göttin der Griechen, ihr in das Herz gegeben, im Pal¬ laste zu bleiben. Sie hatte eben ihr Gemach verlassen und wollte das Zimmer ihrer Schwester aufsuchen, als sie den unerwartet daher schreitenden Helden begegnete. Beim Anblicke der Herrlichen that sie einen lauten Schrei. Auf ihren Ruf stürzte Chalciope mit allen ihren Diene¬ rinnen aus ihrem Gemache hervor. Auch diese Schwe¬ ster brach in einen lauten Jubelruf aus und streckte dank¬ sagend ihre Hände gen Himmel, denn sie erkannte in vieren der jungen Helden ihre eigenen Kinder, die Söhne des Phrixus. Diese sanken in die Arme ihrer Mutter und lange nahm das Grüßen und Weinen kein Ende.
Medea und Aeetes.
Zuletzt kam auch Aeetes heraus mit seiner Gemahlin Idya, denn der Jubel und die Thränen ihrer Tochter hatten sie herausgelockt. Sogleich füllte sich der ganze Vorhof mit Getümmel: hier waren Sklaven damit be¬ schäftigt, einen stattlichen Stier für die neuen Gäste zu schlachten; dort spalteten andere dürres Holz für den Herd; wieder andere wärmten Wasser in Becken am Feuer: da war keiner, der nicht im Dienste des Königes etwas zu thun gefunden hätte. Aber ihnen Allen unge¬ sehen schwebte hoch in der Luft der Liebesgott, zog einen schmerzbringenden Pfeil, senkte sich mit diesem unsichtbar zur Erde nieder, und hinter Jason zusammengekauert, schnellte er vom gespannten Bogen das Geschoß auf die Königstochter Medea, der bald der Pfeil, dessen Flug Niemand und sie selbst nicht bemerkt hatte, unter der
göttin der Griechen, ihr in das Herz gegeben, im Pal¬ laſte zu bleiben. Sie hatte eben ihr Gemach verlaſſen und wollte das Zimmer ihrer Schweſter aufſuchen, als ſie den unerwartet daher ſchreitenden Helden begegnete. Beim Anblicke der Herrlichen that ſie einen lauten Schrei. Auf ihren Ruf ſtürzte Chalciope mit allen ihren Diene¬ rinnen aus ihrem Gemache hervor. Auch dieſe Schwe¬ ſter brach in einen lauten Jubelruf aus und ſtreckte dank¬ ſagend ihre Hände gen Himmel, denn ſie erkannte in vieren der jungen Helden ihre eigenen Kinder, die Söhne des Phrixus. Dieſe ſanken in die Arme ihrer Mutter und lange nahm das Grüßen und Weinen kein Ende.
Medea und Aeetes.
Zuletzt kam auch Aeetes heraus mit ſeiner Gemahlin Idya, denn der Jubel und die Thränen ihrer Tochter hatten ſie herausgelockt. Sogleich füllte ſich der ganze Vorhof mit Getümmel: hier waren Sklaven damit be¬ ſchäftigt, einen ſtattlichen Stier für die neuen Gäſte zu ſchlachten; dort ſpalteten andere dürres Holz für den Herd; wieder andere wärmten Waſſer in Becken am Feuer: da war keiner, der nicht im Dienſte des Königes etwas zu thun gefunden hätte. Aber ihnen Allen unge¬ ſehen ſchwebte hoch in der Luft der Liebesgott, zog einen ſchmerzbringenden Pfeil, ſenkte ſich mit dieſem unſichtbar zur Erde nieder, und hinter Jaſon zuſammengekauert, ſchnellte er vom geſpannten Bogen das Geſchoß auf die Königstochter Medea, der bald der Pfeil, deſſen Flug Niemand und ſie ſelbſt nicht bemerkt hatte, unter der
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göttin der Griechen, ihr in das Herz gegeben, im Pal¬
laſte zu bleiben. Sie hatte eben ihr Gemach verlaſſen
und wollte das Zimmer ihrer Schweſter aufſuchen, als
ſie den unerwartet daher ſchreitenden Helden begegnete.
Beim Anblicke der Herrlichen that ſie einen lauten Schrei.
Auf ihren Ruf ſtürzte Chalciope mit allen ihren Diene¬
rinnen aus ihrem Gemache hervor. Auch dieſe Schwe¬
ſter brach in einen lauten Jubelruf aus und ſtreckte dank¬
ſagend ihre Hände gen Himmel, denn ſie erkannte in
vieren der jungen Helden ihre eigenen Kinder, die Söhne
des Phrixus. Dieſe ſanken in die Arme ihrer Mutter
und lange nahm das Grüßen und Weinen kein Ende.
Medea und Aeetes .
Zuletzt kam auch Aeetes heraus mit ſeiner Gemahlin
Idya, denn der Jubel und die Thränen ihrer Tochter
hatten ſie herausgelockt. Sogleich füllte ſich der ganze
Vorhof mit Getümmel: hier waren Sklaven damit be¬
ſchäftigt, einen ſtattlichen Stier für die neuen Gäſte zu
ſchlachten; dort ſpalteten andere dürres Holz für den
Herd; wieder andere wärmten Waſſer in Becken am
Feuer: da war keiner, der nicht im Dienſte des Königes
etwas zu thun gefunden hätte. Aber ihnen Allen unge¬
ſehen ſchwebte hoch in der Luft der Liebesgott, zog einen
ſchmerzbringenden Pfeil, ſenkte ſich mit dieſem unſichtbar
zur Erde nieder, und hinter Jaſon zuſammengekauert,
ſchnellte er vom geſpannten Bogen das Geſchoß auf die
Königstochter Medea, der bald der Pfeil, deſſen Flug
Niemand und ſie ſelbſt nicht bemerkt hatte, unter der
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/148>, abgerufen am 23.11.2024.
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