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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Litaney.
Gen. 19. Die schändliche Leut thäten dem gerechten Loth alles Leyd
an mit ihrem unzüchtigen Wandel/ und quälten die gerechte Seel von
Tag zu Tag mit ihren unrechten Wercken/ 2. Petr. 2. Und also gehet
es den Predigern noch heutiges Tags wann sie treu seyn wollen. Der
Teuffel kan die Leut nicht leiden/ welche seinem höllischen Reich Ab-
bruch thun wollen. Ach so verschaffe lieber HErr/ daß Lehrer und Pre-
diger in solchem elenden Zustand gleichwol treue Arbeiter seyn und
bleiben. Du weist/ daß dein Prophet Jeremias sich schier nit hab hierin
schicken können. Darumb sagt er in seiner Propheceyung am 20.
Cap. v. 7. 8. 9. HErr du hast mich überredet/ (daß ich solch Predigamp[t]
hab angenommen/ und ich nicht gewust/ daß die Leute so böß weren/
und das Predigen so viel und grosse Gefahr hätte/) und ich hab mich
überreden lassen. Dann du bist mir zu starck gewesen/ und hast ge-
wonnen/ aber ich bin drüber zum Spott worden täglich/ und jeder-
man verlacht mich/ etc. Da dacht ich wolan/ ich will sein nicht mehr
gedencken/ und nicht mehr in seinem Namen predigen/ etc. Dann ich
höre/ wie mich viel scholten/ und allenthalben schrecken/ hui/ verklagt
ihn/ wir wollen ihn verklagen/ (sprechen alle meine Freunde und Ge-
sellen) ob wir ihn überfortheilen/ und ihm beykommen mögen/ und
uns an ihm rächen/ etc. Verflucht sey der Tag darin ich geboren bin/
der Tag müsse ungesegnet seyn/ darinnen mich meine Mutter geboren
hat. Verflucht sey der/ so meinem Vater gute Bottschafft bracht/ und
sprach/ du hast einen jungen Sohn/ daß er ihn frölich machen wolt/ etc.
Daß du mich doch nicht getödtet hast in Mutterleibe/ daß meine Mut-
ter mein Grab gewesen/ und ihr Leib ewig schwanger blieben were.
Warumb bin ich doch auß Mutterleib herfür kommen/ daß ich solch
Jammer und Hertzenleid sehen muß/ und meine Tage mit Schanden
zubringen? Wann nun solche Gedancken treuen Lehrern auch auff-
steigen mit Jeremia allhier/ so gib ihnen deinen heiligen Geist/ daß sie
dieselbe überwinden. Du weist lieber HErr Jesu Christe/ wie es dir
in deinem Predigampt ergangen sey/ wie dich die Juden/ denen du
alles guts thatest/ für einen Zauberer und Schwartzkünstler hielten/
der da Teuffel außtriebe durch Beelzebub/ sie sagten dir nicht nur hin-
ter deinem Rücken nach/ daß du seyest ein Fresser und Weinsäuffer/
sondern auch die vornehmste Prälaten zu Jerusalem sagten dir ins
Gesicht/ du seyest ein Samariter/ und habest den Teuffel/ und huben
Steine auff/ und wolten auff dich zuwerffen. Soll es der Jünger bes-
ser haben/ als sein Meister. Der Evangelist Mattheus sagt cap. 9. von
dir. Und Jesus gieng umbher in alle Städte und Märckte/ lehret in
ihren Schulen/ und prediget das Evangelium von dem Reich/ und
heilet allerley Seuche/ und allerley Kranckheit im Volck. Und da er
das Volck sahe/ jammert ihn desselbigen/ dann sie waren verschmach-

tet

Litaney.
