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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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lung der Staatsverhältnisse weniger willkommen war,
fürchteten sich vor seiner Beliebtheit beim Volke, der
großen Macht, die er bereits besaß und seinem wohlbekann¬
ten kühnen Muthe. Sie wollten daher lieber der Ueber¬
redung desjenigen nachgeben, der sie zwingen konnte.

So hob er denn alle einzelnen Rathhäuser und unab¬
hängigen Obrigkeiten in den Gemeinden auf, und grün¬
dete ein allen gemeinsames Rathhaus mitten in der Stadt,
stiftete auch ein Fest für alle Staatsbürger, welches
er das Allathenerfest nannte. Erst jetzt wurde Athen zu
einer förmlichen Stadt, und auch sein Name Athen wurde
jetzt erst recht gangbar. Vorher war es nichts anders
als eine Königsburg gewesen, Cekropsburg von ihrem
Gründer benannt, und nur wenige Bürgershäuser waren
darum hergestanden. Um diese neue Stadt noch mehr
zu vergrößern, rief er unter Zusicherung gleicher Bürger¬
rechte aus allen Gegenden neue Ansiedler herbei, denn
er wollte in Athen einen allgemeinen Völkerverein grün¬
den. Damit aber die zusammengeströmte Menschenmenge
nicht Unordnung in den neu begründeten Staat brächte,
theilte er das Volk zuerst in Edle, Landbauern und Hand¬
werker, und wies jedem Stande seine eigenthümlichen Rech¬
te und Pflichten zu, so daß die Edeln durch Ansehen und
Amtsthätigkeit, die Landbauern durch ihre Nützlichkeit, die
Handwerker durch ihre Menge den Vorzug zu haben
schienen. Seine eigene Gewalt als König beschränkte
er, wie er versprochen hatte, und machte sie von dem
Rathe der Edeln und der Versammlung des Volkes ab¬
hängig.


lung der Staatsverhältniſſe weniger willkommen war,
fürchteten ſich vor ſeiner Beliebtheit beim Volke, der
großen Macht, die er bereits beſaß und ſeinem wohlbekann¬
ten kühnen Muthe. Sie wollten daher lieber der Ueber¬
redung desjenigen nachgeben, der ſie zwingen konnte.

So hob er denn alle einzelnen Rathhäuſer und unab¬
hängigen Obrigkeiten in den Gemeinden auf, und grün¬
dete ein allen gemeinſames Rathhaus mitten in der Stadt,
ſtiftete auch ein Feſt für alle Staatsbürger, welches
er das Allathenerfeſt nannte. Erſt jetzt wurde Athen zu
einer förmlichen Stadt, und auch ſein Name Athen wurde
jetzt erſt recht gangbar. Vorher war es nichts anders
als eine Königsburg geweſen, Cekropsburg von ihrem
Gründer benannt, und nur wenige Bürgershäuſer waren
darum hergeſtanden. Um dieſe neue Stadt noch mehr
zu vergrößern, rief er unter Zuſicherung gleicher Bürger¬
rechte aus allen Gegenden neue Anſiedler herbei, denn
er wollte in Athen einen allgemeinen Völkerverein grün¬
den. Damit aber die zuſammengeſtrömte Menſchenmenge
nicht Unordnung in den neu begründeten Staat brächte,
theilte er das Volk zuerſt in Edle, Landbauern und Hand¬
werker, und wies jedem Stande ſeine eigenthümlichen Rech¬
te und Pflichten zu, ſo daß die Edeln durch Anſehen und
Amtsthätigkeit, die Landbauern durch ihre Nützlichkeit, die
Handwerker durch ihre Menge den Vorzug zu haben
ſchienen. Seine eigene Gewalt als König beſchränkte
er, wie er verſprochen hatte, und machte ſie von dem
Rathe der Edeln und der Verſammlung des Volkes ab¬
hängig.


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[292/0318] lung der Staatsverhältniſſe weniger willkommen war, fürchteten ſich vor ſeiner Beliebtheit beim Volke, der großen Macht, die er bereits beſaß und ſeinem wohlbekann¬ ten kühnen Muthe. Sie wollten daher lieber der Ueber¬ redung desjenigen nachgeben, der ſie zwingen konnte. So hob er denn alle einzelnen Rathhäuſer und unab¬ hängigen Obrigkeiten in den Gemeinden auf, und grün¬ dete ein allen gemeinſames Rathhaus mitten in der Stadt, ſtiftete auch ein Feſt für alle Staatsbürger, welches er das Allathenerfeſt nannte. Erſt jetzt wurde Athen zu einer förmlichen Stadt, und auch ſein Name Athen wurde jetzt erſt recht gangbar. Vorher war es nichts anders als eine Königsburg geweſen, Cekropsburg von ihrem Gründer benannt, und nur wenige Bürgershäuſer waren darum hergeſtanden. Um dieſe neue Stadt noch mehr zu vergrößern, rief er unter Zuſicherung gleicher Bürger¬ rechte aus allen Gegenden neue Anſiedler herbei, denn er wollte in Athen einen allgemeinen Völkerverein grün¬ den. Damit aber die zuſammengeſtrömte Menſchenmenge nicht Unordnung in den neu begründeten Staat brächte, theilte er das Volk zuerſt in Edle, Landbauern und Hand¬ werker, und wies jedem Stande ſeine eigenthümlichen Rech¬ te und Pflichten zu, ſo daß die Edeln durch Anſehen und Amtsthätigkeit, die Landbauern durch ihre Nützlichkeit, die Handwerker durch ihre Menge den Vorzug zu haben ſchienen. Seine eigene Gewalt als König beſchränkte er, wie er verſprochen hatte, und machte ſie von dem Rathe der Edeln und der Verſammlung des Volkes ab¬ hängig.

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/318>, abgerufen am 22.11.2024.