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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Litaney.
nen in ihrem hohen Alter neue Adlers Krafft. Als einsmals unter
den Bürgern zu Rom Unruhe und Wider wertigkeit entstunde/ da
kam Käyser Augustus auff das Capitolium und redete die Römer
an mit diesen Worten: Audite Juvenes senem quem senes audi-
vere juvenem.
Das ist/ Jhr junge Leut höret mich Alten. Dann
euer alte Vorfahren haben mich gehört und mir gehorcht als ich noch
jung ware. Darauff wurde alles still in gantz Rom/ und jederman
schämte sich daß er dem alten Käyser Augusto etwas solle zuwider
thun/ welchen sein Vater oder Großvater parirt und gehorchet hab.
Jhr Kinder zu S. Jacob/ höret auch diese beyde alte Männer und ge-
horchet ihn/ wann sie euch zur Beständigkeit im Beten und Kirchen
gehen ermahnen. Dann eure Väter haben sie gehört und ihnen gehor-
chet/ als sie noch jung waren. Wir sehen/ daß Gott/ uns allerhand
Dinge zeige/ am Himmel/ in der Lufft/ auff Erden/ und in dem Meer.
Am Himmel hat er uns gezeiget einen Cometen. Und es ist niemals
ein Comet am Himmel gestanden/ der nicht ein sonderlichs Unglück
bedeutet hat/ wie ich weitläufftig erweisen/ und durch die Historien
allerzeit gehen wolt/ wann es die Enge des Papiers leiden wolt. Jn
der Lufft predigt uns Gott mit grossen Sturmwinden/ von welchen
Syr. c. 40. sagt. Es sind auch die Winde ein Theil zur Rache
geschaffen/ und durch ihr Stürmen thun sie Schaden/
und wenn die Straffe kommen soll/ so toben sie/ und rich-
ten den Zorn auß/ des/ der sie geschaffen hat.
Auff dem Meer
ist in kurtzer Zeit solch Unglück geschehen/ als bey Menschen Geden-
cken/ nicht geschehen ist. Wer hat erlebt/ oder von seinen Eltern gehö-
ret/ daß solche Ding/ welche sich diesen Winter über zugetragen/ im
Billwerder geschehen seyen/ in den schönen Lust-Gärten/ welche nicht
ungleich sind den Lust-Gärten zu Sodoma/ von welchen der H. Geist
sagt: Gen. 13. Daß ehe der HErr Sodoma und Gomorra
verderbet/ seyen sie Wasserreich gewesen/ biß man gen
Zoar kompt/ als ein Garten des HErren gleich wie E-
gypten Land.
Egypten Land war vor andern Landschafften ein herr-
liches fruchtbares Land. Und Sodoma war wie ein Garten
des HErren.
Das ist/ als ein schöner Lust-Garte/ darinnen Gott
selber sich hätte erlustigen mögen. Allein diese Fruchtbarkeit und Lieb-
ligkeit dieses Landes Sodoma ist bald hernach umb der Einwohner
Sünde willen vergangen/ da derselbe Ort in das todte Meer ver-
kehret worden/ welches/ nur schädlich böß Wasser hat/ so noch von
Schweffel und Pech einen heßlichen Gestanck von sich gibt/ daß man
noch also auff den heutigen Tag ein greiffliches und Augenscheinli-
ches Exempel des Zorns Gottes dran siehet/ da es zuvor als ein schö-
ner Lust-Garte/ und wie ein Paradieß gewesen ist. Jch weis/ daß viel

grosse

Litaney.
nen in ihrem hohen Alter neue Adlers Krafft. Als einsmals unter
den Buͤrgern zu Rom Unruhe und Wider wertigkeit entſtunde/ da
kam Kaͤyſer Auguſtus auff das Capitolium und redete die Roͤmer
an mit dieſen Worten: Audite Juvenes ſenem quem ſenes audi-
vêre juvenem.
Das iſt/ Jhr junge Leut hoͤret mich Alten. Dann
euer alte Vorfahren haben mich gehoͤrt und mir gehorcht als ich noch
jung ware. Darauff wurde alles ſtill in gantz Rom/ und jederman
ſchaͤmte ſich daß er dem alten Kaͤyſer Auguſto etwas ſolle zuwider
thun/ welchen ſein Vater oder Großvater parirt und gehorchet hab.
Jhr Kinder zu S. Jacob/ hoͤret auch dieſe beyde alte Maͤnner und ge-
horchet ihn/ wann ſie euch zur Beſtaͤndigkeit im Beten und Kirchen
gehen ermahnen. Dann eure Vaͤter haben ſie gehoͤrt und ihnen gehor-
chet/ als ſie noch jung waren. Wir ſehen/ daß Gott/ uns allerhand
Dinge zeige/ am Himmel/ in der Lufft/ auff Erden/ und in dem Meer.
Am Himmel hat er uns gezeiget einen Cometen. Und es iſt niemals
ein Comet am Himmel geſtanden/ der nicht ein ſonderlichs Ungluͤck
bedeutet hat/ wie ich weitlaͤufftig erweiſen/ und durch die Hiſtorien
allerzeit gehen wolt/ wann es die Enge des Papiers leiden wolt. Jn
der Lufft predigt uns Gott mit groſſen Sturmwinden/ von welchen
Syr. c. 40. ſagt. Es ſind auch die Winde ein Theil zur Rache
geſchaffen/ und durch ihr Stuͤrmen thun ſie Schaden/
und wenn die Straffe kommen ſoll/ ſo toben ſie/ und rich-
ten den Zorn auß/ des/ der ſie geſchaffen hat.
Auff dem Meer
iſt in kurtzer Zeit ſolch Ungluͤck geſchehen/ als bey Menſchen Geden-
cken/ nicht geſchehen iſt. Wer hat erlebt/ oder von ſeinen Eltern gehoͤ-
ret/ daß ſolche Ding/ welche ſich dieſen Winter uͤber zugetragen/ im
Billwerder geſchehen ſeyen/ in den ſchoͤnen Luſt-Gaͤrten/ welche nicht
ungleich ſind den Luſt-Gaͤrten zu Sodoma/ von welchen der H. Geiſt
ſagt: Gen. 13. Daß ehe der HErꝛ Sodoma und Gomorra
verderbet/ ſeyen ſie Waſſerꝛeich geweſen/ biß man gen
Zoar kompt/ als ein Garten des HErꝛen gleich wie E-
gypten Land.
Egypten Land war vor andern Landſchafften ein herꝛ-
liches fruchtbares Land. Und Sodoma war wie ein Garten
des HErꝛen.
Das iſt/ als ein ſchoͤner Luſt-Garte/ darinnen Gott
ſelber ſich haͤtte erluſtigen moͤgen. Allein dieſe Fruchtbarkeit und Lieb-
ligkeit dieſes Landes Sodoma iſt bald hernach umb der Einwohner
Suͤnde willen vergangen/ da derſelbe Ort in das todte Meer ver-
kehret worden/ welches/ nur ſchaͤdlich boͤß Waſſer hat/ ſo noch von
Schweffel und Pech einen heßlichen Geſtanck von ſich gibt/ daß man
noch alſo auff den heutigen Tag ein greiffliches und Augenſcheinli-
ches Exempel des Zorns Gottes dran ſiehet/ da es zuvor als ein ſchoͤ-
ner Luſt-Garte/ und wie ein Paradieß geweſen iſt. Jch weis/ daß viel