Gen. 19. Die ſchaͤndliche Leut thaͤten dem gerechten Loth alles Leyd
an mit ihrem unzuͤchtigen Wandel/ und quaͤlten die gerechte Seel von
Tag zu Tag mit ihren unrechten Wercken/ 2. Petr. 2. Und alſo gehet
es den Predigern noch heutiges Tags wann ſie treu ſeyn wollen. Der
Teuffel kan die Leut nicht leiden/ welche ſeinem hoͤlliſchen Reich Ab-
bruch thun wollen. Ach ſo verſchaffe lieber HErꝛ/ daß Lehrer und Pre-
diger in ſolchem elenden Zuſtand gleichwol treue Arbeiter ſeyn und
bleibẽ. Du weiſt/ daß dein Prophet Jeremias ſich ſchier nit hab hierin
ſchicken koͤnnen. Darumb ſagt er in ſeiner Propheceyung am 20.
Cap. v. 7. 8. 9. HErꝛ du haſt mich uͤberꝛedet/ (daß ich ſolch Predigamp[t]
hab angenommen/ und ich nicht gewuſt/ daß die Leute ſo boͤß weren/
und das Predigen ſo viel und groſſe Gefahr haͤtte/) und ich hab mich
uͤberꝛeden laſſen. Dann du biſt mir zu ſtarck geweſen/ und haſt ge-
wonnen/ aber ich bin druͤber zum Spott worden taͤglich/ und jeder-
man verlacht mich/ etc. Da dacht ich wolan/ ich will ſein nicht mehr
gedencken/ und nicht mehr in ſeinem Namen predigen/ etc. Dann ich
hoͤre/ wie mich viel ſcholten/ und allenthalben ſchrecken/ hui/ verklagt
ihn/ wir wollen ihn verklagen/ (ſprechen alle meine Freunde und Ge-
ſellen) ob wir ihn uͤberfortheilen/ und ihm beykommen moͤgen/ und
uns an ihm raͤchen/ etc. Verflucht ſey der Tag darin ich geboren bin/
der Tag muͤſſe ungeſegnet ſeyn/ darinnen mich meine Mutter geboren
hat. Verflucht ſey der/ ſo meinem Vater gute Bottſchafft bracht/ und
ſprach/ du haſt einen jungen Sohn/ daß er ihn froͤlich machen wolt/ ꝛc.
Daß du mich doch nicht getoͤdtet haſt in Mutterleibe/ daß meine Mut-
ter mein Grab geweſen/ und ihr Leib ewig ſchwanger blieben were.
Warumb bin ich doch auß Mutterleib herfuͤr kommen/ daß ich ſolch
Jammer und Hertzenleid ſehen muß/ und meine Tage mit Schanden
zubringen? Wann nun ſolche Gedancken treuen Lehrern auch auff-
ſteigen mit Jeremia allhier/ ſo gib ihnen deinen heiligen Geiſt/ daß ſie
dieſelbe uͤberwinden. Du weiſt lieber HErꝛ Jeſu Chriſte/ wie es dir
in deinem Predigampt ergangen ſey/ wie dich die Juden/ denen du
alles guts thateſt/ fuͤr einen Zauberer und Schwartzkuͤnſtler hielten/
der da Teuffel außtriebe durch Beelzebub/ ſie ſagten dir nicht nur hin-
ter deinem Ruͤcken nach/ daß du ſeyeſt ein Freſſer und Weinſaͤuffer/
ſondern auch die vornehmſte Praͤlaten zu Jeruſalem ſagten dir ins
Geſicht/ du ſeyeſt ein Samariter/ und habeſt den Teuffel/ und huben
Steine auff/ und wolten auff dich zuwerffen. Soll es der Juͤnger beſ-
ſer haben/ als ſein Meiſter. Der Evangeliſt Mattheus ſagt cap. 9. von
dir. Und Jeſus gieng umbher in alle Staͤdte und Maͤrckte/ lehret in
ihren Schulen/ und prediget das Evangelium von dem Reich/ und
heilet allerley Seuche/ und allerley Kranckheit im Volck. Und da er
das Volck ſahe/ jammert ihn deſſelbigen/ dann ſie waren verſchmach-

tet
