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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
mel gerühret und Werber da seyn/ da hab er von seiner Mutter Ab-
schied genommen. Die Mutter habe ihm achtzehen Turnes geben/
welches ein Art Geld gewesen im Hessen Land/ und habe gesagt: Lie-
ber Sohn/ ich hah nicht mehr. Ziehe hin/ Gott gebe dir Glück und
Segen. Er ist hernach ein tapfferer Cavallier worden/ und zu Zeiten
Philips/ deß Großmütigen Landgrafen zu Hessen/ mit einer Armee
in Franckreich kommen/ da er sich sehr tapffer und männlich gehalten/
und bey Freunden und Feinden ein grosses Lob erlanget. Thuanus ge-
denckt seiner rühmlich/ und nennet ihn den Roltzhusenum. Man sagt/
daß er viel Maulesel mit Cronen beladen/ hab ins Hessen Land ge-
schickt/ und ein Hauß erbauen lassen/ welches damals ist klein Franck-
reich genennet worden. Allein/ nun stehet das Hauß/ und erinnert die
Posterität/ was das Soldaten Gut sey?

Salomo ließ zu seinem Bauwesen holen Hiram von Tyro/ der
war ein Meister in Ertz/ voll Weißheit und Verstand und Kunst zu
arbeiten allerley Ertzwerck. Ein grosser Herr thut weißlich/ wann er
gute Künstler und Werckmeister liebet und befördert. Ein guter
Meister macht ein Ding recht: Aber wer einen Hümpler dingt/ dem
wirds verderbet/ Prov. 26. Es ist nicht leicht außzusprechen/ was ei-
nem Land und einer Stadt gelegen sey an guten Handwersleuten.
Ein guter Meister ist wie eine gute Pflantze/ oder wie eine Tulipan.
Wann man eine Zwiebel von einer schönen Tulipan hat/ und man
nimbt die wol in acht/ so kan man über ein Jahr oder etzliche deren viel
im Garten haben. Also wann ein guter Künstler in ein Land kombt/
der macht so viel Lehrjungen und discipul, daß hernach die Kunst im
gantzen Land außgebreitet wird. Wie viel Oratores sind in den Nie-
derlanden hiebevor kommen von dem einigen Lipsio? Wie viel Mah-
ler sind in Teutschland kommen von Albert Durer von Nürnberg?
Da der Duc de Alba in den Niederlanden tyrannisirt hat/ da hat sich
ein Barchen-Weber gesetzt nach Mainungen in die Grafschafft Hen-
neberg/ und hat dem Churfürsten versprochen von einer jeden Ell
Barchen einen Pfenning zu geben. Dieser Barchen-Weber hat etzli-
che Knecht gehabt/ welche sich in Ehestand begeben/ und haben Kin-
der gezeuget/ dadurch ist das gantze Städtlein zierlich gebauet wor-
den. Und dieser Pfenning hat deß Jahrs keine gemeine Summ ge-
macht. Es sind keine bessere Bergwerck in gantz Teutschland/ als in
der Grafschafft Waldeck/ welches abzuehmen ist auß dem Goldsand/
welch er in der Edder gefunden wird. Jch hab einmal mit dem auff-
richtigen Teutschen Helden/ Herrn Graf Philipsen/ von Waldeck
hochsel. Gedächtnüs davon geredet/ und sagte: Jch sehe/ daß zu Wil-
dungen eine gute Schul sey. Jch rathe Jhr Hochgräfl. Gnaden/ daß
Sie den Bürgern zureden/ daß sie ihre Kinder nicht alle/ wann sie

die
D v

Regenten-Spiegel.
mel geruͤhret und Werber da ſeyn/ da hab er von ſeiner Mutter Ab-
ſchied genommen. Die Mutter habe ihm achtzehen Turnes geben/
welches ein Art Geld geweſen im Heſſen Land/ und habe geſagt: Lie-
ber Sohn/ ich hah nicht mehr. Ziehe hin/ Gott gebe dir Gluͤck und
Segen. Er iſt hernach ein tapfferer Cavallier worden/ und zu Zeiten
Philips/ deß Großmuͤtigen Landgrafen zu Heſſen/ mit einer Armee
in Franckreich kommen/ da er ſich ſehr tapffer und maͤnnlich gehalten/
und bey Freunden und Feinden ein groſſes Lob erlanget. Thuanus ge-
denckt ſeiner ruͤhmlich/ und nennet ihn den Roltzhuſenum. Man ſagt/
daß er viel Mauleſel mit Cronen beladen/ hab ins Heſſen Land ge-
ſchickt/ und ein Hauß erbauen laſſen/ welches damals iſt klein Franck-
reich genennet worden. Allein/ nun ſtehet das Hauß/ und erinnert die
Poſteritaͤt/ was das Soldaten Gut ſey?

Salomo ließ zu ſeinem Bauweſen holen Hiram von Tyro/ der
war ein Meiſter in Ertz/ voll Weißheit und Verſtand und Kunſt zu
arbeiten allerley Ertzwerck. Ein groſſer Herr thut weißlich/ wann er
gute Kuͤnſtler und Werckmeiſter liebet und befoͤrdert. Ein guter
Meiſter macht ein Ding recht: Aber wer einen Huͤmpler dingt/ dem
wirds verderbet/ Prov. 26. Es iſt nicht leicht außzuſprechen/ was ei-
nem Land und einer Stadt gelegen ſey an guten Handwersleuten.
Ein guter Meiſter iſt wie eine gute Pflantze/ oder wie eine Tulipan.
Wann man eine Zwiebel von einer ſchoͤnen Tulipan hat/ und man
nimbt die wol in acht/ ſo kan man uͤber ein Jahr oder etzliche deren viel
im Garten haben. Alſo wann ein guter Kuͤnſtler in ein Land kombt/
der macht ſo viel Lehrjungen und diſcipul, daß hernach die Kunſt im
gantzen Land außgebreitet wird. Wie viel Oratores ſind in den Nie-
derlanden hiebevor kommen von dem einigen Lipſio? Wie viel Mah-
ler ſind in Teutſchland kommen von Albert Durer von Nuͤrnberg?
Da der Duc de Alba in den Niederlanden tyranniſirt hat/ da hat ſich
ein Barchen-Weber geſetzt nach Mainungen in die Grafſchafft Hen-
neberg/ und hat dem Churfuͤrſten verſprochen von einer jeden Ell
Barchen einen Pfenning zu geben. Dieſer Barchen-Weber hat etzli-
che Knecht gehabt/ welche ſich in Eheſtand begeben/ und haben Kin-
der gezeuget/ dadurch iſt das gantze Staͤdtlein zierlich gebauet wor-
den. Und dieſer Pfenning hat deß Jahrs keine gemeine Summ ge-
macht. Es ſind keine beſſere Bergwerck in gantz Teutſchland/ als in
der Grafſchafft Waldeck/ welches abzuehmen iſt auß dem Goldſand/
welch er in der Edder gefunden wird. Jch hab einmal mit dem auff-
richtigen Teutſchen Helden/ Herꝛn Graf Philipſen/ von Waldeck
hochſel. Gedaͤchtnuͤs davon geredet/ und ſagte: Jch ſehe/ daß zu Wil-
dungen eine gute Schul ſey. Jch rathe Jhr Hochgraͤfl. Gnaden/ daß
Sie den Buͤrgern zureden/ daß ſie ihre Kinder nicht alle/ wann ſie

die
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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/99>, abgerufen am 21.11.2024.