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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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durchbohrt wurde. Der Baum wurde von dem Gewichte
des Drachen krumm gebogen und seufzte, weil er sich
den Stamm von der Spitze des Schweifes gepeitscht
fühlte. Nun war der Feind überwältigt.

Kadmus betrachtete den erlegten Drachen lange; als
er sich wieder umsah, stand Pallas-Athene (Minerva), die
vom Himmel herniedergefahren war, zu seiner Seite, und
befahl ihm sofort die Zähne des Drachen als Nachwuchs
künftigen Volkes in aufgelockertes Erdreich zu säen. Er
gehorchte der Göttin, öffnete mit dem Pflug eine breite
Furche auf dem Boden, und fing an die Drachenzähne,
wie ihm befohlen war, die Oeffnung entlang auszustreuen.
Auf einmal begann die Scholle sich zu rühren, und aus
den Furchen hervor blickte zuerst nur die Spitze einer
Lanze, dann kam ein Helm hervor, auf welchem ein far¬
biger Busch sich schwenkte, bald ragten Schulter und
Brust, und bewaffnete Arme aus dem Boden, und endlich
stand ein gerüsteter Krieger, vom Kopf bis zum Fuße
der Erde entwachsen, da. Dieß geschah an vielen Orten
zugleich, und eine ganze Saat bewaffneter Männer wuchs
vor den Augen des Phöniziers empor.

Agenors Sohn erschrack und war gefaßt darauf,
einen neuen Feind bekämpfen zu müssen. Aber einer von
dem erdentsprossenen Volke rief ihm zu: "Nimm die
Waffen nicht, menge dich nicht in innere Kriege!" So¬
fort holte dieser auf einen der ihm zunächst aus der
Furche hervorgekommenen Brüder mit einem Schwert¬
streich aus; ihn selbst streckte zu gleicher Zeit ein Wurf¬
spieß nieder, der aus der Ferne geflogen kam. Auch der,
welcher ihm den Tod gegeben, verhauchte unter einer
Wunde den kaum empfangenen Lebensathem bald wieder.

durchbohrt wurde. Der Baum wurde von dem Gewichte
des Drachen krumm gebogen und ſeufzte, weil er ſich
den Stamm von der Spitze des Schweifes gepeitſcht
fühlte. Nun war der Feind überwältigt.

Kadmus betrachtete den erlegten Drachen lange; als
er ſich wieder umſah, ſtand Pallas-Athene (Minerva), die
vom Himmel herniedergefahren war, zu ſeiner Seite, und
befahl ihm ſofort die Zähne des Drachen als Nachwuchs
künftigen Volkes in aufgelockertes Erdreich zu ſäen. Er
gehorchte der Göttin, öffnete mit dem Pflug eine breite
Furche auf dem Boden, und fing an die Drachenzähne,
wie ihm befohlen war, die Oeffnung entlang auszuſtreuen.
Auf einmal begann die Scholle ſich zu rühren, und aus
den Furchen hervor blickte zuerſt nur die Spitze einer
Lanze, dann kam ein Helm hervor, auf welchem ein far¬
biger Buſch ſich ſchwenkte, bald ragten Schulter und
Bruſt, und bewaffnete Arme aus dem Boden, und endlich
ſtand ein gerüſteter Krieger, vom Kopf bis zum Fuße
der Erde entwachſen, da. Dieß geſchah an vielen Orten
zugleich, und eine ganze Saat bewaffneter Männer wuchs
vor den Augen des Phöniziers empor.

Agenors Sohn erſchrack und war gefaßt darauf,
einen neuen Feind bekämpfen zu müſſen. Aber einer von
dem erdentſproſſenen Volke rief ihm zu: „Nimm die
Waffen nicht, menge dich nicht in innere Kriege!“ So¬
fort holte dieſer auf einen der ihm zunächſt aus der
Furche hervorgekommenen Brüder mit einem Schwert¬
ſtreich aus; ihn ſelbſt ſtreckte zu gleicher Zeit ein Wurf¬
ſpieß nieder, der aus der Ferne geflogen kam. Auch der,
welcher ihm den Tod gegeben, verhauchte unter einer
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[47/0073] durchbohrt wurde. Der Baum wurde von dem Gewichte des Drachen krumm gebogen und ſeufzte, weil er ſich den Stamm von der Spitze des Schweifes gepeitſcht fühlte. Nun war der Feind überwältigt. Kadmus betrachtete den erlegten Drachen lange; als er ſich wieder umſah, ſtand Pallas-Athene (Minerva), die vom Himmel herniedergefahren war, zu ſeiner Seite, und befahl ihm ſofort die Zähne des Drachen als Nachwuchs künftigen Volkes in aufgelockertes Erdreich zu ſäen. Er gehorchte der Göttin, öffnete mit dem Pflug eine breite Furche auf dem Boden, und fing an die Drachenzähne, wie ihm befohlen war, die Oeffnung entlang auszuſtreuen. Auf einmal begann die Scholle ſich zu rühren, und aus den Furchen hervor blickte zuerſt nur die Spitze einer Lanze, dann kam ein Helm hervor, auf welchem ein far¬ biger Buſch ſich ſchwenkte, bald ragten Schulter und Bruſt, und bewaffnete Arme aus dem Boden, und endlich ſtand ein gerüſteter Krieger, vom Kopf bis zum Fuße der Erde entwachſen, da. Dieß geſchah an vielen Orten zugleich, und eine ganze Saat bewaffneter Männer wuchs vor den Augen des Phöniziers empor. Agenors Sohn erſchrack und war gefaßt darauf, einen neuen Feind bekämpfen zu müſſen. Aber einer von dem erdentſproſſenen Volke rief ihm zu: „Nimm die Waffen nicht, menge dich nicht in innere Kriege!“ So¬ fort holte dieſer auf einen der ihm zunächſt aus der Furche hervorgekommenen Brüder mit einem Schwert¬ ſtreich aus; ihn ſelbſt ſtreckte zu gleicher Zeit ein Wurf¬ ſpieß nieder, der aus der Ferne geflogen kam. Auch der, welcher ihm den Tod gegeben, verhauchte unter einer Wunde den kaum empfangenen Lebensathem bald wieder.

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/73>, abgerufen am 21.11.2024.