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[902/0944] Litaney. Gen. 19. Die ſchaͤndliche Leut thaͤten dem gerechten Loth alles Leyd an mit ihrem unzuͤchtigen Wandel/ und quaͤlten die gerechte Seel von Tag zu Tag mit ihren unrechten Wercken/ 2. Petr. 2. Und alſo gehet es den Predigern noch heutiges Tags wann ſie treu ſeyn wollen. Der Teuffel kan die Leut nicht leiden/ welche ſeinem hoͤlliſchen Reich Ab- bruch thun wollen. Ach ſo verſchaffe lieber HErꝛ/ daß Lehrer und Pre- diger in ſolchem elenden Zuſtand gleichwol treue Arbeiter ſeyn und bleibẽ. Du weiſt/ daß dein Prophet Jeremias ſich ſchier nit hab hierin ſchicken koͤnnen. Darumb ſagt er in ſeiner Propheceyung am 20. Cap. v. 7. 8. 9. HErꝛ du haſt mich uͤberꝛedet/ (daß ich ſolch Predigampt hab angenommen/ und ich nicht gewuſt/ daß die Leute ſo boͤß weren/ und das Predigen ſo viel und groſſe Gefahr haͤtte/) und ich hab mich uͤberꝛeden laſſen. Dann du biſt mir zu ſtarck geweſen/ und haſt ge- wonnen/ aber ich bin druͤber zum Spott worden taͤglich/ und jeder- man verlacht mich/ etc. Da dacht ich wolan/ ich will ſein nicht mehr gedencken/ und nicht mehr in ſeinem Namen predigen/ etc. Dann ich hoͤre/ wie mich viel ſcholten/ und allenthalben ſchrecken/ hui/ verklagt ihn/ wir wollen ihn verklagen/ (ſprechen alle meine Freunde und Ge- ſellen) ob wir ihn uͤberfortheilen/ und ihm beykommen moͤgen/ und uns an ihm raͤchen/ etc. Verflucht ſey der Tag darin ich geboren bin/ der Tag muͤſſe ungeſegnet ſeyn/ darinnen mich meine Mutter geboren hat. Verflucht ſey der/ ſo meinem Vater gute Bottſchafft bracht/ und ſprach/ du haſt einen jungen Sohn/ daß er ihn froͤlich machen wolt/ ꝛc. Daß du mich doch nicht getoͤdtet haſt in Mutterleibe/ daß meine Mut- ter mein Grab geweſen/ und ihr Leib ewig ſchwanger blieben were. Warumb bin ich doch auß Mutterleib herfuͤr kommen/ daß ich ſolch Jammer und Hertzenleid ſehen muß/ und meine Tage mit Schanden zubringen? Wann nun ſolche Gedancken treuen Lehrern auch auff- ſteigen mit Jeremia allhier/ ſo gib ihnen deinen heiligen Geiſt/ daß ſie dieſelbe uͤberwinden. Du weiſt lieber HErꝛ Jeſu Chriſte/ wie es dir in deinem Predigampt ergangen ſey/ wie dich die Juden/ denen du alles guts thateſt/ fuͤr einen Zauberer und Schwartzkuͤnſtler hielten/ der da Teuffel außtriebe durch Beelzebub/ ſie ſagten dir nicht nur hin- ter deinem Ruͤcken nach/ daß du ſeyeſt ein Freſſer und Weinſaͤuffer/ ſondern auch die vornehmſte Praͤlaten zu Jeruſalem ſagten dir ins Geſicht/ du ſeyeſt ein Samariter/ und habeſt den Teuffel/ und huben Steine auff/ und wolten auff dich zuwerffen. Soll es der Juͤnger beſ- ſer haben/ als ſein Meiſter. Der Evangeliſt Mattheus ſagt cap. 9. von dir. Und Jeſus gieng umbher in alle Staͤdte und Maͤrckte/ lehret in ihren Schulen/ und prediget das Evangelium von dem Reich/ und heilet allerley Seuche/ und allerley Kranckheit im Volck. Und da er das Volck ſahe/ jammert ihn deſſelbigen/ dann ſie waren verſchmach- tet

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/944>, abgerufen am 22.11.2024.