mich einsmals fragen/ wie es mir in Gam- brivia ergehe? Jch danckte unterthänig für die gnädige Nachfrag/ und antwortete/ ich sey wol zu frieden. Allein ich wünsche unterwei- lens/ daß ich den Sauerbronnen haben möge/ welchen deß Müllers Esel zu Braubach sauffe. Jch wolte dem Esel gern Spanischen Wein dafür gönnen. Darüber hatte sich der hochselige Fürst höchlich belu- stiget/ daß er gleichwol etwas zu Braubach habe/ das man in gantz Gambrivia nicht habe. Es scheinet darauß Gottes sonderbare Pro- videntz/ daß gleichwie in einem Lande nicht alles wächst/ also kan man an einem Ort offtmals nicht das thun was am andern geschiehet. Als zum Exempel/ daß man zu Hamburg nicht kan Honigkuchen machen wie zu Nürnberg/ und daß man zu Nürnberg nicht kan Bier brauen wie zu Hamburg. Man versucht zwar offt etwas anderswo nachzu machen. Allein es ist doch ein Unterscheid/ wie zwischen einer Copey und dem Original. Lasset uns zum sechsten Capitel gehen. Cap. VI. JN diesem Capitel wird gedacht/ wie Salomo den Tempel zu Jeru- dahin
Regenten-Spiegel. ſeyn/ daß Spinola einsmals Printz Moritzen von Uranien zu Gaſtgebeten/ ihn mit Citronen und Pomerantzen tractiret und geſagt habe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Er ſolle ſehen was Spanien fuͤr ein Land ſey? Dieſe Frucht koͤnnen ſie alle Jahr zweymal haben. Printz Moritz habe Spinola wider zu Gaſt gebeten/ Jhn mit Butter/ Milch und Kaͤß tractirt/ und geſagt/ er ſolle ſehen was Holland fuͤr ein Land ſey. Dieſe Speiſe koͤnnen ſie alle Tage zweymal haben. Der tapffere Fuͤrſt/ mein Herꝛ Landgraf Johann zu Heſſen-Braubach/ ließ mich einsmals fragen/ wie es mir in Gam- brivia ergehe? Jch danckte unterthaͤnig fuͤr die gnaͤdige Nachfrag/ und antwortete/ ich ſey wol zu frieden. Allein ich wuͤnſche unterwei- lens/ daß ich den Sauerbronnen haben moͤge/ welchen deß Muͤllers Eſel zu Braubach ſauffe. Jch wolte dem Eſel gern Spaniſchen Wein dafuͤr goͤnnen. Daruͤber hatte ſich der hochſelige Fuͤrſt hoͤchlich belu- ſtiget/ daß er gleichwol etwas zu Braubach habe/ das man in gantz Gambrivia nicht habe. Es ſcheinet darauß Gottes ſonderbare Pro- videntz/ daß gleichwie in einem Lande nicht alles waͤchſt/ alſo kan man an einem Ort offtmals nicht das thun was am andern geſchiehet. Als zum Exempel/ daß man zu Hamburg nicht kan Honigkuchen machen wie zu Nuͤrnberg/ und daß man zu Nuͤrnberg nicht kan Bier brauen wie zu Hamburg. Man verſucht zwar offt etwas anderswo nachzu machen. Allein es iſt doch ein Unterſcheid/ wie zwiſchen einer Copey und dem Original. Laſſet uns zum ſechſten Capitel gehen. Cap. VI. JN dieſem Capitel wird gedacht/ wie Salomo den Tempel zu Jeru- dahin
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Regenten-Spiegel.
ſeyn/ daß Spinola einsmals Printz Moritzen von Uranien zu Gaſt
gebeten/ ihn mit Citronen und Pomerantzen tractiret und geſagt habe_
Er ſolle ſehen was Spanien fuͤr ein Land ſey? Dieſe Frucht koͤnnen ſie
alle Jahr zweymal haben. Printz Moritz habe Spinola wider zu Gaſt
gebeten/ Jhn mit Butter/ Milch und Kaͤß tractirt/ und geſagt/ er ſolle
ſehen was Holland fuͤr ein Land ſey. Dieſe Speiſe koͤnnen ſie alle Tage
zweymal haben. Der tapffere Fuͤrſt/ mein Herꝛ Landgraf Johann zu
Heſſen-Braubach/ ließ mich einsmals fragen/ wie es mir in Gam-
brivia ergehe? Jch danckte unterthaͤnig fuͤr die gnaͤdige Nachfrag/
und antwortete/ ich ſey wol zu frieden. Allein ich wuͤnſche unterwei-
lens/ daß ich den Sauerbronnen haben moͤge/ welchen deß Muͤllers
Eſel zu Braubach ſauffe. Jch wolte dem Eſel gern Spaniſchen Wein
dafuͤr goͤnnen. Daruͤber hatte ſich der hochſelige Fuͤrſt hoͤchlich belu-
ſtiget/ daß er gleichwol etwas zu Braubach habe/ das man in gantz
Gambrivia nicht habe. Es ſcheinet darauß Gottes ſonderbare Pro-
videntz/ daß gleichwie in einem Lande nicht alles waͤchſt/ alſo kan man
an einem Ort offtmals nicht das thun was am andern geſchiehet. Als
zum Exempel/ daß man zu Hamburg nicht kan Honigkuchen machen
wie zu Nuͤrnberg/ und daß man zu Nuͤrnberg nicht kan Bier brauen
wie zu Hamburg. Man verſucht zwar offt etwas anderswo nachzu
machen. Allein es iſt doch ein Unterſcheid/ wie zwiſchen einer Copey
und dem Original. Laſſet uns zum ſechſten Capitel gehen.
Cap. VI.
JN dieſem Capitel wird gedacht/ wie Salomo den Tempel zu Jeru-
ſalem gebauet habe. An allen Waͤnden deß Hauſes umb und umb/
ließ Salomo Schnitzwerck machen von außgeholten Cherubim. Hier
ſehen die Bilderſtuͤrmer/ welche die Bilder nicht wollen in den Kir-
chen leiden/ daß Salomo habe Cherubim oder Engel an allen Waͤn-
den im Tempel machen laſſen. Da ſehen ſie/ daß eine Kirche mit Bil-
dern zieren keine Suͤnde ſey/ ſonſt haͤtte Salomo alle Abgoͤtterey ge-
ſtifftet. Daß man die Bilder anbete/ iſt verbotten. Aber daß man ſie
zum Zierat und zur Gedaͤchtnuͤs einer oder andern Hiſtori ſich da-
bey zu erinnern/ auffhenge/ das iſt nicht verboten. Wie kommt es/
daß die Calviniſten die Bilder nicht wollen leiden in den Kirchen/ und
koͤnnen ſie wol leiden auff der Muͤntz? Jch habe noch von keinem
Calviniſten gehoͤrt/ daß er einen alten Goldguͤlden habe weggeworf-
fen/ deßwegen/ weil das Bild S. Laurentii darauff geſtanden hat. Ja/
ſagen etliche Calviniſten/ Salomo hat Cherubim laſſen ſchnitzen/ in-
wendig im Heiligen und Allerheiligſten/ dahin niemand vom gemeinẽ
Volck kommen konte/ da man ſich nicht zu beſorgen haͤtte/ daß jemand
dahin
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