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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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aber Eurystheus zwei nicht gelten ließ, so mußte er sich
bequemen, noch zwei weitere zu verrichten.

Einst, bei der feierlichen Vermählung Jupiters
mit Juno, als alle Götter dem erhabenen Paar ihre
Hochzeitgeschenke darbrachten, wollte auch Gäa, die Erde,
nicht zurückbleiben; sie ließ am Westgestade des großen
Weltmeeres einen ästereichen Baum voll goldener Aepfel
hervorwachsen. Vier Jungfrauen, Hesperiden genannt,
Töchter der Nacht, waren die Wächterinnen dieses heili¬
gen Gartens, den außerdem noch ein hundertköpfiger
Drache bewachte, Ladon, ein Sprößling des Phorkys,
des berühmten Vaters so vieler Ungeheuer, und der erd¬
geborenen Ceto. Kein Schlaf kam je über die Augen
dieses Drachen, und ein fürchterliches Gezisch verkündete
seine Nähe, denn jede seiner hundert Kehlen ließ eine
andere Stimme hören. Diesem Ungeheuer, so lautete der
Befehl des Eurystheus, sollte Herkules die goldenen Aepfel
der Hesperiden entreißen. Der Halbgott machte sich auf
den langen und abentheuervollen Weg, auf welchem er
sich dem blinden Zufall überließ, denn er wußte nicht,
wo die Hesperiden wohnen. Zuerst gelangte er nach
Thessalien, wo der Riese Termerus hauste, der alle
Reisenden, denen er begegnete, mit seinem harten Hirn¬
kasten zu Tode rannte. Aber an des göttlichen Herkules
Schädel zersplitterte das Haupt des Riesen. Weiter vor¬
wärts, am Flusse Echedorus, kam dem Helden ein an¬
deres Ungethüm in den Weg, Cycnus, der Sohn des
Mars und der Pyrene. Dieser, von dem Halbgotte nach
den Gärten der Hesperiden befragt, forderte statt aller
Antwort den Wanderer zum Zweikampf heraus, und wurde
von Herkules erschlagen. Da erschien Mars, der Gott

aber Euryſtheus zwei nicht gelten ließ, ſo mußte er ſich
bequemen, noch zwei weitere zu verrichten.

Einſt, bei der feierlichen Vermählung Jupiters
mit Juno, als alle Götter dem erhabenen Paar ihre
Hochzeitgeſchenke darbrachten, wollte auch Gäa, die Erde,
nicht zurückbleiben; ſie ließ am Weſtgeſtade des großen
Weltmeeres einen äſtereichen Baum voll goldener Aepfel
hervorwachſen. Vier Jungfrauen, Heſperiden genannt,
Töchter der Nacht, waren die Wächterinnen dieſes heili¬
gen Gartens, den außerdem noch ein hundertköpfiger
Drache bewachte, Ladon, ein Sprößling des Phorkys,
des berühmten Vaters ſo vieler Ungeheuer, und der erd¬
geborenen Ceto. Kein Schlaf kam je über die Augen
dieſes Drachen, und ein fürchterliches Geziſch verkündete
ſeine Nähe, denn jede ſeiner hundert Kehlen ließ eine
andere Stimme hören. Dieſem Ungeheuer, ſo lautete der
Befehl des Euryſtheus, ſollte Herkules die goldenen Aepfel
der Heſperiden entreißen. Der Halbgott machte ſich auf
den langen und abentheuervollen Weg, auf welchem er
ſich dem blinden Zufall überließ, denn er wußte nicht,
wo die Heſperiden wohnen. Zuerſt gelangte er nach
Theſſalien, wo der Rieſe Termerus hauste, der alle
Reiſenden, denen er begegnete, mit ſeinem harten Hirn¬
kaſten zu Tode rannte. Aber an des göttlichen Herkules
Schädel zerſplitterte das Haupt des Rieſen. Weiter vor¬
wärts, am Fluſſe Echedorus, kam dem Helden ein an¬
deres Ungethüm in den Weg, Cycnus, der Sohn des
Mars und der Pyrene. Dieſer, von dem Halbgotte nach
den Gärten der Heſperiden befragt, forderte ſtatt aller
Antwort den Wanderer zum Zweikampf heraus, und wurde
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[232/0258] aber Euryſtheus zwei nicht gelten ließ, ſo mußte er ſich bequemen, noch zwei weitere zu verrichten. Einſt, bei der feierlichen Vermählung Jupiters mit Juno, als alle Götter dem erhabenen Paar ihre Hochzeitgeſchenke darbrachten, wollte auch Gäa, die Erde, nicht zurückbleiben; ſie ließ am Weſtgeſtade des großen Weltmeeres einen äſtereichen Baum voll goldener Aepfel hervorwachſen. Vier Jungfrauen, Heſperiden genannt, Töchter der Nacht, waren die Wächterinnen dieſes heili¬ gen Gartens, den außerdem noch ein hundertköpfiger Drache bewachte, Ladon, ein Sprößling des Phorkys, des berühmten Vaters ſo vieler Ungeheuer, und der erd¬ geborenen Ceto. Kein Schlaf kam je über die Augen dieſes Drachen, und ein fürchterliches Geziſch verkündete ſeine Nähe, denn jede ſeiner hundert Kehlen ließ eine andere Stimme hören. Dieſem Ungeheuer, ſo lautete der Befehl des Euryſtheus, ſollte Herkules die goldenen Aepfel der Heſperiden entreißen. Der Halbgott machte ſich auf den langen und abentheuervollen Weg, auf welchem er ſich dem blinden Zufall überließ, denn er wußte nicht, wo die Heſperiden wohnen. Zuerſt gelangte er nach Theſſalien, wo der Rieſe Termerus hauste, der alle Reiſenden, denen er begegnete, mit ſeinem harten Hirn¬ kaſten zu Tode rannte. Aber an des göttlichen Herkules Schädel zerſplitterte das Haupt des Rieſen. Weiter vor¬ wärts, am Fluſſe Echedorus, kam dem Helden ein an¬ deres Ungethüm in den Weg, Cycnus, der Sohn des Mars und der Pyrene. Dieſer, von dem Halbgotte nach den Gärten der Heſperiden befragt, forderte ſtatt aller Antwort den Wanderer zum Zweikampf heraus, und wurde von Herkules erſchlagen. Da erſchien Mars, der Gott

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/258>, abgerufen am 22.11.2024.