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[914/0956] Litaney. nen in ihrem hohen Alter neue Adlers Krafft. Als einsmals unter den Buͤrgern zu Rom Unruhe und Wider wertigkeit entſtunde/ da kam Kaͤyſer Auguſtus auff das Capitolium und redete die Roͤmer an mit dieſen Worten: Audite Juvenes ſenem quem ſenes audi- vêre juvenem. Das iſt/ Jhr junge Leut hoͤret mich Alten. Dann euer alte Vorfahren haben mich gehoͤrt und mir gehorcht als ich noch jung ware. Darauff wurde alles ſtill in gantz Rom/ und jederman ſchaͤmte ſich daß er dem alten Kaͤyſer Auguſto etwas ſolle zuwider thun/ welchen ſein Vater oder Großvater parirt und gehorchet hab. Jhr Kinder zu S. Jacob/ hoͤret auch dieſe beyde alte Maͤnner und ge- horchet ihn/ wann ſie euch zur Beſtaͤndigkeit im Beten und Kirchen gehen ermahnen. Dann eure Vaͤter haben ſie gehoͤrt und ihnen gehor- chet/ als ſie noch jung waren. Wir ſehen/ daß Gott/ uns allerhand Dinge zeige/ am Himmel/ in der Lufft/ auff Erden/ und in dem Meer. Am Himmel hat er uns gezeiget einen Cometen. Und es iſt niemals ein Comet am Himmel geſtanden/ der nicht ein ſonderlichs Ungluͤck bedeutet hat/ wie ich weitlaͤufftig erweiſen/ und durch die Hiſtorien allerzeit gehen wolt/ wann es die Enge des Papiers leiden wolt. Jn der Lufft predigt uns Gott mit groſſen Sturmwinden/ von welchen Syr. c. 40. ſagt. Es ſind auch die Winde ein Theil zur Rache geſchaffen/ und durch ihr Stuͤrmen thun ſie Schaden/ und wenn die Straffe kommen ſoll/ ſo toben ſie/ und rich- ten den Zorn auß/ des/ der ſie geſchaffen hat. Auff dem Meer iſt in kurtzer Zeit ſolch Ungluͤck geſchehen/ als bey Menſchen Geden- cken/ nicht geſchehen iſt. Wer hat erlebt/ oder von ſeinen Eltern gehoͤ- ret/ daß ſolche Ding/ welche ſich dieſen Winter uͤber zugetragen/ im Billwerder geſchehen ſeyen/ in den ſchoͤnen Luſt-Gaͤrten/ welche nicht ungleich ſind den Luſt-Gaͤrten zu Sodoma/ von welchen der H. Geiſt ſagt: Gen. 13. Daß ehe der HErꝛ Sodoma und Gomorra verderbet/ ſeyen ſie Waſſerꝛeich geweſen/ biß man gen Zoar kompt/ als ein Garten des HErꝛen gleich wie E- gypten Land. Egypten Land war vor andern Landſchafften ein herꝛ- liches fruchtbares Land. Und Sodoma war wie ein Garten des HErꝛen. Das iſt/ als ein ſchoͤner Luſt-Garte/ darinnen Gott ſelber ſich haͤtte erluſtigen moͤgen. Allein dieſe Fruchtbarkeit und Lieb- ligkeit dieſes Landes Sodoma iſt bald hernach umb der Einwohner Suͤnde willen vergangen/ da derſelbe Ort in das todte Meer ver- kehret worden/ welches/ nur ſchaͤdlich boͤß Waſſer hat/ ſo noch von Schweffel und Pech einen heßlichen Geſtanck von ſich gibt/ daß man noch alſo auff den heutigen Tag ein greiffliches und Augenſcheinli- ches Exempel des Zorns Gottes dran ſiehet/ da es zuvor als ein ſchoͤ- ner Luſt-Garte/ und wie ein Paradieß geweſen iſt. Jch weis/ daß viel groſſe

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/956>, abgerufen am 22.11.2024.